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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Teufel, sie würden nicht einmal miteinander reden, es sei denn, es war unumgänglich.
    Was Thomas absolut recht war.

7. KAPITEL
    „ Sie haben ein blaues Auge.“
    Das war das Erste, was Audley unterwegs zu ihm sagte – fast eine Stunde nachdem sie aufgebrochen waren.
    Thomas drehte sich zu ihm und sah ihn an. „Ihre Wange ist dunkelrot angelaufen.“
    Inzwischen hatten sie die Poststation beinahe erreicht, wo Audley seine Habseligkeiten untergebracht hatte, und so zügelten sie die Pferde, bis sie nur noch im Schritt gingen. Audley ritt eines der Tiere aus den Ställen von Belgrave; Thomas konnte nicht umhin, zu bemerken, dass er ein hervorragender Reiter war.
    Audley fasste sich an die Wange, und zwar keineswegs zaghaft, sondern klopfte abschätzend mit den Fingern darauf. „Es ist nichts“, sagte er, nachdem er sich anscheinend über den Grad der Verletzung klar geworden war. „Jedenfalls längst nicht so schlimm wie Ihr Auge.“
    Thomas warf ihm einen herablassenden Blick zu. Ehrlich, woher wollte der Bursche das denn wissen? Die Wange war dunkelrot, beinahe lila.
    Audley erwiderte den Blick mit bemerkenswertem Gleichmut. „Ich wurde in den Arm geschossen und ins Bein gestochen. Und Sie?“
    Thomas schwieg. Aber er biss die Zähne zusammen und war sich seines schweren Atmens unangenehm bewusst.
    „Die Wange ist nichts weiter“, beharrte Audley und richtete den Blick wieder nach vorn, zu der Straßenbiegung, die soeben vor ihnen aufgetaucht war.
    Sie hatten die Poststation beinahe erreicht. Thomas kannte sich in der Gegend gut aus. Liebe Güte, die Hälfte davon gehörte schließlich ihm.
    Hatte er zumindest immer geglaubt. Wer wollte es jetzt noch wissen? Vielleicht war er gar nicht der Duke of Wyndham. Was würde es für ihn bedeuten, wenn er einfach nur irgendein x-beliebiger Cavendish wäre? Davon gab es mehr als genug. Zwar nicht direkte Cousins, aber an entfernteren Verwandten herrschte kein Mangel.
    Es war eine interessante Frage. „Interessant“ war das einzige Wort, das er benutzen konnte, ohne in wildes Gelächter auszubrechen. Wenn er nicht der Duke of Wyndham war, wer zum Teufel war er dann? Besaß er überhaupt irgendetwas? Stock, Stein, ein Stückchen Land?
    War er überhaupt noch mit Amelia verlobt?
    Lieber Gott. Er blickte über die Schulter zurück zu Audley, der – zum Kuckuck mit ihm! – völlig kühl und gelassen zum Horizont blickte.
    Würde er sie bekommen? Ländereien, Titel, das gesamte Vermögen bis auf den letzten Penny – Waidmannsheil, mein Freund! Legen wir doch auch noch die Verlobte dazu, wenn wir schon mal dabei sind.
    Und wenn man danach urteilte, wie Grace auf den lästigen Kerl reagiert hatte, würde Amelia bei seinem Anblick sofort dahinschmelzen.
    Er schnaubte empört. Wenn es so weiterging, wäre er noch vor der Dämmerung im siebten Kreis der Hölle angelangt. „Ich bestell mir ein Halbes“, verkündete er.
    „Bier?“, fragte Audley überrascht, als könnte er sich nicht vorstellen, dass der Duke of Wyndham ein so gewöhnliches Getränk zu sich nahm.
    „Während Sie das tun, was Sie tun wollen“, sagte Thomas und warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. „Mich werden Sie wohl nicht brauchen, um Ihnen beim Zusammenlegen Ihrer Unaussprechlichen zu helfen.“
    Audley sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an. „Nein, es sei denn, Sie hätten eine geheime Vorliebe für die Unterwäsche fremder Männer. Es läge mir durchaus fern, Sie daran zu hindern, Ihrem Vergnügen zu frönen.“
    Thomas begegnete seinem Blick mit kühler Entschlossenheit. „Treiben Sie es nicht so weit, dass ich Sie noch einmal schlagen muss.“
    „Sie würden verlieren.“
    „ Sie würden sterben.“
    „Nicht von Ihrer Hand“, brummte Audley.
    „Was haben Sie gesagt?“
    „Sie sind immer noch der Herzog“, meinte Audley und zuckte mit den Schultern.
    Thomas umklammerte die Zügel weitaus heftiger, als nötig gewesen wäre. Und obwohl er genau wusste, was Audley damit sagen wollte, verspürte er den etwas kleinlichen Wunsch, ihn dazu zu bringen, es auszusprechen. Und so sagte er in scharfem, kurzem – und jawohl, ziemlich herzoglichem – Ton: „Was heißen soll …?“
    Audley drehte sich um. Er wirkte lässig, selbstbewusst, völlig in sich ruhend, was Thomas fuchsteufelswild machte, denn Audley verkörperte genau das – zumindest äußerlich –, was normalerweise er darstellte.
    Aber jetzt nicht. Sein Herz klopfte, seine Hände juckten, und alles um ihn herum wirkte

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