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Verfuehrung

Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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glücklich, dass nicht mehr um ihre Stadt gekämpft wird«, sagte Bellino, ohne auf die Aussage einzugehen, ob sie die spanische Herrschaft gerecht oder ungerecht fand. Sie verstand nun, was Petronio im Sinn gehabt hatte, als er ihr den Mann vorstellte, und es ging dabei nicht um ein paar weitere Münzen für sich. Als Heeresversorger hatte er sicherlich Geld und Einfluss – Einfluss in Neapel, der Stadt mit den berühmtesten Musikmeistern und einer der gerühmtesten Opern der Welt. Sie hatte Petronio unrecht getan und nahm sich vor, das bei nächster Gelegenheit wiedergutzumachen.
    »Da nun die Fastenzeit begonnen hat«, sagte sie, »kann ich Sie nicht zu einem großen Abendessen einladen, wie Sie es gewohnt sein müssen, Don Sancho, aber Musik ist die Speise, an der sich selbst der heilige Franziskus erfreut hat, und ich werde gerne für Sie singen, wenn Sie Ihren Umzug erst beendet haben.«
    »Mein Herr«, sagte Don Sancho und lächelte Bellino an, »auch außerhalb der Fastenzeit könnten Sie mir mit keinem Genuss eine größere Freude bereiten.«

    Am Nachmittag des Aschermittwochs herrschte in der Tat ein ständiges Kommen und Gehen im Gasthof. Der Wirt war so taktvoll, weder Mama Lanti noch Bellino zu fragen, wann sie abreisen wollten, obwohl sie ursprünglich angegeben hatten, nur für den Karneval zu bleiben; vielleicht war er aber auch einfach nur mit all den anderen Gästen beschäftigt. Über die Ankunft des kastilischen Heeresversorgers war er mehr als glücklich, zumal, als er hörte, dass er diesen Gast seinem ärgsten Rivalen weggeschnappt hatte.
    »Don Sancho wird mit uns zu Abend essen«, sagte Bellino und wurde sofort darauf hingewiesen, dass mit der einsetzenden Fastenzeit nur von der Kirche genehmigte Speisen zur Verfügung stünden.
    »Das weiß ich. Wir sind alle gute Christen«, versicherte sie dem Wirt hastig. Da Ancona zum Kirchenstaat gehörte, würde er sich bei einem offenen Bruch der Fastenregeln Ärger mit dem Gesetz einhandeln, und den konnte er so wenig gebrauchen wie die Familie Lanti. Ganz zu schweigen davon, dass ihnen eine Beschränkung auf Fische in einer Hafenstadt dabei half, Geld zu sparen, während ein unfastenmäßiges Fleischmahl mit üppigen Sahnesoßen viel mehr gekostet hätte, dachte Bellino. Wenn sie Glück hatten, würde Don Sancho die Rechnung für das Mahl übernehmen, aber darauf durfte man nicht bauen.
    Mama Lanti war von der Aussicht, den kastilischen Heeresversorger zu empfangen, begeistert.
    »Meine verstorbene Mutter, Gott hab sie selig, hat immer zu mir gesagt, dass Heeresversorger die besten Ehemänner sind«, sagte sie bedeutungsvoll. »Nie ohne Beschäftigung, immer mit vollen Taschen, und man muss bei ihnen niemals hungern.«
    »Ich bin sicher, dass Don Sancho in seinem Alter bereits erwachsene Kinder hat, und eine Ehefrau sicherlich auch«, sagte Bellino nüchtern. »Und Cecilia und Marina sind noch zu jung für Ehepläne.«
    Sie fügte nicht hinzu, dass selbst bei einem jungen Don Sancho und einer älteren Cecilia der Gedanke, dass ein kastilischer Adliger eine Tänzerin oder Musikantin aus Rimini heiratete, ganz und gar unmöglich war. Das wussten sie beide, unausgesprochen.
    Mama Lanti warf ihr einen schrägen Blick zu. »Nur weil ein guter Ehemann ein guter Versorger ist, heißt es nicht, dass ein guter Versorger ein Ehemann sein muss.«
    Sie sind trotzdem noch zu jung, dachte Bellino, aber sie wusste, dass sie mit diesen Argumenten bei Mama Lanti nicht weit kam, und bei den Mädchen auch nicht, die sich an Petronio ein Beispiel nahmen. Also sagte sie stattdessen etwas, das sie für wirkungsvoller hielt.
    »Don Sancho scheint mir ein frommer Herr zu sein, und wie man hört, nehmen es die Spanier viel, viel genauer mit der Ehe. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass er denjenigen, die ihn dazu verleiten wollen, eine Tracht Prügel verabreicht und kein Geld.«
    Mama Lanti tätschelte ihr die Hand. »Nun sei doch nicht so, mein Junge. Ein Mann, der treu ist, muss noch geboren werden. Aber wir werden dir den Spanier schon überlassen; Petronio hat schon gesagt, dass es ihm nur um meinen schönen Singvogel geht.«
    Um was auch immer es Don Sancho ging, als er sich der versammelten Familie in den gleichen schlichten schwarzen Kleidern präsentierte, die er zum Kirchgang getragen hatte, schien es, als bliebe sein Ziel ihm vorerst vom Schicksal noch verwehrt. Aus einem der Zimmer über ihnen kam ein fürchterlicher Krach. Ein Gast, den Lauten, die durch

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