Verführerische Unschuld
die unterste Schublade, um ein T-Shirt herauszuholen, doch stattdessen hielt er plötzlich ein zartes, seidiges Etwas in der Hand. Was glaubte Caitlyn eigentlich, zu welcher Gelegenheit sie dieses aufreizende kleine Hemdchen tragen könnte? Zu seinem Entsetzen spürte er ein vertrautes Ziehen in den Lenden.
Er stöhnte auf bei dem Gedanken, wie Caitlyn Seide und Spitze in seinem Bett trug – oder, noch schlimmer, auf der Bohrstelle. Als ob das Leben nicht schon schwierig genug wäre, ohne dass man das Schicksal noch herausforderte. Das Erste, was er morgen früh tun würde, war, Caitlyn mit einem der üblichen Overalls auszustatten, der sie vom Hals bis zu den Zehenspitzen bedecken würde. Seine Männer durften keinen Zentimeter Seide an ihrer neuen Geologin entdecken. Und wenn er Glück hatte, würde der Schutzhelm ihr volles dunkelbraunes Haar verstecken.
Der Gedanke, dass Paddys kleine Prinzessin ungestört in seinem Bett schlafen würde, während er mit dem alten Sofa vorliebnehmen musste, ärgerte Grant, und er überlegte, ob er ihr eine Erbse unter die Matratze legen sollte.
Caitlyn starrte Grant fassungslos an, als er mit von der Dusche noch feuchtem, glänzendem Haar ins Wohnzimmer geschlendert kam. Er trug nur seine alten Jeans, an der der oberste Knopf fehlte, und ansonsten nichts, sodass Caitlyn seine muskulöse Brust bewundern konnte. Sie hatte noch nie einen so aufregenden Mann gesehen.
Bei dem Gedanken, dass sie in seinem Bett schlafen würde, wurden ihr plötzlich die Knie weich. Die unreifen Jungen, mit denen sie auf dem College ausgegangen war, konnten sich nicht mit diesem betont sinnlichen Mann messen, der gelassen vor ihr stand. Seine Gegenwart allein genügte, um ihr Herz schneller schlagen zu lassen.
“Entschuldigt”, sagte Grant mit einem Gähnen, aber Caitlyn nahm ihm nicht ab, dass es ihm wirklich leidtat. “Wenn es euch nichts ausmacht, vom Sofa aufzustehen, würde ich jetzt gern zu Bett gehen.”
Obwohl er sicher keine Zweideutigkeit beabsichtigt hatte, genügte schon das Wort “Bett”, um Caitlyn leicht erröten zu lassen. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, stand sie sofort auf.
“Natürlich. Ich möchte auch an meinem ersten Arbeitstag ausgeschlafen sein.” Rasch gab sie ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Grant eine Stelle auf seinem Rücken nicht abgetrocknet hatte. Fast hätte sie ihm angeboten, es für ihn zu tun. “Gute Nacht”, sagte sie fröhlich. “Schlaft schön.”
“Schlafen ist die einzige Möglichkeit, wie ich auf dem Sofa bleiben kann, ohne runterzufallen”, entgegnete Grant mürrisch und streckte sich auf dem abgewetzten Polster aus.
Wenn er bei Caitlyn ein schlechtes Gewissen wecken wollte, so war ihm das gelungen. Sie konnte nicht das Bild seines noch feuchten Rückens vergessen. Tief in Gedanken versunken, schlüpfte sie in ihren Pyjama, machte das Licht aus und legte sich ins Bett. So müde sie auch war, konnte sie nicht gleich einschlafen. Grant Davis’ Duft kitzelte sie in der Nase. Caitlyn hielt die Baumwolldecke an ihr Gesicht und atmete tief ein. Es war eine Mischung aus Pinien und Salbei, die sie viel zu intim mit einem Mann vertraut machte, der die Absicht hatte, sie zu feuern, sobald er die Gelegenheit dazu hatte.
5. KAPITEL
Der Sonnenaufgang tauchte den Horizont in herrliche Töne von Orange, Rosa und Dunkelrot, als Caitlyn die oberste Plattform des Bohrturms erreichte. Sie trug den Overall, den Grant für sie hingelegt hatte. Fast wäre er bei ihrem Anblick in Gelächter ausgebrochen. Sie hatte Ärmel und Hosenbeine aufrollen müssen, und der Schutzhelm reichte ihr fast bis zu den Augen, sodass sie Grant ein wenig an Charlie Brown in voller Wintergarderobe erinnerte, der von seinen Sachen so behindert wurde, dass er sich kaum bewegen konnte.
Caitlyn runzelte die Stirn, als sie ihn in T-Shirt und Jeans sah.
Die Nacht hatte weder seine noch ihre Laune gebessert. Grant hatte zwar tief und fest geschlafen, aber als er aufwachte, hatte er das Gefühl gehabt, dass ihn jeder Knochen im Leib schmerzte. Caitlyns Schlaf war unruhig gewesen, gestört von seltsam erotischen Träumen, aus denen sie unbefriedigt und gereizt aufwachte.
“Guten Morgen.” Sie kämpfte gegen ihre Nervosität an und gab sich jede Mühe, so zu klingen, als ob ihr diese Arbeit schon seit Jahren vertraut wäre. “Ich möchte eine Kernprobe haben, um zu sehen, was es dort unten genau gibt.”
“Kernproben erfordern viel Zeit”,
Weitere Kostenlose Bücher