Verfuehrt von einem Highlander
gestanden und ihn beobachtet hatte. Doch er entbot ihr keinen spöttischen Gruß. Genau genommen sah er ein wenig beunruhigt aus, als hätte ihre Ankunft ihn in seinem Nachdenken über ein großes Problem gestört.
»Wir sind gekommen, um nach Euch zu sehen«, erklärte John und ersparte es Isobel, etwas sagen zu müssen. »Geht es Euch gut?«
»Aye«, entgegnete Tristan, dessen verstörendes Lächeln zurückgekehrt war und dessen ganzes Strahlen er jetzt auf Isobel richtete. »Ich habe nur gerade gedacht, wie sehr mir dieses Zimmer gefällt. Es erinnert mich an ein anderes, das ich kenne. Es ist auch so still und friedlich.«
»Oh?«, fragte John und setzte sich auf einen der Stühle, nachdem Tristan wieder Platz genommen hatte. »Ein Zimmer in Eurer Burg?«
»Nein, woanders. An einem Ort, an dem ich sehr lange nicht mehr gewesen bin.«
»Leben viele Menschen dort, wo Ihr zu Hause seid?«
»Aye, mehr als mir manches Mal lieb ist.« Sein Blick glitt zu Isobel, die an der Tür stehen geblieben war. »Miss Fergusson, sitze ich auf Eurem Stuhl?«
Sie blinzelte und versuchte, das Bild seines glühenden, alles andere als ritterlichen Blickes aus ihrem Kopf zu vertreiben, mit dem er sie angesehen hatte, als sie allein im Garten gewesen waren. »Ihr sitzt auf Patricks Stuhl«, erklärte sie kalt.
»Meinen Bruder wird das nicht stören«, verkündete John, und warf ihr einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder an Tristan wandte. »Wie sieht Eure Burg aus, Mr. MacGregor?«
Oh, sie hätte ihn schlagen können! Sie ließ sich stattdessen auf dem nächstbesten Stuhl nieder und hörte zu, während Tristan von seinem verhassten Clan erzählte. Das alles hier war zu intim, zu behaglich. Ein MacGregor, der in ihrem Lieblingszimmer saß, vor ihrem Kaminfeuer, und der leise mit ihrem Bruder sprach, als wären sie Freunde. Sie waren es nicht; sie könnten es niemals sein. John war zu jung, um sich an das Geschehene zu erinnern, und die Familie sprach auch so gut wie nie darüber, außer wenn Alex zu viel getrunken hatte. Morgen würde sie John ermahnen, sich von Tristan fernzuhalten. Doch im Moment musste sie erst einmal gegen ihre Müdigkeit ankämpfen und wachsam bleiben.
»… Maggie, die Schwester meines Vaters, isst kein Fleisch, obwohl ich glaube, dass Isobels Kochkünste sie bekehren würden.« Tristan lächelte sie durch das Zimmer an, aber Isobel schloss die Augen und konzentrierte sich auf die helle Stimme ihres Bruders statt auf Tristans heiseres Timbre.
»Wer erfüllt Eure Pflichten, wenn Ihr fort seid?«
Eine Pause, dann: »Mein Bruder Rob kümmert sich um das meiste, zusammen mit meinem Vater.«
»Was tut Ihr dann den ganzen Tag?«
Isobel öffnete die Augen und wartete auf Tristans Antwort.
»Ich werde … nicht so gebraucht wie ihr alle hier. Es gibt viele starke Männer auf Camlochlin, die die täglichen Aufgaben erledigen.«
»Werdet Ihr also gar nicht vermisst?«
Zum ersten Mal, seit sie das Zimmer betreten hatte, sah Isobel Tristan genauer an und bemerkte sein gezwungenes Lächeln, als er den Kopf schüttelte. »Ich werde nicht lange genug fort sein, um vermisst zu werden. Außerdem weiß meine Familie, dass ich vorhabe, im nächsten Frühling für immer fortzugehen.«
»Warum wollt Ihr fortgehen?« Derselbe Instinkt, der Isobel trieb, für ihre Familie zu sorgen, ließ sie diese Frage stellen.
Tristan zuckte mit den Schultern. »Weil ich dort nicht hingehöre.«
Sie wollte ihn fragen, warum er das so empfand, doch Patrick betrat mit Cameron das Zimmer und blieb stehen, als er MacGregor auf seinem Stuhl sitzen sah. Tristan wollte aufstehen, doch Patrick machte ihm ein Zeichen, ruhig zu bleiben, wo er war.
»John, ins Bett mit dir!«, befahl er sanft und wandte sich an Isobel, nachdem er Platz genommen hatte. »Etwas warmen Honigwein, bitte, Schwester!«
»Natürlich.« Sie stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
Eine kurze Weile später kehrte sie mit einem Tablett zurück, auf dem vier Becher mit Honigwein standen. Nachdem Patrick und Cam sich ihre Becher genommen hatten, bot sie auch Tristan davon an. Er beäugte den Becher misstrauisch, bis Isobel Patrick den seinen aus der Hand nahm und ihm stattdessen Tristans Becher reichte.
Patrick verbarg sein Lächeln hinter seinem Trinkgefäß, während Isobel mit einer Kette von leisen Flüchen auf den Lippen zu ihrem Stuhl ging.
»Meine Schwester würde mir sagen, ich solle mich in den Hades scheren, würde ich sie bitten, mich
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