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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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also“, sagte er, „schon erledigt.“
    Amelia sah Grace an, deren Gesicht vage Unruhe verriet, und dann zu Mr. Audley, der wie die Gelassenheit in Person wirkte. Keiner von beiden sagte etwas, sie schienen sogar vergessen zu haben, dass sie im selben Zimmer war.
    Da fragte man sich doch, was genau hier eigentlich vor sich ging.
    Amelia schaute wieder zu ihrer Freundin, da sie sie besser kannte als Mr. Audley, aber Grace eilte schon zum Sofa. „Ich glaube, ich muss mich setzen“, murmelte sie.
    „Ich setze mich dazu“, sagte Amelia, die eine Gelegenheit witterte, ein Wort unter vier Augen zu wechseln. Sie setzte sich direkt neben sie, obwohl das Polster genug Raum für ein wenig Abstand bot. Jetzt brauchte Mr. Audley nur noch aus dem Zimmer zu gehen oder den Blick abzuwenden oder irgendetwas anderes zu tun als ihnen mit Blicken aus seinen grünen Katzenaugen zu folgen.
    „Was für einen fesselnden Anblick Sie beide doch bieten“, sagte er. „Wie schade, dass ich meine Ölfarben zu Hause gelassen habe.“
    „Malen Sie etwa, Mr. Audley?“, erkundigte sich Amelia. Sie war dazu erzogen worden, höfliche Konversation zu treiben, wann immer eine Situation es erforderlich machte, oft auch dann, wenn es nicht erforderlich war. Manche Gewohnheiten legte man nicht so schnell ab.
    „Leider nein“, erwiderte er. „Aber ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, Unterricht zu nehmen. Es ist eine so edle Beschäftigung für einen Gentleman, finden Sie nicht auch?“
    „Zweifellos“, erwiderte sie, obwohl sie insgeheim dachte, dass er mehr Gewinn aus dem Unterricht gezogen hätte, wenn er ihn in jüngeren Jahren aufgenommen hätte. Amelia sah Grace erwartungsvoll an, da es nur normal war, dass sie auch einen Beitrag zum Gespräch lieferte. Doch sie schwieg, worauf Amelia sie höflich in die Seite stieß.
    „Mr. Audley ist ein großer Kunstkenner“, platzte Grace heraus.
    Mr. Audley lächelte geheimnisvoll.
    Und wieder blieb es Amelia überlassen, in die Bresche zu springen. „Dann genießen Sie den Aufenthalt auf Belgrave sicher sehr“, sagte sie zu ihm.
    „Ich freue mich schon auf eine Führung durch die Sammlungen“, erwiderte er. „Miss Eversleigh hat sich bereit erklärt, mir alles zu zeigen.“
    „Das ist aber nett von dir, Grace“, sagte Amelia, bemüht, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. Nicht dass mit Mr. Audley irgendetwas nicht in Ordnung gewesen wäre, außer vielleicht seine Unfähigkeit, den Raum zu verlassen, wenn es von ihm erwartet wurde. Doch da Grace die Gesellschafterin der Herzoginwitwe war, kam es ihr merkwürdig vor, dass man sie gebeten haben sollte, einem Freund von Thomas die Sammlung zu zeigen.
    Grace knurrte etwas, was vermutlich als Antwort gedacht war.
    „Wir haben vor, die Amoretten zu umgehen“, sagte Mr. Audley.
    „Die Amoretten?“, wiederholte Amelia. Lieber Himmel, er war ja schon ein wenig sprunghaft.
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe festgestellt, dass ich mich nicht für sie erwärmen kann.“
    Wie konnte man bloß keine Amoretten mögen?
    „Ich kann sehen, dass Sie anderer Ansicht sind“, sagte Mr. Audley. Amelia war aufgefallen, dass er, bevor er diese Bemerkung machte, Grace angesehen hatte.
    „Wie kann man nur Amoretten nicht mögen?“, fragte Amelia. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, sich auf eine derart alberne Diskussion einzulassen, aber schließlich hatte er angefangen.
    Er hockte sich auf die Lehne des gegenüberstehenden Sofas. „Sie halten sie nicht für ziemlich gefährlich?“, fragte er, offenbar aus auf Schabernack.
    „Pummelige kleine Engelchen?“
    „Mit tödlichen Waffen“, erinnerte er sie.
    „Es sind doch keine echten Pfeile.“
    Mr. Audley wandte sich Grace zu. Schon wieder. „Was meinen Sie, Miss Eversleigh?“
    „Ich denke nicht so oft über Amoretten nach“, versetzte sie.
    „Und dennoch haben wir uns schon zwei Mal darüber ausgetauscht, Sie und ich.“
    „Weil Sie das Thema angesprochen haben.“
    Überrascht richtete Amelia sich auf. So barsch hatte sie Grace noch nie erlebt.
    „Mein Ankleidezimmer ist überflutet von den Dingern“, erklärte Mr. Audley.
    Amelia wandte sich an Grace. „Du warst in seinem Ankleidezimmer?“
    „Nicht mit ihm“, fuhr Grace auf. „Aber natürlich habe ich es zuvor schon gesehen.“
    Daraufhin schwiegen sie alle, und schließlich bat Grace brummig um Verzeihung.
    „Mr. Audley“, begann Amelia. Höchste Zeit, dass sie die Sache in die Hand nahm. Schließlich

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