Verfuehrerische Naehe
Hochzeitspläne - vorausgesetzt, Zane hatte die Anrufe bei seinen Freunden erledigt und einen Termin für die Generalprobe festgelegt hatte, obwohl sie das nicht glaubte. Die Hochzeitsgäste, die Zane eingeladen hatte, hatten bisher schon für mehr Kopfschmerzen gesorgt als Quades widersprüchliches Verhalten und einige Gläser Wein zusammen.
Zanes beide Freunde und Trauzeugen hatten Schwierigkeiten zu kommen. Der eine saß irgendwo im Norden in seinem Fischerboot fest; bei dem anderen waren es die Kinder, die für ihm Sorgen machten, denn sie hatten Windpocken. Mitch sollte notfalls für einen der beiden einspringen, aber niemand wusste, wann er aufkreuzen würde. Das galt auch für seine Eltern, die in seine Wohnung in Sydney gezogen waren, um sich um seinen Sohn zu kümmern.
Chantal stützte den Kopf in die Hände. Sie musste ihre Schwester anrufen. Schließlich hatte sie geschworen, für Julia da zu sein. Dazu fühlte sie sich als Schwester und als Brautjungfer verpflichtet. Beides erleichterte ihr jedoch keineswegs den Griff zum Telefon, weil sie Julias unvermeidliche Fragen fürchtete und auch keine Antworten darauf hatte.
„ Wobei habe ich euch denn gestört, als ich aus dem Bad gekommen bin? Was meint er damit, dass er nicht weiß, ob er dich mag oder nicht?”
Ja, das war die Frage aller Fragen!
Sie hätte nicht fassungslos dastehen und zusehen sollen, wie er wegging. Stattdessen hätte sie ihm zornig irgendeine scharfe Bemerkung an den Kopf werfen sollen, wie zum Beispiel. „ Geht mir genauso!”
Chantal machte sich allerdings nichts vor. Trotz allem, was vor sieben Jahren passiert war, mochte sie ihn, träumte von ihm und begehrte ihn. Vielleicht hatten ihre Gefühle noch etwas mit der damaligen Schwärmerei zu tun, doch es konnte gut sein, dass sie sehr viel weiter gingen.
Wollte sie die Beziehung vertiefen?
Oh ja. Sehr sogar.
Vorher jedoch musste er gestehen, dass er sie mochte, und sie musste es ihm auch glauben. Das verlangte ihr Stolz.
Dieser energische Entschluss verlieh ihr neue Kraft. Sie atmete tief durch und musste prompt husten, weil sie etwas im Hals kratzte. War das nicht die reinste Ironie? Gestern hatte sie ihr erhitztes Gesicht zuerst bei Quade und dann bei Julia auf eine angebliche Erkältung geschoben, und jetzt sah es ganz so aus, als hätte sie sich wirklich eine eingefangen.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass ihr nur eine knappe Stunde bis zum heutigen Golfunterricht blieb. Resigniert griff sie zum Telefon.
Fünf Minuten lang hörte Chantal sich die neueste Entwicklung in Sachen Hochzeit an, wurde einem Kreuzverhör unterzogen und stellte sich in allen Punkten ahnungslos.
Schließlich merkte Julia, dass mit ihrer Stimme etwas nicht in Ordnung war.
„Geht es dir gut?” fragte ihre Schwester. „Du klingst heiser.”
Damit ihre stets fürsorgliche Schwester nicht womöglich mit Hühnersuppe und Papiertaschentüchern zu ihr kam, unterdrückte Chantal eisern den Hustenreiz. „Es geht mir blendend”, log sie. „Und ich fahre gleich weg. Wir reden später weiter.”
„Hoffentlich gönnst du dir etwas Vergnügen.”
„Ich fahre zum Golfen.”
Julia seufzte. „Geh es langsam an. Beim Golf sollte man sich eigentlich an einem Sonntagnachmittag entspannen.”
Chantal unterdrückte den Husten, bis sie aufgelegt hatte. Und während der neun Löcher, die sie mit Craig spielte, versuchte sie aufrichtig, sich zu entspannen. Das stellte sich jedoch als unmöglich heraus. Diese ganze Golfgeschichte war ein einziges Desaster, und das verbesserte keineswegs ihre Stimmung.
Nach Hause zurückgekehrt, fühlte sie sich elend, bemitleidete sich und gönnte sich ein Kräuterbad, bis ihre Haut runzelig wurde. Danach beschloss sie, sich einen weiteren seltenen Luxus zu leisten, nämlich einen freien Abend.
Die Vorbereitungen waren einfach. Sie schlüpfte in ihren bequemsten Pyjama und dazu in flauschige Pantoffeln, zog den Telefonstecker aus der Steckdose und wählte eine besänftigende CD sowie ein Buch mit einer Handlung aus, die sie völlig gefangen nahm.
Schon wollte sie sich in das aus Kissen gebaute Nest vor dem Kamin sinken lassen, als ihr einfiel, dass sie sich gar nichts zu naschen hingestellt hatte.
Eiscreme? Popcorn? Schokolade? Chantal verwarf alles, und das hatte nicht ausschließlich etwas mit der aufkommenden Erkältung zu tun. In der letzten Zeit schmeckte ihr nichts mehr, worauf sie früher wild gewesen war. Quade war ein äußerst wirkungsvoller
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