Verfuehrerische Naehe
gerufen.”
„Und sie darf in der Dunkelheit nicht allein fahren.” Chantal seufzte. „Es ist gut, dass er so auf sie Acht gibt.”
„Sehr gut sogar.”
Chantal nickte. „Na schön, dann kannst du es auch sofort loswerden. Oder willst du mir nicht vorhalten, dass du es mir gleich gesagt hast?”
„Du meinst das Golfspielen im Regen?” Auf der Fahrt hierher hatte er sich genau diesen Vorwurf zurechtgelegt und auch geübt, doch plötzlich verzichtete er auf eine lange Rede. „Ich habe es dir gleich gesagt”, bemerkte er lediglich. „Was soll ich mit diesen Sachen hier machen?”
„Du hast sie mitgebracht”, erwiderte sie lächelnd. „Also wirst du wissen, was man damit macht.”
„Meine Mutter hat in solchen Fällen ein heißes Getränk aus Zitronen zubereitet. Mehr weiß ich leider nicht.”
Chantal lachte leise. „Deine Mutter hat dir Rum eingeflößt?”
„Nein, das mit dem Rum war meine Idee.”
„Du meinst, ich soll Rum zur heißen Zitrone geben?” fragte sie misstrauisch.
„Kann doch nicht schaden.”
Unvermittelt lachte sie laut auf. „O doch, das kann es.”
„Und wieso?”
„Ich schlucke Tabletten, von denen mir schon schwindelig genug ist.” Sie deutete auf die Flasche. „Der Rum wird mir ganz bestimmt nicht gut bekommen.”
Damit hatte sie Recht, doch anstatt ihr zuzustimmen, stellte er sich vor, dass ihr so schwindelig war, dass er sie hochheben und ins Bett tragen musste. Prompt wurde ihm schwindelig, und das ärgerte ihn wieder. Unwillig drückte er die Tüte an sich, doch sie entglitt ihm. Gleichzeitig griffen sie beide nach den Zitronen, ihre Hände verschlangen sich irgendwie ineinander, und ihre Körper stießen zusammen und rieben sich aneinander - harte Muskeln und weiche Rundungen.
Chantal hörte zu lachen auf. Obwohl sie einander sehr nahe waren, dachte Quade im Moment nicht an Bakterien, sondern nur daran, dass Chantal unter dem weichen Pyjama keinen BH trug. Das war deutlich zu erkennen.
„Geschafft!” Sie hielt die Tüte hoch. „Nichts auf dem Fußboden gelandet.”
Quade hatte nur eine einzige Zitrone erwischt. Zum Glück hatte Chantal sich geschickt angestellt, sonst würden sie jetzt knöcheltief in Zitronen stehen.
„Danke”, sagte sie. „Wirklich süß von dir, mir so viele zu bringen.”
Süß? Offenbar ahnte sie nicht, woran er jetzt dachte. „Das ist nicht mein Verdienst.
Leider weiß ich nicht, wie man Hühnersuppe zubereitet.”
„Julia wollte, dass du mir auch noch Suppe bringst?” Chantal zog die Augenbrauen zusammen. „Das darf doch nicht wahr sein!”
„Sie ist deine Schwester und darf sich um dich sorgen.”
„Aber sie hat kein Recht, dich zu mir zu schicken.”
„Gestern Abend hast du mich versorgt”, meinte er.
„Oh nein! Jetzt fängst du nicht wieder damit an, wer wem was schuldet, oder? Das eine Mal hat mir gereicht.” Chantal seufzte. „Also schön, ich nehme alles dankend an, weil wir schließlich Nachbarn sind, aber danach sind wir quitt. Keiner schuldet dem anderen etwas, und wir reden auch nicht mehr darüber. Einverstanden?”
„Meinetwegen.”
Sie sahen einander sekundenlang in die Augen. Nachbarn? Damit war Quade nicht zufrieden. Er wusste noch immer nicht, was er von Chantal Goodwin wollte, aber mit Nachbarschaft, sich ein Tässchen Zucker leihen und ein Schwätzchen am Zaun hatten seine Wünsche nichts zu tun.
„In Ordnung.” Sie griff nach der Rumflasche und verschwand in der Küche.
Quade hätte nun auch verschwinden können, doch stattdessen betrachtete er den Hüftschwung in der rosa Pyjamahose und dachte daran, wie sich Chantals Brüste an seinen Arm gedrückt hatten, als sie um die Zitronen kämpften.
Er war schon zu bedauern. Ausgerechnet eine Frau, die sich nicht wohl fühlte, erregte ihn, und das, obwohl sie einen Flanellpyjama trug. Um sich abzulenken, richtete er den Blick auf den Fußboden und entdeckte ein Buch, ging in die Hocke und las den Titel.
Chantal Goodwin las Liebesromane, und nach dem Bild auf dem Umschlag zu urteilen, war es ein ziemlich erotischer Thriller. Seufzend holte er ihre CD aus der Jackentasche.
Erotische Thriller, Boygroups und ein Körper wie aus einem Männermagazin. Chantal bestand aus Gegensätzen und bot ihm eine Überraschung nach der anderen. Jede neue Enthüllung und jede Facette ihres Wesens trieb ihn näher an die Kapitulation heran.
Wollte er sich überhaupt noch wehren?
Nein. Hätten ihre Augen nicht wegen des Fiebers einen verräterischen
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