Verfuehrerische Naehe
Kindes zu sehen? Trotz allem regte sich Hoffnung in ihr.
„Daran habe ich noch nicht nachgedacht”, erwiderte sie vorsichtig. „Im Moment bin ich voll damit beschäftigt, mich um meine Arbeit und meine Familie zu kümmern.”
„Und wenn du nun schwanger wirst, was dann?”
Sie fühlte sich unbehaglich unter seinem bohrenden Blick, und das machte sie zornig. Sie wollte sich nicht so fühlen. Im Moment spielte es keine Rolle, dass er sie nicht liebte. Er gab ihr das Gefühl, lebendig zu sein. Durch ihn fühlte sie sich viel stärker als früher vor und war hundert Mal glücklicher. Das wollte sie sich nicht nehmen lassen.
„Quade, ich muss nicht schwanger werden. Gibt es dafür nicht die Pille für danach?”
Er zuckte zurück, als hätte sie ihn geohrfeigt. Hatte sie womöglich einen schlimmen Fehler begangen?
Sein Gesicht wurde noch eine Spur starrer. „Du gehst morgen früh zum Arzt?” fragte er tonlos.
Ja. Nein. Sie wartete auf ein Zeichen von ihm, doch es kam keines. Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Sie musste weg.
„Chantal.”
An der Tür blieb sie stehen, drehte sich jedoch nicht um.
„Sag mir Bescheid, falls du es dir anders überlegst.”
„Wie sieht das aus?” fragte Kree und ließ die Schere sinken.
Tina, die neben ihr stand und einer Kundin die Haare stylte, schaltete den Föhn aus und musterte Chantals Frisur mit fachmännischem Blick. „Sexy, aber mit Stil.”
„Richtig”, bestätigte Kree zufrieden. „Also, warte nicht wieder so lange, bis du zu uns kommst, ja?”
Chantal stimmte zu, weil das am einfachsten war. In den vergangenen sieben Wochen hatte sie das häufig getan. Stets war sie den einfachen Weg gegangen, nur um ein besorgtes Familienmitglied loszuwerden und den nächsten Tag und die nächste Nacht zu überstehen.
Kree bürstete die abgeschnittenen Haare vom Umhang, nahm ihn Chantal ab und runzelte die Stirn.
Chantal stand hastig auf, weil sie ahnte, dass sie gleich eine Lektion über Haarpflege zu hören bekommen würde, und sah auf die Uhr. „Es ist schon spät. Ich muss mich beeilen. Was schulde ich dir?”
„Dass du dich nicht übernimmst, einverstanden?”
„Du klingst schon wie Julia. Es ist geradezu unheimlich.”
Lachend nahm Kree von dem Regal hinter ihr ein Fläschchen und stellte es auf die Theke des Salons. „Willst du das ausprobieren? Dein Haar ist sehr trocken.”
Das hatte sie schon festgestellt, bevor sie zu schneiden begonnen hatte. Chantal hatte sich auch über ihr Haar gewundert, weil sie sich in der letzten Zeit über körperliche Veränderungen während der Schwangerschaft und alles, was damit zusammenhing, informiert hatte.
Das Haar sollte sich jedenfalls erst viel später verändern.
„Möchtest du es?” drängte Kree.
„Ja, einverstanden.” Wahrscheinlich half es nicht, aber so war es eben einfacher.
Kree tippte den Betrag in die Kasse.
Tina stieß einen leisen Pfiff aus. „Toller Wagen”, stellte sie fest und blickte auf die Straße hinaus. „Wer fährt denn hier einen alten roten Sportwagen?”
Chantal wurde diesmal nicht bloß flau, sondern ihr Magen krampfte sich zusammen, als wäre sie seekrank. Wie aus weiter Ferne hörte sie, wie die beiden spekulierten, wem der Wagen gehörte. Sie dagegen wusste Bescheid.
Quade war wieder hier, nachdem er sechs Wochen in einem Weinberg im Hunter Valley gearbeitet hatte. Das hatte sie zumindest verschiedenen Bemerkungen entnommen, die sie von Godfrey, Zane und Julia aufgeschnappt hatte. Niemand wusste viel, aber immer noch mehr als sie selbst.
Sechs Wochen, ohne ihn zu sehen oder von ihm zu hören. Es hatte keinerlei Kontakt gegeben. Daher hatte sie ihm auch nicht sagen können, dass sie nur ein einziges Mal beim Arzt gewesen und er das Ergebnis des Schwangerschaftstests aus der Apotheke bestätigt hatte.
„Hallo, Erde an Chantal!”
Sie griff nach der Kreditkarte, die Kree vor ihrer Nase schwenkte, steckte sie in die Handtasche und ging nach draußen. Mit weichen Knien ging sie zu ihrem Wagen, und musste erst mal mit dem Zündschlüssel herumfummeln, bevor sie ihn ins Zündschloss stecken konnte. Als der Motor ansprang, holte sie erst mal tief Luft.
Bald würde alles besser werden. Nachdem sie mit Quade gesprochen hatte, konnte sie sich Julia anvertrauen. Dann brauchte sie nicht mehr so zu tun, als könnte sie die kleine Bridie nicht auf den Arm nehmen aus Angst, das Baby könnte auf ihre Kleidung spucken. Dann brauchte sie nicht mehr zu fürchten, sich durch
Weitere Kostenlose Bücher