Verfuehrt zur Liebe
getan, wenn Simon nicht eingeschritten wäre und die kastanienbraune vorgeschlagen hätte. James hatte Simons Einschätzung ihres Könnens mit hochgezogenen Brauen, aber ohne Kommentar akzeptiert; sie hatte sich auf die Zunge gebissen und beiden mit einem Lächeln gedankt.
Jetzt verfolgte James ihr Tun genau, schätzte sie ein, beurteilte ihr Geschick. Simon, fiel ihr auf, tat das nicht. Ein rascher Blick und sie sah, dass er - immer noch mit gerunzelter Stirn und unergründlichen Augen - Lucy und Drusilla beobachtete. Charlie, dessen Pferd neben Drusilla trabte, plauderte mit seiner gewohnten Gewandtheit. Drusilla war wie immer schweigsam, aber sie schien ihm zuzuhören oder gab sich wenigstens Mühe, so zu erscheinen ... Portia fragte sich, ob sie sich nur auf Drängen ihrer Mutter zu ihnen gesellt hatte.
Lucy warf immer wieder einen Blick nach vorne - zu ihr und James. Sie wandte sich wieder um und dachte, dass es nett wäre, ihre Stelle Lucy zu überlassen. Sie lächelte James an. »Ich reite so gerne - finden eigentlich hier in der Gegend Jagden statt?«
Während sie über die von Bäumen gesäumten Wege ritten, beantwortete er ihre Fragen bereitwillig. Langsam lenkte sie das Gespräch auf das Gebiet, das sie interessierte - worum sein Leben sich drehte, was seine bevorzugten Aktivitäten waren, seine Abneigungen und seine Ziele. Alles ganz unauffällig, natürlich.
Obwohl sie sich wirklich Mühe gab - oder vielleicht auch gerade deswegen -, stand zu der Zeit, als sie an den Rand von Cranborne Chase kamen, dem alten königlichen Jagdgrund, ein verwunderter, neugieriger, doch auch vorsichtiger Ausdruck in James’ braunen Augen.
Sie lächelte leichthin. Sie zügelten die Pferde und warteten, bis die anderen sie eingeholt hatten, ehe sie unter den hohen Eichen weiterritten. Portia nutzte den günstigen Augenblick, um ihren Platz an Lucy abzutreten, und ließ ihre Stute neben Charlies Grauem in Schritt fallen.
Charlie strahlte sie an, wandte sich ihr zu und überließ Drusilla Simon. »Ich wollte Sie fragen, ob Sie etwas über den Skandal von Lord Fortinbras in Ascot gehört haben.«
Er plauderte fröhlich mit ihr, ein wenig zu ihrer Überraschung stellte sie bald fest, dass es trotz der Bereitwilligkeit, mit der er redete, schwierig war, das Gespräch auf ihn zu lenken. Zuerst glaubte sie, es sei einfach seine Art, sich mehr für alles um ihn herum zu interessieren als sich selbst, aber als er wieder und wieder ihren vorsichtig gestellten Fragen auswich, als sie einen scharfen und überhaupt nicht ahnungslosen Blick von ihm auffing, erkannte sie, dass sich dahinter ein System verbarg. Es war eine Art Schutzschild - eine Abwehr, die er benutzte, um Frauen daran zu hindern, ihn näher kennen zu lernen.
James war wesentlich selbstsicherer, daher war er weniger abwehrend. Charlie ... schließlich lächelte sie ihn nur an, völlig aufrichtig, und ließ ihre Fragen fallen. Es war ja nicht mehr als ein Spiel, zur Übung; es wäre nicht nett, damit fortzufahren, wenn er sich sichtlich unwohl dabei fühlte. Sie wollte ihm nicht den Spaß an dem Ausflug verderben, nur um ihr Geschick zu verfeinern.
Sie schaute sich um. »Wir haben uns bis jetzt so zurückgehalten - wollen wir einen Galopp wagen?«
Charlies Augen weiteten sich. »Wenn Sie gerne möchten ... ich wüsste nicht, was dagegen spräche.« Er schaute nach vorne und rief etwas. James blickte zurück. Charlie bedeutete ihm, dass sie vorausreiten wollten. James verlangsamte sein Tempo und lenkte seinen Wallach und Lucys Pferd zur Seite.
Portia drückte der Stute die Fersen in die Flanken. Sie ritt an James und Lucy vorüber, ließ das Tier in Galopp fallen. Der Reitweg war breit, es gab mehr als genug Platz für zwei Pferde nebeneinander, aber sie hatte schon einen erheblichen Vorsprung, als sie die erste Biegung erreichten. Vor ihnen erstreckte sich ein langes Grasstück; sie ließ der Stute die Zügel schießen, und das dumpfe Dröhnen der Hufe hinter ihr wurde übertönt von den gleichmäßigen Hufschlägen ihres Pferdes. Das unablässige Donnern, der lang gestreckte Rhythmus ging auf sie über, weckte in ihrem Herzen einen Widerhall, fand sein Echo in dem Rauschen ihres Blutes durch ihre Adern, wurde zu berauschender Freude.
Das Ende des Grasstückes kam näher; sie schaute hinter sich. Charlie war ein paar Meter hinter ihr, konnte sie nicht einholen. Hinter ihm folgten mit einigem Abstand die vier anderen, galoppierten, beteiligten sich aber nicht an
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