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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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küsste ihn schließlich, wie er sie geküsst hatte.
    Immer noch trennte sie der Spieltisch, was, wie Radwell fand, zwar lästig war, der Versuchung jedoch ein wenig Einhalt gebot. Esme beugte sich weit darüber, um ihm näher zu kommen, und schlang ihm die Arme um den Nacken. Schwindel erfasste ihn, als er spürte, wie sie sich verlangend gegen ihn presste, aber er wagte nicht, weiter zu gehen. Er ließ von ihr ab und presste seine Hände schmerzhaft fest auf den Tisch, um nicht dem Drang nachzugeben, Esmes Haar und Gesicht zu streicheln oder gar ihre Brüste zu liebkosen.
    Plötzlich ein splitterndes Krachen! Ein Bein des zierlichen Tisches war abgeknickt, sodass Esme zu Boden rutschte. Radwell, der die Balance verlor, landete neben ihr auf dem Teppich.
    Einen grässlichen Moment lang dachte er, sie müsse sich etwas gebrochen haben, denn sie lag, das Gesicht auf dem Teppich, reglos und still da. Doch dann drehte sie sich auf den Rücken, und er sah, dass sie von stummem Lachen geschüttelt wurde.
    Endlich fasste sie sich wieder und sagte: „Also gut, ich muss Ihnen schließlich recht geben, Sie sind wirklich ein schlechter Mensch! Denn nun habe ich wegen unseres unziemlichen Verhalterns das Mobiliar meines Gastgebers ruiniert. Was soll ich bloß Miranda sagen?“
    „Überhaupt nichts.“ Ein imaginäres Stäubchen von seinem Ärmel schnippend stand er auf und untersuchte das Tischchen. „Sehen Sie? Das Bein ist aus seiner Halterung gesprungen. Man kann es wieder einfügen.“ Mit einem Ruck schob er es wieder an Ort und Stelle, ehe er den Tisch vorsichtig zum Fenster trug und ihn dort hinstellte. „So gut wie neu! Ich hoffe nur, es hält eine Weile.“
    Zweifelnd meinte sie: „Aber wenn man ihn benutzt …“
    „Ein Kartenspiel wird er aushalten, solange man sich nicht zu fest daraufstützt. Und nun, Kleines, schlage ich vor, ziehen wir uns unauffällig vom Tatort zurück.“ Er bot ihr eine Hand, und sie erhob sich mit anmutigem Schwung, stand jedoch ein wenig zu dicht vor ihm.
    Vorsichtshalber trat er einen Schritt zurück, ehe er sie zur Tür führte. „Listig, meine Liebe, aber ich habe es gemerkt! Sie verlocken mich nicht noch einmal, wie aufreizend der Gedanke auch ist.“
    Als sie triumphierend lächelte, sah er, dass er richtig ver mutet hatte. „Zumindest weiß ich nun, dass Sie neulich im Garten heuchelten. Sie weigern sich, mich gewisse Dinge zu lehren? Nun, mein Lieber, dann werde ich nun Ihr Lehrer sein.“
    Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und verschwand in der dunklen Halle.

12. KAPITEL

    „Und diese beiden kommen ganz bestimmt nicht infrage?“, wollte Miranda von Esme wissen. Sie nahmen ihren Frühstückstee im Morgensalon ein. Seltsamerweise wirkte Miranda trotz ihres mangelnden Erfolges als Ehestifterin kaum betrübt.
    Esme nickte. „Beide sind bereits versprochen, obwohl ich zugeben muss, dass ich es bei Mr. Smythe ein wenig bedauere.“
    „Er ist wirklich sehr anziehend“, meinte Miranda. „Gut aussehend und zuvorkommend, und doch hat er etwas von einem Lebemann. Ein bisschen wie Radwell, findest du nicht?“, und fügte hinzu: „Oh, Esme, wir sind so gute Freundinnen geworden, dass wir das förmliche Sie lassen sollten.“
    Esme errötete vor Freude. „Oh, ja, gern. Danke, Miranda.“
    „Ich hoffe nur“, ergänzte die Duchess, „du setzt deine Hoffnung nicht auf Radwell. Er kann wirklich ein grässlicher Schuft sein.“ Aber sie lächelte bei diesen Worten. „Obwohl ich stark vermute, dass er ein hingebungsvoller Gatte wäre. Er ist nämlich hoffnungslos romantisch.“
    Rasch senkte Esme den Blick und spielte mit ihrem Teelöffel. „Ich nehme an … er wäre eine gute Partie, wenn er eine Heirat ins Auge fasste?“
    „Nun, dein Vater würde niemals zustimmen. Er würde Lord Baxter für passender halten. Reifer. Gesetzter.“
    Was Lord Baxter ziemlich langweilig erscheinen ließ. Esme sagte: „Ich möchte keinen Ehemann, der den Wünschen meines Vaters entspricht. Sollte ich jemanden finden, der mich mag, und den ich mag, würde ich die Wünsche meines Vaters ignorieren. Ohnehin ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein Kandidat meiner Wahl Gnade vor seinen Augen finden würde.“
    Sie dachte daran, dass sie heute Morgen einen weiteren Brief bekommen hatte, nicht mit Drohungen gespickt, jedoch kurz und schroff und des Inhaltes, sie möge nicht länger Krankheit vorschützen, sondern schnellstens heimkehren, um ihrem Bräutigam vorgestellt zu werden. Allerdings

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