Verfuehrerische Naehe
wanderte tiefer, und überall dort, wo er sie berührte, prickelte ihre Haut, als hätte er sie elektrisiert. Er hörte erst auf, als Chantal heftig einatmete, und drückte ihr das Tuch in die Hand.
„Das Schlimmste ist schon weg”, bemerkte er und zog sich zurück.
Offenbar wollte er nicht über den Kuss sprechen und leider auch nicht dort weitermachen, wo sie gestört worden waren. Auch gut. Chantal hatte jedenfalls nicht die Absicht, ihn darum zu bitten.
„Ich kümmere mich besser wieder ums Essen, sonst kriegen wir erst um Mitternacht etwas in den Magen”, entgegnete sie, unterdrückte ihre Enttäuschung und holte einen hohen Topf aus dem Schrank.
„Alles in Ordnung?” fragte Quade, nachdem sie den Topf mit Wasser gefüllt hatte.
„Ja, sicher. Warum fragen Sie?”
„Sie sehen etwas erhitzt aus.”
Ach ja, nur erhitzt? Chantal hätte geschworen, dass sie eher aussah, als würde sie jeden Moment in Flammen aufgehen oder zumindest schmelzen. Er dagegen wirkte völlig kühl und unbeteiligt.
„Das ist die Hitze vom Herd”, behauptete sie und fächelte sich Luft zu. „Kann auch sein, dass ich mir etwas eingefangen habe. Ich hatte schon den ganzen Tag das Gefühl, als würde mir eine Erkältung in den Knochen stecken.”
„Wirklich?”
Nein, nicht wirklich, aber er wirkte plötzlich besorgt. Vermutlich fürchtete er, sie könnte ihn angesteckt haben. „Auf dem Golfplatz sind wir vom Regen überrascht worden, und bevor wir uns unterstellen konnten, waren wir schon bis auf die Haut durchnässt.”
„Golf im Regen? Ist das nicht sogar für Sie zu viel?”
Chantal störte sich an seinem Ton. „Der Schauer hat uns überrascht.”
„Haben Sie nicht die Wolken gesehen?”
„Ich habe nicht auf die Wolken geachtet”, wehrte sie ab. „Ich musste schließlich den Unterricht nachholen.”
„Vermutlich mit Craig.”
„Natürlich.”
Quade schwieg, während sie Pasta aus dem Schrank nahm und dabei bis zehn zählte, um sich wieder zu beruhigen. Das war ihr auch fast schon gelungen, als seine nächste Bemerkung kam.
„Es ist nur ein Spiel, Chantal.”
„Glauben Sie, ich würde mir diesen ganzen Frust wegen eines Spiels antun?” entgegnete sie und drehte sich zu ihm um.
„Lassen Sie mich raten. Golf ist gut für die Karriere. Sie wollen Godfrey und vielleicht auch einige Mandanten beeindrucken.”
Aus genau diesem Grund hatte sie angefangen, doch mittlerweile war es zu einer persönlichen Herausforderung für sie geworden, die sie erfolgreich bewältigen wollte.
Allerdings hatte sie nicht die Absicht, sich dafür zu rechtfertigen. „Wie scharfsinnig von Ihnen”, sagte sie daher nur.
„Eigentlich nicht”, gab er kühl zurück. „Für ein Lob von ihrem Chef hätte Kristin während eines Wirbelsturms gespielt.”
Damit ließ er sie einfach stehen, und sie war sprachlos über die Bitterkeit in seiner Stimme und seiner Miene. Chantal kannte die Gründe für das Ende der Verlobung nicht, aber die Beziehung hatte offenbar bei ihm tiefe Wunde hinterlassen.
5. KAPITEL
„Oh nein, das kommt gar nicht infrage!” Für eine schwangere Frau, die sich schonen musste, bewegte Julia sich erstaunlich schnell. Sie hielt Chantal am Arm zurück, bevor sie Quade und Zane folgen konnte, die soeben das Geschirr in die Küche trugen. „Die zwei sind zwar Männer, aber wir sollten ihnen durchaus zutrauen, dass sie die Spülmaschine beladen können.”
„Sie sind meine Gäste.”
„Genau genommen haben sie sich von dir durchfüttern lassen. Außerdem hat Quade Hilfe angeboten.”
„Das war reine Höflichkeit. Niemand kümmert sich gern um schmutziges Geschirr.”
„Stimmt, aber heute erweist du ihnen damit ausnahmsweise einen Gefallen. Nein, wirklich”, versicherte Julia, als Chantal nur ungläubig lachte. „Sie sehnen sich schon die ganze Zeit danach, uns Frauen loszuwerden, damit sie sich endlich nach Herzenslust über Autos unterhalten können.” Sie zupfte an Chantals Ärmel. „Komm, wir setzen uns. Und entspann dich endlich!”
Wie sollte Chantal sich entspannen? Cameron Quade hatte sie mit einem Kuss innerlich zum Sieden gebracht und sie dann eiskalt zurückgewiesen. Schon während des Essens hatte sie ständig daran gedacht, wie er von Kristin gesprochen hatte.
Und sie fand es äußerst beunruhigend, dass sie sich wünschte, ihn zu trösten und ihm den Schmerz zu nehmen. Dabei war sie überzeugt, dass Cameron Quade ganz bestimmt nicht ihre Hilfe wollte.
Sie gab dem Drängen ihrer
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