Verfuehrt zur Liebe
Damen?«
Charlie festigte seinen Griff um ihren Arm.
Ihr Lächeln fühlte sich schrecklich an, als sie antwortete: »Nun ja, sicher, aber sie sind alle so jung, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Lord Netherfield musterte sie befremdet. Ehe er etwas erwidern konnte, stellte sich Lady O. neben ihn und stieß ihn in die Rippen. »Lass sie gehen.« Ihr Tonfall war knapp, und sie sprach ungewohnt leise. »Benutz doch den Verstand, mit dem du geboren wurdest, Granny. Sie führen irgendetwas im Schilde.« Ihre schwarzen Augen wurden schmal, aber darin stand doch so etwas wie Billigung. »Sie wollen sich nicht in die Karten schauen lassen, aber wenn das nun einmal erforderlich ist, dann können wir wohl darauf verzichten, uns einzumischen, und sie es versuchen lassen.«
»Oh.« Auf Lord Netherfields Miene spiegelten sich nacheinander verschiedene Ausdrücke - fast hatte man das Gefühl, dass er, während sein Gehirn Lady O.s Äußerung verdaute, nach dem richtigen Gesichtsausdruck suchte. Schließlich hatte er den passenden gefunden. »Verstehe.«
»In der Tat.« Lady O. klopfte ihm auf den Unterarm. »Gib mir deinen Arm und geleite mich auf die Terrasse. Der Lahme führt die Lahme, vielleicht, aber überlassen wir das Feld den Jüngeren« - etwas von ihrem gewohnt leicht boshaften Funkeln trat in ihre Augen - »und lass uns sehen, was sie daraus machen.«
Portia und Charlie traten zur Seite und waren erleichtert, ließen die beiden Älteren ihnen voraus aus dem Haus treten, ehe sie folgten. Sie wusste natürlich, dass Simon den Austausch von der anderen Seite des Raumes aus beobachtet hatte. Selbst aus der Entfernung noch drang etwas von seiner Anspannung zu ihnen. Sie wechselten einen Blick und gingen die Stufen von der Terrasse auf den Rasen hinab.
Sie schlenderten langsam umher, aber es wurde bald offensichtlich, dass Charlie ernsthaft schwächelte. Als er dann eine ihrer neckischen Bemerkungen geistesabwesend beantwortete, hakte Portia sich bei ihm unter und drückte sich noch schamloser an ihn, sich bewusst, dass trotz dieser körperlichen Nähe nichts zwischen ihnen war, außer vielleicht einer aufkommenden Freundschaft und dem Vertrauen, das aus einer gemeinsamen Aufgabe wächst. Glücklicherweise war das genug, ihnen zu erlauben, sich hinreichend intim zu verhalten, um ihr Täuschungsmanöver erfolgreich durchzuführen. Vorausgesetzt keiner von ihnen machte einen Fehltritt.
Sich näher zu ihm beugend, murmelte sie: »Lassen Sie uns zum See gehen - wenn dort niemand ist, können wir uns ins Wäldchen zurückziehen und ausruhen. Nach all der harten Arbeit würden wir es uns nie verzeihen, wenn wir uns in letzter Sekunde verraten.«
Charlie richtete sich auf. »Gute Idee.« Er führte sie zum Weg um den See und hob verstohlen die Schultern. »Simon lässt uns nicht aus den Augen, das spüre ich.«
Sie sah ihn an; eigentlich hatte sie ihn nicht für sonderlich empfindsam gehalten. »Ich nehme an, er wird uns folgen.«
»Ich denke, darauf können wir zählen.«
Bei dieser grimmigen Bemerkung schaute Portia Charlie erneut an, diesmal aber genauer, und erkannte .... »Ihnen macht es genauso wenig Spaß wie uns.«
Der Blick, den er ihr - sicher vor den Augen der anderen - zuwarf, war von beißender Ironie. »Ich denke, ich kann mit guter Gewissheit sagen, dass mir das hier weit weniger Spaß macht als Ihnen beiden, und das, obwohl ich weiß, dass Sie es hassen.«
Sie runzelte die Stirn, während sie dem grasbewachsenen Pfad zum See folgten. »Können Sie mich nicht einfach so sehen wie eine der verheirateten Damen, mit denen Sie sich, wie ich vermute, von Zeit zu Zeit einlassen?«
»Das ist ja genau das Problem. Ich sehe Sie so, nur dass Sie eben seine Frau sind. Das macht einen Riesenunterschied, wissen Sie. Die Vorstellung behagt mir nicht, Stück für Stück zerpflückt zu werden - eifersüchtigen Ehemännern gehe ich prinzipiell aus dem Weg.«
»Aber er ist doch gar nicht mein Ehemann.«
»Ach, nicht?« Charlie zog sarkastisch die Brauen hoch. »Das kann man anhand seines Verhaltens aber nicht erkennen - oder auch Ihrem. Und ich denke, ich darf mir da einige Erfahrung zubilligen.«
Er schaute nach unten, während sie weitergingen, und sah daher ihr Lächeln nicht.
»Genau genommen denke ich«, fuhr er fort, hob den Kopf und schnitt eine Grimasse, »dass das einer der Gründe ist, weswegen unser Plan wirklich funktionieren könnte.«
Da sie inzwischen weit genug vom Haus entfernt waren und genug von
Weitere Kostenlose Bücher