Verfuehrerische Naehe
Reflex aus, wahrscheinlich Angst.”
„Bestimmt eine ganz schlimme Angst.”
Er wusste, dass Chantal jetzt nicht nur an den Tod seiner Mutter, sondern auch an ihre Schwester und deren ungeborenes Kind dachte. Und sie hatte Angst, dass es nicht gut ausgehen könnte. Er zog ihre Hand näher zu sich heran, bis sich ihre Arme berührten.
„Danke”, flüsterte sie.
In den letzten Wochen hatte er oft an ihren Vorwurf in seinem Schuppen gedacht, er hätte ihr nichts von sich erzählt und ihr nur seinen Körper geboten. Bis heute hatte er sich daran geklammert, richtig gehandelt zu haben. Es war einfach deshalb richtig gewesen, weil er ihr nicht mehr versprochen hatte. Außerdem hatte er geglaubt, nicht mehr haben zu wollen.
Doch beim Wiedersehen hatte er die Wahrheit erkannt und sich eingestanden, dass er doch mehr haben wollte. Noch wusste er nicht, wie weit er gehen wollte. Auf dem Golfplatz hatte er jedenfalls mit dem Geständnis begonnen, dass er entlassen worden war. Nach Zanes Anruf hatte dann sein Wunsch, Chantal zu helfen, die restlichen Zweifel vertrieben.
Nun hatte er ihr noch mehr über sich enthüllt, aber vieles war ungesagt geblieben. Es eilte jedoch nicht. Sie saßen hier, hielten einander an den Händen und boten sich gegenseitig Trost.
Quade empfand eine Harmonie, als hätten sich plötzlich die Bruchstücke seines Lebens wieder zu einem Ganzen geordnet.
Dies war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um seine ganze Geschichte zu erzählen. Dafür machte Chantal sich viel zu große Sorgen. Allerdings wollte er ihr noch einen Teil als Zeichen für seine guten Absichten anbieten. Der Rest konnte warten.
„Man hat mir gekündigt, weil eine andere Anwaltskanzlei in den Besitz von vertraulichen Informationen gelangt war.” Bevor Chantal protestieren konnte, schüttelte er den Kopf, obwohl er sich über ihre spontane Reaktion freute. „Sie waren im Recht. Die Informationen stammten von mir.”
„Das verstehe ich nicht. Wieso?”
„Kristins Chef hat sie dazu gedrängt, mich im Bett auszuhorchen”, erwiderte er geringschätzig. „Ich habe nicht einmal gemerkt, was da lief.”
„Das war glatter Betrug. Sie war mit dir verlobt.” Der Zorn brachte wieder Farbe auf Chantals Wangen und ließ ihre Augen funkeln.
„In allererster Linie war sie Anwältin.”
„Und deshalb hast du mir ihr Schluss gemacht”, stellte sie fest.
Später musste er alles erklären, doch im Moment reichte es. „Ja, und deshalb bin ich auch so ungerecht auf dich losgegangen.”
„Ich bin nicht Kristin.”
„Das weiß ich.” Das war ihm klar gewesen, aber er hatte es nicht fertig gebracht, es zuzugeben.
„Es tut mir Leid.” Mit einem flüchtigen Lächeln fügte sie hinzu: „Nicht, dass du mit ihr gebrochen, sondern dass du deinen Job und damit letztlich dein bisheriges Leben verloren hast.”
Zum ersten Mal empfand er keine Bitterkeit. „Sie haben mir sogar einen Gefallen getan.”
„Wirklich?”
„Ich habe mich aus den falschen Gründen für Jura entschieden. Nach dem Tod meiner Mutter konnte mein Vater sich kaum um sich selbst kümmern. Godfrey erfuhr von einem Stipendium in Melbourne. Damit waren aber nicht alle Kosten gedeckt. Er bezahlte zehn Jahre lang alles, was Dad sich nicht leisten konnte, bis ich mit Schule und Universität fertig war.
Danach musste ich beweisen, dass ich dieses Geld wert war. Jurist schien der richtige Beruf zu sein, weil er Ansehen und Geld bringt. Außerdem konnte ich mich am besten dadurch beweisen, dass ich sogar mehr als mein Wohltäter erreichte.”
„Du willst wirklich nie wieder in deinen alten Beruf zurück?”
„Nie.” In diesem Punkt war er sich seiner Sache sicher.
„Was wirst du stattdessen machen?”
„Wein anbauen. Ich habe mich schon um eine entsprechende Ausbildung gekümmert und denke dabei an Fernunterricht.”
Endlich lächelte sie wieder. Wie er dieses Lächeln doch vermisst hatte!
„Vom Recht zur Rebe …”, witzelte sie.
„Mal sehen, wie das zu mir passt.” Allerdings gefiel ihm das jetzt schon so gut wie Chantals Nähe und wärmte ihn wie ihr Lächeln. Die Augen auf ihren Mund gerichtet, beugte er sich langsam vor und …
„Chantal, hier bist du! Ich dachte schon, ich komme nie an.” Kree überfiel sie beide mit Fragen und Umarmungen. „Sagt mir sofort, dass ich mich völlig grundlos ängstige. Zane hat eine Nachricht bei Tina hinterlassen, aber damit konnte ich nichts anfangen. Bestimmt hat sie etwas falsch
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