Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Verträge oder Rechnungen? Etwas in der Art?“
Seufzend senkte er den Blick auf seine spitzen Schnabelschuhe. „Wenn sie mir nur nicht zuvorgekommen wären“, sagte er düster. „Diese Leute machen es mir sehr schwer, das Gegenteil zu beweisen, Lady Ebony. Sie haben ein paar sehr wichtige Dokumente an sich genommen, der Schlüssel zu der Privatschatulle fehlt, und ich komme nicht an die Kassette heran, da sie sich in dem Raum befindet, in dem Sir Alex’ Männer untergebracht sind. Ich will nicht darin herumschnüffeln, um das Versteck nicht zu verraten, sonst beschlagnahmen sie auch noch die Schatulle. Und der Siegelring befindet sich in Eurer Verwahrung. Wenn ich die noch offenen Verkaufsverträge abschließen soll, müssen sie unterzeichnet und mit seinem Siegel versehen werden.“
Ebony furchte die Stirn. „Aber nach Sir Josephs Tod darf niemand sein Siegel benutzen. Wenn der Verkauf der Pferde noch nicht endgültig abgeschlossen ist, müssen neue Verträge geschlossen werden. Ihr habt doch nicht vor, seine Unterschrift zu fälschen, oder?“
Mit einem gewinnenden Lächeln richtete Master Davy sich auf, um ihre Bedenken zu zerstreuen. „Aber
nein
, wo denkt Ihr hin?“ widersprach er heftig. „Mir geht es nur darum, belastendes Material gegen ihn – falls so etwas überhaupt existiert – verschwinden zu lassen oder Verkäufe nach England in Verkäufe nach Schottland zu verändern.“ Seine Stimme klang aufreizend geduldig, als erkläre er einem Kind schwierige Zusammenhänge.
Ebonys Argwohn ließ sich dadurch nicht beschwichtigen. „Falls es belastendes Material gegen ihn gibt, Master Davy. Was, in Gottes Namen, wollt Ihr damit sagen? Glaubt Ihr etwa, er hat mit England Handel getrieben? Ist das wirklich Eure Überzeugung?“
Er gab ein hohles Lachen von sich, bei dem ihr ein Schauer über den Rücken lief. „Lady Ebony“, sagte er und senkte den Blick auf ihren Schoß, nicht aber in ihre Augen, „habt Ihr schon darüber nachgedacht, was diese Männer sich dabei denken, dass eine Engländerin auf einer schottischen Burg lebt, die Schwiegertochter eines einflussreichen Lords, der im Verdacht steht, mit seinen englischen Nachbarn Handel zu treiben? Zweifelt Ihr etwa daran, dass diese Männer sich fragen, ob Eure Beziehungen zu England nicht gewisse Vorteile für meinen Onkel gebracht haben, in seinen … nun ja, offen gestanden unüberlegten Verkäufen an Kunden jenseits der Grenze? Sir Joseph hat jede günstige Gelegenheit ergriffen, wenn er Vorteile für die Familie Moffat sah. Aus welchem anderen Grund hat er wohl sein Einverständnis dazu gegeben, dass sein einziger Sohn eine Engländerin heiratet und nicht eine Tochter aus schottischem Geblüt? Auch
Ihr
habt beträchtliche Vorteile dadurch genossen und führt ein sorgenfreies Leben, während andere große Not und Hunger leiden.“
„Wenn Ihr die Tatsache, dass mein Ehemann ermordet wurde, als
Vorteil
bezeichnet, Master Davy“, entgegnete sie frostig, „dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Ich war so sehr an das Haus meines Schwiegervaters gebunden, dass ich nicht einmal weiß, wo meine Mutter lebt, und Sir Joseph machte sich nie die Mühe, Erkundigungen nach ihrem Verbleib einzuziehen. Vielleicht nennt Ihr das auch einen Vorteil. Aber wenn Ihr denkt, er habe Nutzen aus meinen Beziehungen zu England gezogen, so kann ich Euch beruhigen, Sir. Das war nicht der Fall.“
„Seid Ihr Euch dessen so sicher, Mylady?“
„Seid Ihr Euch sicher, diese Anschuldigungen zu Recht zu erheben?“
„Ja, das bin ich. Ich habe ihn in seinen Geschäften unterstützt, vergesst das nicht. Und wenn ich Zugang zu seinen Papieren und seinem Siegel hätte, könnte ich Euch beweisen, was er wirklich getan hat.“
„Dann seid Ihr an unrechtmäßigen Geschäften beteiligt gewesen, nehme ich an?“
„Nein, nicht, wie Ihr denkt. Ich habe lediglich seine Anordnungen ausgeführt als sein Vertrauter. Ich stellte keine Fragen, und nun ist es mir ein großes Anliegen, Meg den Beweis seiner Unschuld zu liefern, was mir mit Eurer Hilfe gelingen wird. Und wenn Ihr mir die Bemerkung gestattet, Mylady, liegt es auch in Eurem eigenen Interesse als Engländerin, mich darin zu unterstützen.“
Konnte in seinen Worten ein gewisser Wahrheitsgehalt liegen? Hätte Sir Joseph die Stirn gehabt, seine Beziehungen mit der alteingesessenen englischen Familie Nevillestowe zu benutzen, um sich das Vertrauen englischer Käufer zu erschleichen? Wäre er dazu fähig gewesen, seine
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