Verfuehrerische Naehe
träumen. Sie hatte sich sogar eingeredet, in dem Telefongespräch am Freitagabend hätte es sich darum gedreht, dass Quade sich um sie Sorgen machte. Darum war sie in freudiger Erwartung zurückgekommen.
Doch jetzt hatte Godfrey die Bombe platzen lassen und ihr die Augen geöffnet. Der Mann, den sie zu lieben dachte, glaubte nicht an ihre Fähigkeiten als Anwältin und besaß keinen Respekt vor ihr. Er traute ihr nicht einmal zu, ethisch einwandfrei zu handeln.
Entschlossen zwang sie sich dazu, Haltung zu wahren, den Schmerz zu unterdrücken und zu lächeln. Erst dann antwortete sie auf die letzte Enthüllung, dass Quade ihr nur seinen Körper angeboten hatte.
„Stimmt, mehr hast du mir nie versprochen.” Damit drehte sie sich um und ging.
Der Stolz half Chantal, den Schuppen zu verlassen, obwohl Tränen alles vor ihren Augen verschwimmen ließen. Hoffentlich wirkten ihre Bewegungen nicht so unsicher, wie sie sich im Moment fühlte.
Ihr Stolz half ihr auch, die nächsten Wochen zu überstehen und Tage und Nächte mit allen möglichen mühsamen Tätigkeiten auszufüllen, die sie am Denken hinderten. Nur so hinderte sie sich daran, sich bei Julia auszuweinen. Und so schaffte sie es auch, an Quades Haus vorbeizufahren, statt zu ihm zu gehen und sich mit ihm zu versöhnen.
Das alles war auf ihren Stolz zurückzuführen. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber zwang sie jedoch, die Wahrheit zu akzeptieren. Quade hatte Recht, was Andrew McKinley anging.
Emily brauchte einen Mann wie Quades Freund, den Spezialisten für Grundrecht, um sie mit größtmöglicher Aussicht auf Sieg zu vertreten.
Leider sah Emily das nicht so. Sogar nach einer gemeinsamen Reise nach Sydney zu einer Besprechung beharrte sie eisern darauf, dass sie keinen arroganten Anwalt aus der Großstadt wollte.
Zwei Wochen später war noch immer nichts entschieden. Chantal seufzte frustriert und stützte den Kopf in die Hände, als es an der Tür ihres Büros klopfte.
Godfrey warf einen Blick herein und fragte: „Alles in Ordnung?”
„Es ist nichts, womit ich nicht umgehen kann.”
„Das bezweifle ich keinen Moment, aber manchmal hilft es, wenn man mit jemandem spricht.”
„Haben Sie ungefähr ein bis zehn Stunden Zeit?” fragte sie ironisch.
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, im Gehen zu reden, ja.”
Freitagnachmittag — da stand natürlich Golfspielen auf dem Programm. Chantal lehnte sich im Sessel zurück und biss sich auf die Unterlippe. Seit genau drei Wochen und vier Tagen verfolgte sie Quades Vorwurf, sie hätte aufgegeben. Der Anruf von Mitch hatte ihr die perfekte Entschuldigung geboten, den Termin auf dem Golfplatz platzen zu lassen. Und das, als sie schon nahe daran war, Quade anzurufen und anzuflehen, hinzukommen und ihr Händchen zu halten. Sie hatte wie ein wahrer Feigling gehandelt.
Heute Nachmittag bekam sie die Gelegenheit, alles wieder gutzumachen, zumindest, was sie selbst betraf. Sie schaffte es, weil sie es wollte.
Entschlossen stand sie auf. „Danke, Godfrey, ich möchte gern im Gehen reden.”
Hoffentlich bereut das hinterher keiner von uns beiden, fügte sie in Gedanken hinzu.
Eine halbe Stunde später bekam Chantal auf dem Parkplatz des Country Clubs einen Grund geliefert, ihre Entscheidung zu bereuen, und zwar in Gestalt von Quade, der soeben eine Golftasche aus dem Kofferraum seines Wagens holte.
Sie reagierte so heftig auf seinen Anblick, dass sie sich verkrampfte und abrupt bremste.
Dann saß sie über das Lenkrad gebeugt da und bekam Herzklopfen, während sie ihn mit Blicken verschlang. Dieser breite Rücken, das von der Sonne gebleichte Haar, das kräftige Kinn
…
Er hob den Kopf und schien zu erstarren, als würde er ihren Blick spüren. In diesem Moment blieb ihr fast das Herz stehen. Dann drehte er sich rasch um und sah direkt zu ihr. Sie konnte sich nicht abwenden, so stark wirkte sein Blick auf sie.
Wie aus weiter Ferne hörte sie eine Autohupe und versuchte, sich zu sammeln. Wieder hupte jemand. Erst jetzt merkte sie, dass sie die Straße blockierte, winkte entschuldigend und bog in eine Parkbucht.
Nachdem sie den Motor ausgestellt hatte, sah sie sich um. Godfrey verstellte ihr jedoch die Sicht. Sie erkannte nur, dass er Quade die Hand schüttelte und dass hinter den geparkten Autos der beiden zwei kleine Rollboys mit Golfschlägern standen.
Viel zu spät begriff Chantal, dass es sich keineswegs um einen Zufall, sondern um ein arrangiertes Treffen handelte. Sie sah jedenfalls keine anderen
Weitere Kostenlose Bücher