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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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Miss Lockwood!“, grüßte die Besucherin und rauschte zu ihr. „Soeben habe ich die Bekanntschaft Ihres Bruders gemacht.“ Sie schaute von einem zum anderen. „Allerdings hätte ich diese Verwandtschaft nicht vermutet, weil Sie einander kein bisschen gleichen.“
    „Juliet ist meine Halbschwester“, erklärte Robby und versprühte seinen üblichen Charme, nicht im Mindesten von Miss Howard eingeschüchtert. „Wir haben einen gemeinsamen Vater.“
    „Trotzdem würde man mit einer gewissen Ähnlichkeit rechnen“, beharrte sie und musterte Juliet hochmütig. „Ich habe meinen Bruder hierher begleitet. Neulich lieh er sich eines von Lord Lansdownes Pferden aus. Das bringt er heute zurück. Und während er mit den Reitknechten fachsimpelt, dachte ich mir, ich könnte die Gelegenheit nutzen und Ihren Arbeitsplatz inspizieren, Miss Lockwood.“
    „Ach, tatsächlich?“ Juliet hob die Brauen und knirschte dabei mit den Zähnen. „Mit Ihrem Wunsch überraschen Sie mich, Miss Howard.“
    Da Robby die Spannung zwischen den beiden Frauen spürte, mischte er sich hastig ein. „Ich bleibe besser nicht zum Tee, Juliet. Wenn ich die Postkutsche nach London erreichen will, muss ich mich beeilen.“
    Bittere Enttäuschung verdunkelte ihre Augen. „So … so früh musst du schon aufbrechen?“
    „Ja, tut mir leid, Liebes.“ Er nahm sie in die Arme, dann verneigte er sich höflich vor Geraldine. „Leben Sie wohl, Miss Howard, es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.“
    Juliet begleitete ihn in die Halle, denn sie wollte sich ungestört von ihm verabschieden und versprach, sie würde ihn vor seiner Reise nach New York in London besuchen. Nur widerwillig kehrte sie zu Geraldine zurück, die ihr den Rücken zuwandte und sich für den Inhalt der Vitrine zu interessieren schien.
    „Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, Miss Howard? Vielleicht eine Tasse Tee?“
    Langsam drehte Geraldine sich um, ihr Retikül an die Taille gepresst, und taxierte Juliet von oben bis unten, als stünde sie einer Bettlerin gegenüber, die so dreist war, sie auf der Straße anzusprechen. Lächelnd entblößte sie ihre ebenmäßigen weißen Zähne. „Nein, ich denke nicht. Mit Dienstboten pflege ich nicht Tee zu trinken. Wie lange werden Sie noch für Lord Lansdowne arbeiten, Miss Lockwood?“
    „Solange es dauern wird. Natürlich ist das ausschließlich Lord Lansdownes und meine Sache.“
    „Gewiss. Und ich nehme an, Sie hoffen, Ihre Arbeit zu vollenden?“
    „Ja. Wenn ich mit einem Projekt anfange, bringe ich es stets zu Ende.“
    „Zweifellos …“ Geraldine strich über den schimmernden grünen Samt ihres Reitkostüms, wobei sie es sichtlich genoss, wie weich sich das edle Material anfühlte. Arrogant warf sie ihren Kopf in den Nacken. Die Diamanten an ihren Ohrläppchen fingen funkelnd das Licht ein.
    Diesem Mädchen aus einer niedrigen Gesellschaftsschicht würde sie niemals verzeihen, dass es Charles’ Aufmerksamkeit erregte – des Mannes, den sie für sich selbst erkoren hatte. Obwohl sie mit seinem baldigen Heiratsantrag rechnete, wollte sie Miss Lockwood das Leben so unangenehm wie nur möglich machen.
    „Nun muss ich wirklich gehen“, verkündete sie und trippelte zur Tür. „Mein Bruder wird sich schon wundern, wo ich so lange bleibe.“ Dann drehte sie sich scheinbar erstaunt um. „Oh, das hätte ich fast vergessen. Wie glücklich müssen Sie sein, nachdem Ihr Halbbruder aus dem Gefängnis entlassen wurde – aus dem Fleet, glaube ich. Welch ein grausiger Ort …“
    Bestürzt starrte Juliet sie an. „Hat Robby Ihnen das erzählt?“
    „Nein, selbstverständlich nicht. Wenn man eine Zeit lang hinter Gittern verbrachte und zum Verbrecher gestempelt wurde, ist man wohl kaum stolz darauf und behält es lieber für sich, nicht wahr?“
    „Aber – wieso …?“
    „Das erfuhr ich von meinem Bruder. Er hält sich oft in London auf. Dort sah er Mr Lockwood des Öfteren in Gesellschaftskreisen. Eines Tages beobachtete er Sie beide in Brentwood und erkannte ihn wieder. Thomas freute sich über die Freilassung Ihres Halbbruders. Doch dem armen Mann wird es sicher schwerfallen, seine kriminelle Vergangenheit zu bewältigen. In seiner Situation wird er keine respektable Stellung finden. Wie ich bereits angedeutet habe – ob Sie weiterhin für Lord Lansdowne arbeiten werden oder nicht, liegt einzig und allein bei Ihnen. Sollten Sie sich dafür entscheiden, könnte es für Sie und Mr Lockwood unerquickliche

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