Verfuehrt zur Liebe
Augenblick gebrauchen kann, wäre etwas mit einer Frau wie Kitty anzufangen. Er ist da, versucht die Unterstützung ihres Vaters für seine Kandidatur zu gewinnen, und dann hat sie nichts Besseres zu tun, als sich ihm an den Hals zu werfen.«
Lady O. blickte von einem zum anderen, dann nickte sie. »Wir sind uns also einig. Nichts Wichtiges ist geschehen, es braucht nicht weiter darüber gesprochen zu werden - alles ist ganz normal. Zweifellos werden die anderen es ebenso behandeln, wenn wir uns an diese Linie halten. Es gibt keinen Grund, warum Catherines Hausgesellschaft ein Desaster werden muss, nur weil ihre Schwiegertochter den Verstand verloren hat. Hoffentlich gelingt es der Mutter von dem Dummchen, sie zurechtzubiegen.«
Die Entscheidung war gefallen, das Urteil gesprochen - Lady O. ließ sich in ihre Kissen sinken. Sie winkte Simon und Seiner Lordschaft. »Ihr beide seid entlassen. Du« - sie zeigte auf Portia - »wartest noch. Ich möchte mit dir reden.«
Simon und Lord Netherfield verließen gehorsam das Zimmer. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, schaute Portia Lady O. an, nur um zu entdecken, dass ihre Augen geschlossen waren. »Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
Ein schwarz blitzendes Auge öffnete sich, fixierte sie. »Ich glaube, ich habe dich schon gewarnt, die ganze Zeit mit einem Mann zusammen zu verbringen, oder?«
Portia wurde rot.
Lady O. brummte etwas und schloss das Auge wieder. »Der Musiksalon sollte sicher sein. Geh und übe deine Tonleitern.«
Der Befehl wurde von einer herrischen Geste begleitet, Portia überlegte kurz, dann gehorchte sie.
Ihr gemeinsamer Plan, bei der Hausgesellschaft zu retten, was zu retten war, hätte funktionieren müssen. Das wäre so auch gekommen, wenn Kitty sich so benommen hätte, wie alle es von ihr erwarteten. Wie auch immer, statt sich still zu schämen und sich ansonsten um tadelloses Benehmen zu bemühen und sich keinesfalls neuerliche gesellschaftliche Fehltritte zu Schulden kommen zu lassen, segelte sie am Abend in den Empfangssalon und gab eine meisterliche Vorstellung in der Rolle der zu Unrecht beschuldigten Unschuld.
Sie verlor kein Wort über das Debakel des Nachmittags; es waren ihre Miene, ihr herausfordernd gerecktes Kinn, die hoch getragene Nase, die ihre Gefühle verrieten. Und ihre Reaktion darauf.
Sie trat zu Lucy und Mrs. Buckstead, legte Lucy eine Hand auf den Arm und erkundigte sich besorgt: »Ich hoffe nur, meine Liebe, du hast heute Nachmittag ein paar nette Herren kennen gelernt.«
Lucy blinzelte verwundert, dann stammelte sie eine unverbindliche Antwort. Mrs. Buckstead, die aus härterem Material gemacht war, erkundigte sich nach Kittys Wohlbefinden.
Kitty winkte ab. »Natürlich fühlte ich mich im Stich gelassen. Aber man sollte sich von verletzendem Verhalten anderer nicht überwältigen lassen, wissen Sie.«
Sogar Mrs. Buckstead wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. Mit einem Lächeln und funkelnden Augen glitt Kitty weiter.
Ihr selbstherrliches, arrogantes Auftreten regte alle auf, brachte sie aus dem Gleichgewicht. Niemand konnte verstehen, was in ihr vorging.
So wurde dann auch das Abendessen in völlig anderer Atmosphäre eingenommen als der ruhigen und angenehmen, die sich alle erhofft hatten. Stattdessen waren alle so still und niedergedrückt, dass es fast schon unbehaglich war. Es wurde höchstens unsicher gelacht, die Unterhaltung verlief stockend und gedämpft. Niemand wusste so recht, was er sagen sollte.
Als die Damen sich in den Empfangssalon zurückzogen, gingen Cecily und Annabelle zusammen mit Lucy auf Anraten ihrer Mütter früh auf ihre Zimmer, sagten, sie seien nach dem langen Tag müde. Portia hätte sich auch gerne verabschiedet, fühlte sich aber verpflichtet, zu Lady O.s Unterstützung zu bleiben.
Die Unterhaltung blieb gestelzt und steif. Kitty spielte weiter die Märtyrerin; Lady Glossup hatte keine Ahnung, was sie mit ihr machen sollte, und Mrs. Archer, die praktisch ununterbrochen die Hände rang und jedes Mal zusammenzuckte, wenn jemand sie ansprach, war ebenfalls keine Hilfe.
Bald wurde deutlich, dass die Herren nicht vorhatten, zu ihrer Rettung zu kommen, sondern offensichtlich beschlossen hatten, sie ihrem Schicksal auszuliefern. Und Kitty.
Es war schwer, ihnen daraus einen Vorwurf zu machen; wenn die Damen - Lady O. eingeschlossen, die Kitty unverhohlen mit gerunzelter Stirn betrachtete - nicht wussten, was hier vor sich ging, dann mussten die Herren
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