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Verführerischer Weihnachtstraum

Verführerischer Weihnachtstraum

Titel: Verführerischer Weihnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHY WILLIAMS
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hätte wahrscheinlich sogar noch Jim, den Nachtwächter, angetroffen, bevor er von seiner Schicht nach Hause ging.
    Georgie hatte in dieser Nacht kein Auge zugetan. Pierres Worte gingen ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sie hörte sie immer und immer wieder, wie eine Schallplatte, die einen Sprung hatte. Warum dagegen ankämp fen … warum dagegen ankämpfen … warum dagegen ankämpfen …
    Ihren Schönheitsschlaf hatte sie dafür geopfert, um sich zu gratulieren, dass sie sich absolut richtig verhalten hatte. Für einen Mann mit einem Ego von der Größe eines Wolkenkratzers war es sicherlich nur natürlich, sich einzubilden, er könnte alles haben, was er wollte. Einschließlich ihr.
    Zugegeben, sie hatte wohl tatsächlich Signale ausgesandt. Aber Georgie war stolz auf sich. Sie hatte ihn entschieden wissen lassen, dass sie stark genug war, um einer flüchtigen Anziehungskraft zu widerstehen. Auch wenn ihre Willenskraft vielleicht für einen Moment getrübt gewesen war. Das hatte sie sich bis zum Morgengrauen immer wieder vorgesagt.
    Um sechs Uhr morgens hatte Georgie dann in Gedanken sämtliche Szenen dieses absurden Theaterstücks durchgespielt. Sie übernahm jedes Mal die Rolle der Moral und der Prinzipien und brachte mit klarer, deutlicher Stimme ihre Argumente vor, während Pierre andächtig lauschte. Schließlich – und das war immer das Beste – gab er sogar zu, wie recht sie doch hatte. Und wie sehr er sie dafür bewunderte, dass sie für ihre Überzeugungen einstand.
    Wenn sich dann ungewollt die Erinnerung einschlich, wie Pierre sie berührt und liebkost hatte, dann konzentrierte sie sich sofort auf etwas anderes. Auf etwas Hilfreiches und Nützliches. Wie zum Beispiel die achtzehn Kinder, die noch ein paar Dinge zu lernen hatten, obwohl die Vorfreude auf Weihnachten es immer schwieriger machte, sie zu kontrollieren.
    Wenn sie später bei Didi vorbeischaute – sehr viel später, schließlich hatte sie wegen der Kinder eine gute Entschuldigung –, würde sie Pierre offen in die Augen sehen können. Sie konnte sich auf ihre hohen moralischen Prinzipien verlassen.
    Und doch hatte all das einen schalen Nachgeschmack. Plötzlich musste Georgie daran denken, dass Pierre ihr mehr als einmal vorgeworfen hatte, vorschnell über andere zu urteilen.
    Georgie beruhigte sich damit, dass es immer noch besser war, sich wenigstens nach einigen moralischen Kriterien zu richten anstatt so zu sein wie Pierre: emotionell unbeständig, auf der Suche nach oberflächlichem Vergnügen mit Frauen ohne seelische Verbindung. Frauen, die in seinem Leben auftauchten und nach einer Weile wieder verschwanden, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Und das, so sagte sie sich, war einfach nur traurig.
    Das hielt sie sich immer noch entschlossen vor Augen, als sie sich später am Abend anzog. Dieses Mal nichts Aufwendiges. Didi hatte zum Essen bei sich eingeladen, und Pierre sollte nicht denken, Georgie würde sich seinetwegen mit dem Aussehen besondere Mühe geben.
    Das Haar band sie zu zwei Zöpfen im Nacken zusammen, und sie entschied sich für ihren üblichen Aufzug mit einem wallenden Rock, flachen Stiefeln und mehreren Oberteilen, über die sie dann noch ihren warmen Poncho zog.
    Im Sommer hätte sie sich auf ihr Fahrrad geschwungen, doch jetzt, obwohl es aufgehört hatte zu schneien, war es immer noch frostig kalt und ungemütlich draußen. Die Vorstellung, anderthalb Stunden zu spät und mit Frostbeulen bei Didi aufzutauchen, hatte zwar durchaus ihren Reiz. Aber Georgie entschied sich dann doch gegen den Drahtesel und fuhr mit ihrem Wagen. Sie tat ihr Bestes, während der Fahrt keinen einzigen Gedanken an Pierre zu verwenden. Es gab genug andere Dinge, an die sie denken konnte. Wichtigere Dinge. Viel beruhigendere Dinge. Zum Beispiel die Weihnachtsfeier.
    Als sie endlich ankam, erwartete Didi sie schon voller Unruhe und mit der Hand an der Klinke.
    „Wo warst du nur so lange, Liebes?“ Didi begrüßte sie mit gerunzelter Stirn und Küssen auf die kalten Wangen. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Wir haben bei dir angerufen, aber niemand ist ans Telefon gegangen. Pierre wollte schon nach dir suchen.“
    Mit schlechtem Gewissen dachte Georgie an das klingelnde Telefon, während sie viel zu lange in der heißen Badewanne gelegen und sich langsam in eine verschrumpelte Pflaume verwandelt hatte. „Tut mir leid, Didi. Die Arbeit. Die üblichen Probleme mit den Weihnachtsvorbereitungen. Du siehst großartig aus. Hast du

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