Verführerischer Weihnachtstraum
Doch selbst das war eine Universität in einer ländlichen Gegend.“
„Ich liebe das Landleben“, bekräftigte Georgie so aufgeräumt wie möglich, allerdings mied sie es, Pierre dabei anzusehen. „Manche Menschen sind eben so.“
„Aber vielleicht wäre es mal ganz nett, das Leben auf der Überholspur zu genießen“, beharrte Didi. „Die schicken Geschäfte, die Restaurants, die Theater …“
Vorwurfsvoll sah Georgie zu Pierre. Jetzt hatte er sogar Didi auf seine Seite gezogen. Sie hätte gut Lust, mit dem Fuß aufzustampfen und einen Wutanfall abzuliefern. „Vielleicht hast du ja wirklich recht“, sagte sie jedoch stattdessen versöhnlich. „Aber da wir gerade über alternative Erfahrungen sprechen: Ich hätte da einen Vorschlag für dich, Pierre.“
„So?“
Sie warf ihm einen Blick zu, den er für sehr provozierend und verführerisch hielt. Oder spielte ihm da seine Einbildung nur einen Streich? Mit gerunzelter Stirn musterte er sie.
„Den Weihnachtsmann“, flötete sie sonnig.
„Den Weihnachtsmann. Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, aber das passiert mir mit dir ja nicht zum ersten Mal.“
„Ich habe doch erzählt, was für einen hektischen Tag in der Schule ich hinter mir habe, nicht wahr? Nun, das liegt vor allem daran, dass Mr. Blackman im Krankenhaus liegt. Er ist auf der vereisten Straße ausgerutscht und hat sich eine Bänderzerrung zugezogen. Er spielt jedes Jahr den Weihnachtsmann für die Kinder …“
„Oh nein!“ Pierre ahnte, worauf sie hinauswollte. „Auf gar keinen Fall.“
„Wozu dann das ganze Gerede über Herausforderungen?“ Georgie lächelte überlegen. „Ich bitte dich nur um einen kleinen Gefallen, Pierre. Ehrlich. Zwei Stunden deiner Zeit, mehr nicht. Die wirst du doch erübrigen können, oder?“
„Dich kann ich mir gar nicht in einem Weihnachtsmannkostüm vorstellen.“ Didi hörte sich an, als würde sie nichts lieber sehen. „Dein Vater hat jedes Jahr für dich den Weihnachtsmann gespielt, bis du sieben warst.
Dann hast du nicht mehr an den Weihnachtsmann geglaubt. Aber bis dahin hast du jedes Jahr so viel Spaß gehabt!“
Einen Moment lang war Pierre abgelenkt. „Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.“ Irgendwo ganz hinten in seinem Kopf rührte sich etwas, ein Bild … „Wie auch immer … Zurück zur Gegenwart!“ „Kommt nicht infrage.“
„Warum nicht? Es wäre wirklich eine große Hilfe.“
„Wieso kann das nicht einer der Väter übernehmen? Da lässt sich doch bestimmt jemand finden, der sich freiwillig meldet. Jemand, der sehr viel glaubwürdiger ist, als ich es je sein könnte.“
„Nein, mir fällt keiner ein.“ Doch. Dutzende !
„Ich habe auch gar nicht die richtige Figur dafür. Und es bleibt nicht genug Zeit, um mich zu mästen.“
„Oh, das ist kein Problem. Ein Kissen hier, ein Kissen da … Du wirst erstaunt sein, was ein wenig Polsterung alles ausmacht.“
„Na, ich lasse euch beide allein, um das auszufechten.“ Didi gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Ich werde jetzt zu Bett gehen und noch ein wenig fernsehen. Pierre“, sie stand auf und sah auf ihren Sohn, „ich finde, du solltest Georgies Herausforderung annehmen. Stell dir nur mal all die glücklichen Kindergesichter vor.“
Sobald Didi die Küche verlassen hatte, blickte Pierre Georgie düster an. „Du kannst dich bei meiner Mutter bedanken.“
„Also machst du es?“
„Unwillig.“
„Es ist nur eine kleine Show, ein paar Weihnachtslieder und dann das Verteilen der Geschenke, mehr nicht.“
„Und wie revanchierst du dich?“
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, verständnislos sah sie ihn an. „Was meinst du?“
„Versuch du es in der Stadt. Selbst Didi stimmt mir zu. Vielleicht nicht gleich London – das könnte doch etwas zu überwältigend sein.“
„Einen Job als Lehrer findet man nicht einfach so auf Knopfdruck. Aber nur zu deiner Information: Ich würde auch in London zurechtkommen.“
„Ach ja?“
„Ich sollte mich auf den Rückweg machen, Pierre.“ Georgie erhob sich, und er folgte ihr in die Diele. Beobachtete, wie sie die vielen bunten Stofflagen anzog und schließlich den unvermeidlichen Poncho überwarf. Ihm hatte ihr Kleidungsstil nie gefallen. Für ihn hatte sie immer das Bild der typischen Landpomeranze verkörpert, die sich der Mode verweigerte, so als wäre Eleganz etwas Negatives. Doch jetzt … Mit einem Mal schien es ihm individuell und erfrischend anders und auf seltsame Art weiblich. Sehr
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