Verfuehrerische Naehe
das nicht zu machen.
Warum hast du nicht einfach behauptet, dass du keine Zeit hast?”
„Wer sagt, dass ich es nicht will?” fragte er und lehnte sich an den Wagen.
„Ich dachte …”
„Es gibt zu essen und zu trinken, und ich fahre in deinem tollen Coupe mit.”
Das hatte Julia vorgeschlagen? Hatte er das gemeint, als er vom Zugreifen gesprochen hatte? Es ging ihr nicht um diese Vereinbarung, sondern ums Prinzip. Und darum fragte sie empört: „Habe ich dabei überhaupt kein Mitspracherecht?”
„Tut mir Leid, aber es scheint ein echter Notfall zu sein”, entgegnete Quade. „Ich fürchte, du musst dich beeilen. Du sollst mich nämlich schon in einer halben Stunde abholen, und wahrscheinlich willst du vorher duschen und dich umziehen. Ich habe das jedenfalls vor.”
„Und was soll ich deiner Meinung nach anziehen?”
Quade betrachtete sie prüfend und lächelte schließlich. „Etwas, das man schnell ausziehen kann.”
Bei der Probe erwies Quade sich als perfekter Ersatz für Mitch, doch er wirkte die ganze Zeit über angespannt, sagte kaum ein Wort und verzog keine Miene.
Beim anschließenden Essen im Pub, wo es recht zwanglos zuging, war er immer noch ungewöhnlich still, was jedoch nur Chantal auffiel, denn Kree und Julia ließen kaum jemand anders zu Wort kommen. Und Bill, einer der Trauzeugen des Bräutigams, berichtete lang und breit von seinen Abenteuern oben im Norden.
Bill saß links von Chantal und nahm mit seinen gespreizten Beinen und den weit ausholenden Gesten, mit denen er das Erzählte unterstrich, viel zu viel Platz ein. Das bedeutete, dass Chantal näher an Quade heranrücken musste, der rechts von ihr saß. Nun war sie Julias neugierigen Blicken ausgesetzt, musste Quades Nähe ertragen und sich zusätzlich bemühen, etwas zur Unterhaltung beizusteuern.
Sie war nahe daran, jeden Moment zu explodieren!
Als Quade aufstand, um noch eine Runde zu bestellen, atmete Chantal auf. Doch dann blickte sie zur Bar, und prompt kehrte ihr Unbehagen zurück.
Quade lehnte am Tresen, wirkte viel entspannter als in den letzten beiden Stunden und unterhielt sich angeregt mit der hübschen Blondine hinter der Theke. Chantal beobachtete ihn scharf, nagte an ihrer Unterlippe und fragte sich, ob er wegen der Generalprobe so angespannt gewesen war oder weil er Schenkel an Schenkel neben ihr gesessen hatte. Und nun lachte er auch noch fröhlich!
Sie konnte ihn nur anstarren und erlag völlig seiner Anziehungskraft. Erst als ihr jemand die Sicht verstellte, bekam sie wieder Luft, und dieser Jemand war Prudence Ford. Sie schob sich mitsamt ihren beachtlichen Rundungen neben Quade auf einen Barhocker.
Kree bemerkte es auch und stieß ihren Bruder an. „Du musst Quade retten. Ein Geier hat es auf ihn abgesehen.”
Chantal seufzte leise. Sie war nicht die Einzige, die Cameron Quade unwiderstehlich fand. Er zog die Frauen an wie ein Magnet die Eisenspäne. Und da sollte er sich ausgerechnet für sie interessieren?
Sicher, er hatte vorgeschlagen, sie solle etwas anziehen, was man leicht ausziehen konnte. Chantal blickte auf ihre Bluse, die sie bis zum Hals zugeknöpft hatte, und die Jeans.
Und natürlich hatte sie überlegt, ob sie einen Rock und ein Top wählen sollte, was sich beides schnell abstreifen ließ. Sie hatte diverse Teile vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer anprobiert, sich dann jedoch gegen die Rock-Variante entschieden, denn sie wollte nicht, dass es so aussah, als wäre sie leicht zu haben.
Wenn es ihm um Schnelligkeit ging, sollte er sich an Prudence Ford halten. Die Frau wusste, was sie von einem Mann wollte, und holte es sich auch, genau wie Chantal sich das am Morgen vorgenommen hatte. Genau, wie sie auch am Nachmittag in Quades Schuppen gehandelt hätte … an seinen Wagen gelehnt …
Was hatte sich eigentlich seither verändert? Was hatte er in ihr ausgelöst?
Auch diese Fragen waren einfach zu beantworten, wenn sie für einen Moment ihr Verlangen nach Quade vergaß und sich auf die Wahrheit konzentrierte.
Es war passiert, als sie in Julias Garten unter dem Rosenspalier gestanden hatte.
Sonnenstrahlen fielen auf Quades starres Gesicht, und sie hatte etwas empfunden, das alles andere als Mitleid war. Sie hatte Julia gelauscht, als diese probeweise das Ehegelübde sprach, und in diesem Moment hatte sie gewusst, was sie sich mehr wünschte als alles andere. Genau diese Worte über Liebe und Treue wollte sie hören und selbst den Schwur nachsprechen.
Sie wollte mehr als
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