Verfuehrt zur Liebe
den schwarzen Wolken am Horizont. Dann kehrte sein Blick zu Portia zurück.
Es hatte ihn nicht sonderlich überrascht, sie in den Gärten zu finden. Jede andere Dame seiner Bekanntschaft hätte sich nach dem Ausflug ausgeruht - nicht aber Portia.
Seine Lippen zuckten, als er sich vorstellte, wie Portia lustlos auf dem Bett lag, antriebslos und lethargisch. Sie war die tatkräftigste Frau, die er kannte, voller rastloser, scheinbar grenzenloser Tatkraft, eine Facette an ihr, die ihn immer schon fasziniert hatte, angezogen hatte - und zwar durchaus auch körperlich.
Er ließ seinen Blick über sie wandern, ihre geschmeidige, schlanke Gestalt, ihre langen Beine. So wie sie dastand, vibrierte sie praktisch vor Leben und Lebensfreude.
Eindeutig ein Punkt, der für sie sprach.
Gegenwärtig jedoch war sie abgelenkt, besorgt.
»Was ist los?«
Sie schaute ihn an, studierte einen Moment seine Miene, fand die Bestätigung dessen, was sie aus seinem Ton herausgehört hatte: Dass er sich nicht mit irgendetwas abspeisen lassen, sondern sich mit nichts weniger als der Wahrheit zufriedengeben würde.
Ihre Lippen zuckten; sie schaute zurück auf die Landschaft. »Kitty ist schwanger. Heute Morgen habe ich zufällig gehört, wie sie es Winifred gesagt hat - wie sie versucht hat, ihr weiszumachen, das Kind sei von Desmond.«
Er gab sich keine Mühe, seinen Widerwillen zu verhehlen. »Wie unschön von ihr.«
»Das Kind ist nicht von Henry.«
»Das hatte ich auch nicht angenommen.«
Sie sah ihn an. »Warum?«
Er schnitt eine Grimasse. »Soweit ich es beurteilen kann, sind sie und Henry schon seit einiger Zeit entfremdet.« Er zögerte, dann fuhr er fort: »Ich denke, was wir vor ein paar Tagen James und Henry besprechen gehört haben, war eine Diskussion über eine mögliche Scheidung.«
»Scheidung?«
Portia starrte ihn an. Er brauchte die Folgen nicht weiter zu erläutern; eine Scheidung bedeutete Skandal, und in diesem Fall Kittys vollkommene Ächtung.
Sie schaute weg. »Ich frage mich, ob Kitty das weiß.« Sie machte eine Pause, dann sprach sie weiter. »Gerade eben habe ich Mrs. Archer und Kitty darüber reden gehört. Was Kitty vorhat.«
Es war nicht sein Kind, aber eine eiserne Faust schloss sich um seinen Magen. »Was schlägt sie vor?«
»Sie will das Kind nicht. Sie will nicht dick werden ... ich glaube, sie will auf keinen Fall, dass ihr etwas dabei in die Quere kommt, was sie Aufregung, Trubel nennt - etwas, von dem sie meint, dass es ihr zusteht.«
Das Verständnis für eine solche Einstellung ging ihm ab. Wegen seiner vielen Schwestern - jünger und älter als er - war er immer davon ausgegangen, wenigstens oberflächliches Wissen über die weibliche Seele zu besitzen, doch Kitty überstieg sein Vorstellungsvermögen. Portia wandte sich ab und ging weiter. Er folgte ihr, kam neben sie.
Er wusste, dass was auch immer sie beschäftigte, ihre Gedanken immer noch mit Beschlag belegte. Er ließ sie in Ruhe überlegen, während sie weiterwanderten, bis sie das nächste Waldstück hinter sich gelassen hatten. Als sie das letzte freie Stück Weg zur Anhöhe über dem Dorf Ashmore erreichten und die steile Falte immer noch zwischen ihren Brauen stand, blieb er stehen. Wartete, bis sie es gemerkt hatte, sich zu ihm umdrehte und ihn fragend ansah.
»Was ist?«
Sie blickte ihm fest in die Augen, dann zuckte es um ihre Lippen, und sie schaute weg. Er wartete schweigend, nach einem Moment sah sie wieder zu ihm. »Du musst mir versprechen, nicht zu lachen. Auf keinen Fall.«
Er riss gespielt getroffen die Augen auf.
Sie runzelte die Stirn, blickte wieder weg, ging weiter, blieb stehen und wartete, bis er sie eingeholt hatte; dann schlenderte sie langsam weiter, den Blick gesenkt. »Ich habe angefangen ... mich zu fragen ... später ... danach , wenn ... nun, würde ich - könnte ich - danach so werden wie Kitty?«
»Wie Kitty ?« Einen Augenblick lang konnte er sich nicht vorstellen, was sie meinte.
Sie schaute ihm ins Gesicht, runzelte die Stirn noch stärker. »Wie Kitty mit ihrer Sucht nach Aufregung.«
Er blieb stehen; sie tat das auch.
Er konnte nicht anders. Er lachte.
Noch nicht einmal ihre zu einer schmalen Linie zusammengepressten Lippen, die Wut, die in ihren Augen aufflammte, konnte ihn davon abhalten.
»Du hast es versprochen !« Sie schlug ihn.
Das machte es noch schwerer, mit dem Lachen aufzuhören.
»Du!« Sie versetzte ihm noch einen Hieb.
Er fing ihre Hände ein, hielt sie fest. »Nein -
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