Verfuehrt von einem Highlander
ihm ins Gesicht gelacht, wenn sie sich getraut hätte, ihn anzusehen, und sicher sein könnte, nicht einer seiner Bitten nachzugeben. »Ihr werdet es nicht bekommen.«
Davon noch nicht überzeugt, zuckte er mit den Schultern, als sie weitergingen. »Es ist ein sehr großer Garten.«
Isobel dachte, das sie sofort gehen sollte, als sie das Lächeln fühlte, das sich um ihren Mund legte. Sie sollte zu ihren Brüdern zurückgehen, aber sie schien ihre Füße nicht bewegen zu können. Irgendwo tief in ihrem Innern war sie nicht einmal sicher, ob sie es wollte.
»Jetzt habt Ihr meine Dankbarkeit.«
»Wofür?« Isobel schenkte ihm nur die Hälfte ihrer Aufmerksamkeit und richtete die andere auf die Laternen, die ihren Weg beleuchteten. »Was Ihr auf meinem Gesicht gesehen habt, war einfach nur Verzweiflung. So, wie man vielleicht eine Grimasse schneidet, während man Gott anfleht, er möge einem Geduld schenken. Ich fürchte, Ihr habt das, was Ihr gesehen habt, für etwas gehalten, das es nicht war.«
Wie eine Feuergarbe fühlte sie seinen Blick auf sich, der sie zwang, ihn anzusehen. »Ihr seid so erfrischend für mich, Isobel. Ihr seid anders, als jede andere Frau, der ich bis jetzt begegnet bin, und ich …«
Isobel hörte zwar die Schritte zu ihrer Linken, hatte aber kaum die Zeit zu begreifen, dass sie nicht mehr allein waren. Sie hätte davonlaufen sollen. In einem Augenblick redete er noch so einschmeichelnd mit ihr wie die Schlange, die zu Eva sprach, und im nächsten lag sie in seinen Armen, leicht nach hinten gebeugt, und schaute hoch in sein Gesicht – das ihr sehr nahe war. Sie bog sich weiter zurück und öffnete die Lippen, um zu verlangen, dass er sie losließ, doch ihre Worte wurden von seinem Mund erstickt, der sich auf ihren presste. Erschrocken versuchte Isobel, mit den Fäusten gegen Tristans Brust zu trommeln, aber ihre Versuche, sich von ihm zu befreien, schienen seinen Eifer nur noch anzustacheln. Er zog, nein, er riss sie an sich und verschlang sie mit einem Kuss, der ihr den Atem aus dem bebenden Körper trieb. Seine Lippen forderten und reizten. Seine Zunge streichelte ihre, bis Isobel fühlte, dass ihr Wille, sich ihm zu widersetzen, erlahmte. Als Tristan sich schließlich zurückzog, atmete Isobel schwer und hart. Er lächelte und sah recht zufrieden mit sich aus, trotz des Funkelns von Verlangen, das in seinen Augen brannte.
»Das war knapp …«
Der Rest seiner Worte wurde ihm von ihrem raschen Schlag in sein Gesicht abgeschnitten. Aber Isobel war noch nicht zufriedengestellt und schlug ihn ein zweites Mal. Sie starrte ihn an, während er die Hand an seine schmerzende Wange hielt. Isobel traute sich nicht zu, etwas zu sagen. Sie war nicht einmal sicher, ob ihre zitternden Lippen die Flüche über sich bringen könnten, die er zu hören verdiente.
Schließlich lief sie davon und blieb erst stehen, als sie ihr Zimmer erreicht und die Tür hinter sich verriegelt hatte.
O du lieber Gott, er hatte sie geküsst! Tristan MacGregor hatte sie geküsst, und es war wundervoll gewesen.
Kapitel 6
T ristan verließ Lady Elizabeth Sutherland mit einem Fluch auf den Lippen und eilte über den Hof zu den Rasenflächen. Er war wütend auf sich, aber er musste Isobel die Schuld an diesem plötzlichen – und ein wenig erschreckenden – Mangel an Interesse am schönen Geschlecht geben. Es zählte nicht, dass sie ihn seit dem Kuss im Garten wie die Pest gemieden und ihn auch am gestrigen Krönungstag völlig ignoriert hatte. Sie verfolgte ihn in jedem wachen Moment ebenso wie in seinen Träumen. Warum? War es der erstaunlich beharrliche Widerstand, den sie seinen ausgefeilten Avancen entgegensetzte, der sein Interesse so sehr anstachelte? Oder war es die köstliche Flamme ihrer Zunge, die in ihm die Sehnsucht nach mehr zurückgelassen hatte?
Als er in jener Nacht im Garten die Schritte gehört und dann erkannt hatte, wer sich ihnen da näherte, hatte er sie in seine Arme gezogen und sie geküsst, um sie vor den Augen ihres Bruders zu verbergen. Er hätte es ihr gesagt, wenn sie ihn nicht geschlagen hätte. Sein Gesicht hatte zwei Tage geschmerzt, aber dieser Kuss war ihm das wert gewesen.
Vielleicht war es der lange vergessene Weg, den er in ihren Augen sah und der ihn aufforderte, ihn noch einmal zu beschreiten. Isobel hatte Tugenden aufgezählt, von denen Tristan bis jetzt nicht gewusst hatte, dass er sie besaß – die Überreste seines Ziels, nach dem er einst so sehr gestrebt hatte, und die so
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