Verführerischer Weihnachtstraum
etwa noch einen neuen Pullover geschenkt bekommen?“
„Mehrere sogar. Pierre ist in der Küche. Heute gibt es übrigens Eintopf.“
Georgie legte den Poncho ab und zog die Pullover über den Kopf, bis sie schließlich nur noch einen feinen Wollpulli zum langen Rock trug. „Da bin ich ja passend angezogen“, versuchte sie zu scherzen, doch ihr Magen fuhr Achterbahn, während sie Seite an Seite mit Didi in die Küche ging. Sie verspürte ein seltsames Kribbeln am ganzen Körper.
Pierre stand mit dem Rücken zu ihnen. Er rührte in einem riesengroßen Topf, dem ein köstliches Aroma entströmte.
„Mmh, riecht das gut!“, sagte Georgie und ging zögernd zu Pierre. Das wurde wohl von ihr erwartet. Er drehte sich um, und diesmal war das Lächeln, das auf Georgies Gesicht erschien, echt. „Du meine Güte, Pierre! Du trägst ja eine Schürze!“ Sie trat ein paar Schritte zurück und musterte ihn kritisch. „Ich wünschte, ich hätte meine Kamera mitgebracht!“ Sie lachte belustigt auf. Diese Schürze hatte sie vor Jahren für Didi geschenkt. Sie gab sich die größte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Pierres Miene nach zu urteilen teilte er ihre Erheiterung keineswegs.
„Was ist daran denn so komisch?“, murmelte er düster. Da rauschte sie hier herein, sah aus wie ein Teenager mit ihren Zöpfen und den roten Wangen und lachte über ihn! Was ihr Gesicht aufleuchten ließ. Und mogelte sich damit durch die Mauern, die sein Stolz errichtet hatte. Sie hatte ihn abgewiesen! Ihm einen Korb gegeben. Ihm!
„Diese Schürze passt irgendwie nicht zu dir …“, prustete sie los. Das Lachen ließ sich nicht mehr eindämmen. Es brach aus ihr heraus, und Georgie warf den Kopf zurück.
„Möglich“, knurrte er und rührte mit unnötiger Kraft in dem großen Topf. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Didi ein Glas Wein für Georgie einschenkte. Er zwang sich, sich zu entspannen. Jetzt schaute sie auch noch in den Topf und schnupperte, so als würde sie seinen Kochkünsten nicht trauen!
„Hast du das schon mal gemacht?“
„Nein.“
„Ich wette, du besitzt nicht einmal ein Kochbuch.“
„Das wäre doch eine großartige Idee für ein Weihnachtsgeschenk“, meldete sich Didi prompt.
Eine Bemerkung, die Georgie stutzig werden ließ.
Weihnachten! Sie brauchte ein Geschenk für Pierre! Es wurde natürlich von ihr erwartet, dass sie etwas für ihn besorgte!
„Oh, wir haben ausgemacht, auf Weihnachtsgeschenke zu verzichten“, rettete Pierre souverän die Situation. Bizarrerweise fühlte Georgie so etwas wie einen enttäuschten Stich. Dabei sollte sie ihm eigentlich dankbar sein.
„Was sind das denn für neue Ideen?“ Didi war fassungslos.
„Wir dachten …“, Georgie improvisierte aus dem Stehgreif, „… es wäre netter, das Geld zu spenden. Einem Obdachlosenheim. Es gibt so viele Leute, die absolut nichts haben, und Weihnachten ist eine wunderbare Gelegenheit, um etwas für andere zu tun und unseren Teil beizutragen …“
„Eine wundervolle Idee, Liebes.“ Lächelnd reichte Didi ihr das Glas Wein. „Obwohl Pierre regelmäßig etwas für die weniger Begüterten tut.“
„Tut er?“ Georgie wandte ihm das Gesicht zu. „Tust du?“
„Ich hab’s ja selbst erst heute herausgefunden, nicht wahr, Pierre?“ Didi lächelte ihren Sohn an, der sich jetzt daran machte, einen Eintopf umzurühren, der gar nicht mehr gerührt werden musste. „Wir haben heute in der Gemeindekirche vorbeigeschaut, um die Weihnachtskarten der Wohltätigkeitsorganisation zu besorgen, und eine der Damen, die den Verkauf organisieren, hat Pierre erkannt. Dass er dir nichts davon erzählt hat …“
Georgie warf Pierre einen überraschten Blick zu. „Das muss an seiner Bescheidenheit liegen“, stammelte sie verdattert. „Du hast nie etwas davon gesagt, dass du …“
„Ich weiß. Schockierend, nicht wahr?“ Er lehnte sich näher zu ihr, damit seine Mutter ihn nicht hören konnte. Didi war vielleicht nicht mehr so sicher auf den Beinen, aber sie hatte noch immer Ohren wie ein Luchs. „Dass ich nicht der Mistkerl bin, für den du mich hältst.“
„Pierre hat über seine Firma eine Stiftung gegründet, die sich unter anderem auch um benachteiligte Teenager kümmert und ihre Kreativität fördert. Die Weihnachtskarten sind nur ein Teil davon. Die Dame hatte mehrere Pakete mitgebracht, weil sie über Weihnachten hier zu Besuch bei ihrer Tochter ist …“
Unsinnigerweise wurmte Georgie dieses Schnipselchen Information über
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