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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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würde auch anders verlaufen, als die Menschen es von ihr erwarteten. Aber vielleicht … nur vielleicht … war es genau das, wie sie es sich gewünscht hatte, ohne es sich selbst einzugestehen. Wie ein ganz und gar unerwartetes Ereignis, das plötzlich Wirklichkeit wurde …
    Livia dachte an ihren Vater. Was um alles in der Welt würde er einem russischen Prinzen antworten, der um die Hand seiner Tochter anhielt? Sie wollte es sich nicht weiter ausmalen, und ihre Schultern zuckten vor unterdrücktem Gelächter. Aber was sollte er dagegen einzuwenden haben? In den Augen eines scheuen englischen Earls war Prinz Prokov in jeder Hinsicht eine angemessene Partie; nun, vielleicht nicht ganz die angemessene Partie für die Tochter eines genügsamen englischen Landpfarrers.
    Livia drehte sich herum. Alex hatte sich mit ihr erhoben, war aber ruhig am Tisch stehen geblieben und stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte.
    »Ich brauche ein wenig Zeit«, antwortete sie schlicht.
    Alex senkte den Kopf und signalisierte Einverständnis. »Selbstverständlich.« Er griff nach seinem Messer auf dem Tisch und schnitt einen Zweig Trauben ab. »Dann wollen wir jetzt essen.«

8
    L ivia saß in der gemieteten Kutsche auf der Rückfahrt zum Cavendish Square. Die Hände hatte sie locker im Schoß verschränkt und den Kopf mit geschlossenen Augen gegen das lederne Polster gelehnt. Beinahe hatte sie den Eindruck, dass das dämmrige Licht, die rumpelnde Kutsche und die gleichförmig klappernden Hufe der vorwärts stürmenden Pferde sie hypnotisierten. Sie war erschöpft, aber nicht nur, weil sie den Tag mit einem anstrengenden Ausritt verbracht hatte. Ihr Kopf schmerzte, und sie war sich sicher, dass er in Kürze zerplatzen würde, wenn sie nicht bald aufhörte, sich durch die feinen Verästelungen ihrer komplizierten Lage hindurchzugrübeln.
    Vielleicht war es wirklich vollkommen überflüssig, dass sie sich das Hirn zermarterte. Was willst du?, fragte sie sich eindringlich, was willst du wirklich? Heiraten und Kinder - ja, auf jeden Fall. Aber in den vergangenen Monaten hatte sie drei Männer abgewiesen, die um ihre Hand angehalten hatten. Im Grunde genommen hatten die Anträge nichts zu wünschen übrig gelassen. Die Zukunftsaussichten waren dennoch beängstigend gewesen. Ja, es hatte sich um ausgesprochen nette Männer gehandelt, und es gab genügend Frauen, denen sie ein guter Ehemann werden würden. Nur versprachen solche Aussichten offenbar nicht das Leben, nach dem Livia sich insgeheim sehnte.
    War es denkbar, dass sie unbewusst auf den Nervenkitzel gewartet hatte, auf diese nervöse Erregung, die jede Begegnung mit dem Russen begleitete? Sogar jetzt konnte sie den Kitzel noch spüren. Es war, als würde es überall in ihrem Körper wunderbar summen und brummen, als würde ein elektrisierender Schauder über ihre Haut tanzen. Sie fühlte sich lebendiger als je zuvor in ihrem Leben; jede Faser ihres Körpers war aufs Höchste gespannt, und ihre Sinne waren geschärft. Letztes galt besonders, als sie sich an jene wilden und leidenschaftlichen Augenblicke im Pavillon erinnerte. Ihre Knospen verhärteten sich aufs Neue, wenn sie nur daran dachte, wie er mit seinen Händen über ihre Haut gefahren war.
    Spielte es eine Rolle, dass sie fast nichts über ihn wusste? Wenn er wirklich ein übler Kerl war, dann hätte ihre innere Stimme sie doch sicher gewarnt. Wenn er ein gewalttätiger Mann war, ein brutaler Kerl, ein Verbrecher … nein, all das war er nicht. Obwohl bestimmt mehr in ihm steckte als nur die Summe der Teile, die er bisher gezeigt hatte. War er ein Lügner, ein Schwindler? Wer sollte ihr eine Antwort auf ihre Fragen geben? Alex hatte ihr längst nicht genug über sich erzählt. Woher sollte sie wissen, ob er log, wenn sie keine Fakten in den Händen hielt, anhand derer sie ihn überprüfen konnte?
    Was also führte Alex mit seinem Antrag im Schilde? Diese Frage war noch viel schwieriger zu beantworten. Jedenfalls dann, wenn Livia die schlichte Behauptung nicht rechnete, dass er eine Frau wollte … nein, dass er sich eine Frau wünschte, die ihm einen Erben schenkte, und dass er noch nie zuvor einer Frau begegnet war, die ihm passend schien. Wenn sie aufrichtig war, hatte er aus seiner Sicht genau das beschrieben, was sie sich auch wünschte. In ihren Träumen gab es einen Ehemann und Kinder, und sie konnte sich Alex sowohl als Ehemann wie auch als Vater ihrer Kinder vorstellen. Wenn sie also davon träumte, warum

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