Verführerische Julia

Martina Moran kennen, eine höchst attraktive Frau, der die Männer zu Füßen lagen. Vor ihrer Begegnung hatte er gedacht, dass er seine Lektion in Sachen Frauen gelernt hätte. Aber als er Martina zum ersten Mal sah, hatte sein Verstand nicht mehr viel zu melden. Martina tat alles, um ihn für sich zu gewinnen, und kurz später waren sie ein Paar.
    Ihre Beziehung wurde immer enger, und schließlich war er sich sicher, dass er in sie verliebt war. Wahrscheinlich hatte er auch sich selbst beweisen wollen, dass er seine düstere Vergangenheit und das gewalttätige Erbe seines Vaters hinter sich gelassen hatte. Jedenfalls machte er Martina wenig später einen Heiratsantrag, und sie sagte Ja. Eine Zeit lang bildete er sich ernsthaft ein, er könne endlich loslassen und eine glückliche, liebevolle Ehe führen.
    Nur dass er jung, dumm und absolut auf dem Holzweg war.
    Denn schließlich stellte sich heraus, dass Martina ihn von Anfang an nur benutzt hatte, um einen anderen Mann eifersüchtig zu machen. Ihr Plan ging auf, und ihr Exfreund Andrew Gray, ein verwöhnter Schnösel, flehte sie an, ihn zu heiraten. Daraufhin verließ sie Cameron so schnell, wie ihre Füße sie in ihren Designer-High-Heels tragen konnten.
    Cameron hatte Martinas hinterhältiges Verhalten als Wink des Schicksals interpretiert. Von da an war er sich sicher, dass er von Geburt an dazu verdammt war, alleine zu bleiben. Es war an der Zeit, das zu akzeptieren. Er war ein Risikofaktor, und so reich er auch sein mochte: Was die Liebe betraf, war er ein Verlierer, ein Mensch zweiter Klasse, der etwas Schlechtes in sich trug. Die Lektion war hart gewesen, aber schließlich schluckte er die bittere Pille und schwor sich, der Liebe nie wieder eine Chance zu geben. Das war einfach für alle Beteiligten das Beste. Denn es würde sowieso zwangsläufig in einer Katastrophe enden.
    Inzwischen war er älter und reifer, aber war er tatsächlich auch klüger geworden? Klug genug, um einen Weg zu finden, mit den neuen Umständen zurechtzukommen, ohne dass dabei jemand verletzt wurde? Jake war sein Sohn, und Julia war die Mutter seines Kindes. Es musste einfach einen Weg geben! Solange er und Julia nicht vergaßen, dass es bei all dem nur um Jakes Wohlergehen ging, konnten sie es schaffen, eine Beziehung aufzubauen, von der alle profitierten.
    Langsam ließ er sich wieder zurückfallen und starrte gedankenverloren an die Zimmerdecke. Als er Stunden später endlich einschlief, hatte er einen Plan gefasst.
    Als Julia am nächsten Abend in die Suite zurückkehrte, war sie so müde, dass sie kaum noch die Schlüsselkarte in den Leser schieben konnte. Sie hatte fast nicht geschlafen, und der Konferenztag war sehr anstrengend gewesen. Jetzt wollte sie nur noch ein Glas Wein und ein ausgiebiges Bad.
    Doch als sie den Vorraum der Suite betrat, drangen durch die offen stehende Wohnzimmertür Stimmengewirr und Musik. Hatte Cameron etwa eine Party organisiert? Und wo war Jake?
    Julia war nicht in der Stimmung für viele Menschen und Small Talk. Also überlegte sie, sich einfach ins Gästezimmer zu stehlen und Camerons Gäste zu ignorieren.
    Doch ehe sie flüchten konnte, wurde sie von einer jungen Frau entdeckt, die durch die Wohnzimmertür spähte.
    „Du musst Julia sein“, sagte sie lächelnd. „Cameron hat uns schon alles über dich erzählt.“
    Was sollte das denn bitte heißen?
    „Hallo“, erwiderte Julia, bemüht, die Fremde nicht allzu misstrauisch zu mustern. Mit ihrem dicken braunen Haar und der perfekten Haut sah sie nicht nur absolut umwerfend aus, sondern wirkte auch noch freundlich und liebenswert.
    Ob sie Camerons neueste Flamme war? Nicht dass Julia ihm daraus einen Vorwurf hätte machen können: Die junge Frau war absolut hinreißend. Aber Julia hätte es durchaus zu schätzen gewusst, wenn Cameron etwas diskreter mit seinen Liebschaften umgegangen wäre.
    In diesem Augenblick spazierte Sally Duke in den Vorraum. „Trish, wo bleibt denn nur …“ Dann erkannte sie Julia und rief ins Wohnzimmer: „Leute, sie ist da-ha!“
    „Hallo, Sally“, murmelte Julia, die nun vollends verwirrt war.
    „Jetzt komm doch erst mal rein, Darling. Du musst schrecklich erschöpft sein nach deinem langen Tag, und jetzt gehen auch noch wir alle dir auf die Nerven!“
    „Schon in Ordnung“, erwiderte Julia erschöpft.
    „Na, dann wirst du jetzt Camerons ganze Familie treffen. Adams Frau Trish hast du ja schon kennengelernt.“
    „Nicht wirklich.“ Julia wandte sich der