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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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anderen Seite des Squares«, erklärte Livia, hastete hinüber und holte Daphne aus der Box. Plötzlich hörte sie eine Stimme aus dem oberen Teil des Gebäudes.
    »Eh, wer ist da? Was geht da unten vor sich?« Ein wirrer Haarschopf erschien am Fenster.
    »Ich bin es, Jemmy. Ich hole Daphne für einen Ausritt ab«, rief Livia leise, um nicht den gesamten Stall aufzuschrecken.
    »Eh, M’lady, um diese nachtschlafene Zeit?«
    »Es ist nur so eine Marotte«, wiegelte Livia ab, »leg dich wieder schlafen.«
    Es dauerte keine Minute, bis Jemmy im Hof auftauchte. Das Haar stand ihm wirr nach allen Seiten ab, der Blick war verschlafen, aber trotzdem wollte er unbedingt die Stute satteln. »Soll ich Sie begleiten, M’lady?«, fragte er zweifelnd.
    »Nein, ich bin schon in Begleitung. Vielen Dank«, erwiderte Livia und deutete auf den Hofeingang, wo Tatarinov reglos auf seinem Wallach saß. Jemmy führte Daphne zu einem Holzklotz, Livia stieg rasch hinauf und setzte sich in den Sattel. »Im Haus braucht sich niemand Sorgen zu machen«, verabschiedete sie sich, »morgen früh werde ich wieder zurück sein.« Natürlich hatte sie keine Ahnung, ob sie tatsächlich am nächsten Morgen nach Hause kommen würde. Aber irgendeine Erklärung musste sie abgeben.
    Tatarinov murmelte kaum verständliche Worte in sich hinein, als sie zu ihm aufschloss. »Unterwegs müssen wir ein paar Leute abholen«, kündigte er an, »ich kann die Entführer unmöglich allein auffliegen lassen.«
    » Ich bin auch noch da«, warf Livia ein, »vergessen Sie das nicht.«
    »Wie könnte ich«, behauptete er, und sie setzten ihren Weg schweigend fort.
    Livia und Tatarinov überquerten die London Bridge und folgten dem Fluss in Richtung Süden. Dreimal lenkte Tatarinov sein Pferd in eine schmale Seitengasse und befahl Livia brüsk, an einer Stelle zu warten, wo er sie im Auge behalten konnte. Jedes Mal klopfte er im selben Rhythmus an die drei Türen, jedes Mal folgte ein knappes Gespräch, das Livia nicht verstand, und jedes Mal schloss sich ihnen ein Mann auf einem stämmigen Pony an.
    Die drei Männer starrten Livia an, grüßten aber nicht. Stattdessen unterhielten sie sich untereinander auf Russisch und überließen die Frau ihren eigenen Gedanken.
    Der Ritt nach Greenwich dauerte eine Stunde. Es war die längste Stunde, die Livia in ihrem ganzen Leben jemals hatte ertragen müssen. Sie ritten in das Dorf, lenkten die Pferde auf die Normen Road hinunter zum Hafen an einem Nachtwächter vorbei, der seine Lampe an einer langen Stange trug und mit trauriger Stimme leierte: »Hört ihr Leut und lasst euch sagen, unsere Uhr hat drei geschlagen …«
    Misstrauisch beäugte der Nachtwächter die drei Männer, die an ihm vorbeiritten. Tatarinov beugte sich hinunter und warf ihm eine glitzernde Silbermünze zu. Der Wächter fing die Münze blitzschnell auf, stopfte sie in seine Tasche und setzte seinen Weg leise singend fort. Es mochte sein, dass die nächtlichen Reiter die Straßen von Greenwich unsicher machten, und vielleicht verübten sie sogar Raubüberfälle. Aber mit ein oder zwei Silbermünzen konnte man sich das Schweigen jedes Nachtwächters erkaufen.
    Ein halbes Dutzend Schiffe hatten an den Landungsbrücken festgemacht. An den Laternen an Deck konnte man genau erkennen, wo genau sie vor Anker lagen. Einige Kneipen am Kai hatten draußen vor der Tür ebenfalls Laternen aufgehängt. Aus dem Innern drangen Geschrei und lärmendes Gelächter auf die Straße, und plötzlich ging eine Tür auf. Zwei Männer wurden gewaltsam aus dem Schankraum geworfen und rollten mit verrenkten Gliedmaßen auf das verschmutzte Kopfsteinpflaster.
    Tatarinov beriet sich mit seinen Kumpanen und wandte sich schließlich an Livia. »Dort drüben ist ein Schuppen für Boote. Dort sind Sie in Sicherheit.«
    »Wenn ich mir ansehe, welches Volk sich hier am Kai herumtreibt, dann habe ich meine Zweifel, dass es hier überhaupt irgendwo Sicherheit gibt«, erwiderte Livia kühl, »angenommen, ich würde mich in dem Bootsschuppen verkriechen, was würden Sie in der Zwischenzeit unternehmen?« Instinktiv schloss sie die Finger um die Pistole.
    »Die Gegend auskundschaften«, erklärte er, »es macht keinen Sinn, in irgendetwas reinzustolpern, wenn wir keine Ahnung haben, was eigentlich los ist. Vielleicht ist der Prinz noch nicht einmal hier.«
    Es war die richtige Entscheidung. Aber trotzdem hatte Livia nicht die Absicht, die Männer ohne sie auf Kundschaft gehen zu lassen. »Lassen

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