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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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Pembertons Miene melancholische Züge an, während sie ihre Gefährtin betrachtete. „Ein so kluger Kopf – auf so jungen Schultern … Doch Sie sollten bedenken, Juliet, auch die Liebe kann großen Kummer heraufbeschwören.“
    „Ja, wenn sie einseitig ist, wenn die Gefühle nicht erwidert werden.“
    Geistesabwesend blickte Cordelia in die Ferne und seufzte tief auf. „Vor einigen Jahren liebte Dominic eine Frau – Amelia. Er liebte sie heiß und innig. Zu sehr. Was er für sie empfand, vernichtete ihn fast, denn sie …“ Nun unterbrach sie sich, als wollte sie nicht zu viel verraten. „Nach ihrem Tod gelobte er sich, sein Herz nie wieder einer Frau zu schenken. So schmerzlich war es, die Verzweiflung mit anzusehen, zu der Amelias Verlust ihn trieb. Deshalb entschied unser Vater, ein Offizierspatent bei der Armee würde ihm guttun.“
    „Warum erzählen Sie mir das, Lady Pemberton? Ich bin Lord Lansdownes Angestellte, und sein Privatleben geht mich nichts an.“
    „Das erwähne ich, weil Sie anders sind, meine Liebe“, betonte Ihre Ladyschaft. „Mir fiel auf, wie er Sie anschaut. Auf diese Weise hat er schon lange keine Frau mehr beobachtet.“
    Juliet starrte sie verstört und sprachlos an.
    Zum Glück musste sie nicht antworten, denn in diesem Moment schrie die Menschenmenge auf. Beide Frauen wandten sich zur Ziellinie, und Juliet sah Lord Lansdowne vor den anderen Reitern herangaloppieren. Mit langen, raumgreifenden Schritten sprengte sein Hengst dahin, pfeilschnell und leichtfüßig. Jubelnd feuerte das Publikum den Duke an.
    Von der allgemeinen Begeisterung mitgerissen, sprang Juliet auf, stimmte in das Freudenschrei ein und klatschte stürmisch, als der Sieger gute drei Pferdelängen vor den Konkurrenten die Ziellinie überquerte.
    Triumphierend beugte er sich vor und streichelte den Hals des Fuchses. Dann lachte er schallend, sodass seine weißen Zähne blitzten. Offensichtlich war er sehr zufrieden mit dem tüchtigen Hengst und seiner eigenen Leistung. Er schwang sich aus dem Sattel und nahm in bester Stimmung die Gratulationen zahlreicher Bewunderer entgegen. Besonders eifrig umringten ihn die Männer, die auf seinen Sieg gewettet hatten.
    Cordelia musterte Juliets gerötete Wangen, das sanfte Lächeln. Und da kam ihr ein unglaublicher Gedanke, der sich nicht verdrängen ließ. Welch ein schönes Paar wären die beiden, so gut sahen sie zusammen aus, irgendwie so – richtig …
    Wie großartig wäre es, würde Dominic sich ernsthaft in Miss Lockwood verlieben, die Konventionen missachten und sie heiraten! Natürlich war Juliet eine völlig unpassende Braut für einen Duke, und die Aristokratie würde entrüstet gegen eine solche Verbindung protestieren. Aber er könnte sich darüber hinwegsetzen.
    Juliet war intelligent und vernünftig, eine Frau, die ihre eigene Meinung vertrat und nicht zögerte, ihre Gedanken auszusprechen. Außerdem besaß sie ein warmherziges Wesen und würde einen Ehemann glücklich machen. Warum also nicht Dominic?
    Wenn die beiden zueinanderfänden – dabei würde noch ein weiterer Vorteil herausspringen. Endlich hätte Frances Parker, Dominics Londoner Mätresse, das Nachsehen. Denn Miss Lockwood war gewiss nicht die Frau, die eine Geliebte ihres Gemahls dulden würde.
    An diesem und am folgenden Tag sah Juliet ihren Arbeitgeber nicht mehr, denn er übernachtete bei Freunden, die er auf die Jagd begleitete. Während sie am Vormittag in der Bibliothek saß, kam ein Lakai zu ihr und überreichte ihr einen Brief, der soeben abgegeben worden war. Zunächst dachte sie, eine Freundin aus der Academy hätte ihr geschrieben. Doch sie kannte die Handschrift nicht, und wie sie feststellte, stammte das Schreiben aus Schottland.
    Sie ergriff den Brieföffner, schlitzte den Brief auf und entfaltete ihn. Als sie die wenigen Zeilen las, wurde ihr Mund trocken. Eine Nachricht ihres Großvaters … Von diesem Mann zu hören, hatte sie zuallerletzt erwartet. Hastig überflog sie die wenigen Zeilen ein zweites Mal. Dann faltete sie das Blatt zusammen und steckte es verwirrt in die Tasche ihres Rocks. Was sollte sie davon halten?
    Überrascht und erleichtert begrüßte Juliet ihren Bruder. An diesem Nachmittag kam er ins Lansdowne House, um ihr mitzuteilen, er würde schon ein paar Tage früher als geplant nach London fahren. Nun wollte er sich von ihr verabschieden. Sie empfing ihn in der Bibliothek, erfreut über das Wiedersehen, obwohl sie sich wegen der Dienstboten sorgte. Was

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