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Verfuehrung

Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ein paar ihrer Leute befehlen, Ihnen in einer Ecke aufzulauern, Sie zu verprügeln und zu vergewaltigen, wenn sie immer noch wütend auf Sie ist.«
    Calori schaute zu der Zofe hin, hörte die Selbstverständlichkeit, mit der Maria diese Antwort gab, und musste schlucken. »Hat sie das bei dir getan?«, fragte sie leise. »Ich wusste, dass sie dich hat prügeln lassen, aber …«
    Maria wandte sich ab, und das war Antwort genug. Immer stärker wünschte Calori, sie und Giacomo wären nie nach Pesaro gekommen. Wenn Maria nicht bereit gewesen wäre, Giacomo mit Mahlzeiten zu versorgen, wäre ihr das nicht zugestoßen. Schlimmer noch, hätte Calori bei der Contessa ihren Mund unter Kontrolle gehabt, wäre es nicht geschehen. Die Contessa war die Hauptschuldige, doch der Rest dieser speziellen Schuld lag auf Caloris Schultern.
    Wenn die Geschichten über Caffarelli stimmten, dann nützte er seine Privilegien wie die Contessa ebenfalls schamlos aus, aber wenigstens hatte er sie sich vorher verdient. Und seine üblen Launen trafen nicht nur jüngere Sänger, sondern auch Adlige, wenn ihm danach war. Caffarelli würde damit durchkommen, die Contessa vor versammelter Gesellschaft eine Hure zu nennen, aber der größte Teil der restlichen Menschheit würde das nicht. Auch Calori nicht, jedenfalls jetzt noch nicht. In ferner Zukunft vielleicht, wenn sie eine Stellung hatte, die der Caffarellis vergleichbar war, aber die würde sie nie erringen, wenn sie sich hier erneut mit der Contessa befehden würde. Es würde wieder einen Unschuldigen treffen. Calori stellte sich vor, wie nicht sie, sondern Petronio in einer Gasse auf Schläger traf.
    »Soll ich dem Herzog sagen, dass Sie krank sind?«, fragte Maria, nachdem sie Calori das Gesicht gereinigt hatte. »Es stimmt am Ende.«
    Calori erhob sich, öffnete die Fenster des Zimmers und atmete die feuchte Luft von Neapel ein.
    »Nein«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe eine Idee. Weißt du, was man tut, wenn man nicht nur einen, sondern zwei blutgierige Hunde auf den Fersen hat?«
    »Verzeihung, aber ich verstehe nichts von der Jagd, Signorina. Die Herrin hätte mich nie auf eine mitgenommen.«
    »Ich verstehe auch nichts davon, aber ich hatte in der letzten Zeit Gelegenheit, darüber nachzudenken. Wenn ich der Fuchs wäre, dann würde ich versuchen, die Hunde aufeinanderzuhetzen.«

    Maria besaß noch ihr Kleid, in dem sie nach Rimini gekommen war, mit dem Wappen der Contessa darauf. Sie hatte es mehrfach geflickt, aber niemand würde einen zweiten Blick darauf werfen, da man immer nur eine Zofe vor sich sah. Angesichts Marias wohlbegründeter Angst vor der Contessa wäre es unverantwortlich gewesen, ihr selbst diesen Gang zuzumuten. Also zog sich Calori das Kleid an, verbarg ihr Haar unter einer Stoffhaube, wie sie Mädge öfter trugen, und bemühte sich, so geduckt und unauffällig wie möglich zu gehen, als sie zum Palazzo von Caffarelli zurückkehrte. In der Hand hielt sie einen versiegelten Brief. An Siegelwachs und Papier zu kommen war in einem riesigen Haushalt wie dem des Herzogs nicht schwer gewesen, und so wie Maria es ihr beschrieben hatte, war das Siegel der Contessa leicht zu imitieren gewesen. Ein Stern. Was die Schrift der Contessa betraf, nun, Caffarelli hatte sie wahrscheinlich nie zuvor gesehen. In Ancona hatte Bellino selbst ein Briefchen empfangen, nach ihrer Begegnung beim Ball, und sie erinnerte sich dunkel an eine gewöhnliche Zierschrift.
    Caffarellis Pförtner wies sie zunächst genauso ab wie das halbe Dutzend Bittsteller, das den Palazzo immer noch belagerte.
    »Zu Diensten, Herr, aber ich soll diesen Brief gleich abgeben, und meine Herrin, die Contessa, sagt, wenn der Maestro ihn nicht gleich liest, wird sie bei der nächsten Opernaufführung mit ihm in der Hauptrolle zeigen, was man von ihm lernen kann, und genügend Logen mieten, um den Zuschauerraum mit Schnupftabak leer zu fegen und auch für ausreichend Pfeiftöne von den Rängen zu sorgen.«
    Es war doch sehr nützlich, zu wissen, was Sänger am meisten fürchteten.
    »Wer würde es wagen …«, brauste der Pförtner auf.
    »Meine Herrin ist die Contessa Giulia aus Pesaro. Sie wischt sich die Schuhe an Männern ab, die ihr nicht die gebührende Achtung erweisen.«
    »Mein Herr hat Fürsten um seine Gunst betteln sehen!«
    »Das wird ihn sicher trösten, wenn seine nächste Darbietung im Teatro San Carlo im Niesen und in Pfiffen erstickt«, zwitscherte Calori. Der Pförtner warf ihr einen äußerst

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