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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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geflüchtet war, ging Dominic in die entgegengesetzte Richtung, wütend über ihr unhöfliches Verhalten, das mehrere Leute bemerkt hatten. Die Arme vor der Brust gekreuzt, lehnte er sich wieder an eine Säule und beobachtete die jungen Gentlemen, die ihr entgegeneilten und sie umringten. Lachend trat sie zurück, von Fairfax gerettet, der sie zur Tanzfläche führte.
    Während sie im Arm ihres Großvaters dahinwirbelte, schaute Juliet zu Dominic hinüber. Wie sie seiner hochmütigen Miene entnahm, würde er sie kein zweites Mal um einen Tanz bitten. Nicht einmal, wenn jemand eine Pistole an seinen Kopf hielte … Ihre Blicke trafen sich, und er hob ironisch die Brauen. Dann zuckte er die Achseln und verschwand in einem der elegant ausgestatteten Spielsalons.
    Juliet dachte, an diesem Abend hätte sie Dominic zum letzten Mal gesehen. Doch sie musste ihre Hoffnung begraben, der Ball würde ohne größeren Konflikt zu Ende gehen. Als sie den Ruheraum für Damen verließ und einem Korridor folgte, schnellte eine Hand aus dem Nirgendwo heran, umklammerte ihren Arm und zog sie hinter den Vorhang eines Alkovens, ehe sie protestieren konnte. Erbost wich sie zurück und versuchte sich zu befreien, aber Dominic hielt sie eisern fest.
    „Würdest du mich bitte loslassen?“, fauchte sie. „Wir haben uns nichts mehr zu sagen.“
    „Ganz im Gegenteil – sogar sehr viel“, entgegnete er gedehnt. „Hoffentlich genießt du den Abend.“
    „Oh, ich habe mich köstlich amüsiert, bevor ich von dir belästigt wurde.“ Mit aller Kraft wehrte sie sich gegen seinen harten Griff. „Warum hast du mich hier hereingezerrt?“
    Er neigte sich zu ihr, bis sein verkniffenes Gesicht nur mehr wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. „Hör mir gut zu, Lady Juliet“, stieß er hervor und ignorierte ihren erbitterten Kampf. „Lass mich nie wieder abblitzen! Ich bin keiner deiner albernen Gecken, die du um den Finger wickeln kannst.“
    „Nein, du bist mein Verführer“, zischte sie, empört über seinen gebieterischen Ton. „Bitte, lass mein Handgelenk los!“ Endlich erfüllte er ihren Wunsch. Mit schmalen Augen starrte sie ihn an. „Also? Was willst du?“, fragte sie unhöflich.
    „Mit dir reden.“
    „Zwischen uns wurde alles gesagt. Was du mir in den Vauxhall Gardens vorgeworfen hast, ist unverzeihlich. Noch nie bin ich einem so selbstherrlichen, ungehobelten Mann begegnet.“
    Ganz egal, was sie sagte oder tat – er musste sich in Geduld fassen. Aber als Juliet ihr Kinn herausfordernd hochreckte und ihn geringschätzig musterte, konnte er sein Temperament nur mühsam zügeln.
    „Juliet“, gab er leise zu, „am liebsten würde ich dich erdrosseln.“
    Wenn sie den Widerspruch zwischen seinen Worten und dem Klang seiner Stimme auch bemerkte – damit beschwichtigte er sie nicht. „Das weiß ich.“
    „Seit vielen Wochen kennen wir uns. Bist du in dieser ganzen Zeit nie auf den Gedanken gekommen, mir zu verraten, wer du bist? Mit deiner törichten Farce in Vauxhall hast du einen kompletten Idioten aus mir gemacht.“
    „Es war keine Farce. Und du hast dich selber blamiert, Euer Gnaden. Auch ohne meine Hilfe.“
    „Falls du es vergessen hast – ich heiße Dominic. Und wegen deines Benehmens in Lansdowne House darfst du mir nicht verübeln, dass ich dir eine schäbige Affäre zugetraut habe. Dabei hast du mitgespielt – und es zweifellos in vollen Zügen genossen, wie ich mich zum Narren halten ließ. Ich gratuliere dir. Offensichtlich bist du eine ausgezeichnete Schauspielerin. Mit diesem Talent solltest du eine Bühnenkarriere anstreben.“ Nach einem tiefen Atemzug fragte er: „Wer dein Großvater ist, wusstest du schon immer, nicht wahr?“
    „Ja. Übrigens – ich erzählte dir von der Entfremdung zwischen meiner Mutter und ihrem Vater. Deshalb wollte auch ich nichts mit dem Earl zu tun haben. Und ich fand es überflüssig, dich auf die Identität meines Großvaters hinzuweisen, weil dich das nichts anging. Hättest du nicht die falschen Schlüsse gezogen, als ich mit meinem Großvater durch die Vauxhall Gardens spazierte, und etwas länger gewartet, wäre es mir ein Vergnügen gewesen, dich ihm vorzustellen.“
    „Hast du ihm mitgeteilt, dass ich dich für seine Geliebte hielt?“
    „Natürlich.“
    Dominic verdrehte sarkastisch die Augen. „Guter Gott, kennst du denn gar keine Gnade? War meine Schmach nicht schlimm genug? Wahrscheinlich überlegt er nun, zu welchem abgeschiedenen Ort er mich im

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