Verfuehrung Auf Hoher See
beendete sie das Gespräch und drehte sich um. „Ach, du bist es“, sagte sie überflüssigerweise.
Stirnrunzelnd kam Rion auf sie zu. „Wer sonst? Wer war der Mann, mit dem du telefoniert hast?“
„Das war kein Mann. Ich habe mit Tante Peggy gesprochen.“ Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.
Er ließ sich nicht beirren. „Du rufst sie um Mitternacht an?“
Blitzschnell überlegte Selina. „Warum nicht? In England ist es früh am Abend.“
„Na gut, ich glaube dir.“ Seine dunklen Augen funkelten argwöhnisch. „Aber etwas stimmte heute Abend nicht. Ich hatte das Gefühl, dass du Justin Bratchet von früher kennst.“
Vorsichtig wich sie etwas zurück und schüttelte den Kopf. „Nein.“ Sollte sie Rion einweihen?
„Du scheinst ihm schon begegnet zu sein. Auf einer deiner Reisen? Ich habe im Internet gegoogelt und festgestellt, dass du zur Dolmetscherelite gehörst.“
„Wie bitte?“
„Du bist auf der Website der internationalen Agentur aufgeführt, für die du arbeitest.“
„Ach so.“ Nur gut, dass sie Beth gebeten hatte, sie nicht auf die Spenderliste zu setzen. Ihr Beruf war Selina wichtig, und einige Auftraggeber wären wenig erfreut über ihre Freizeitaktivitäten. „Ich bin Bratchet vorher nie begegnet, Rion, und möchte es auch nie wieder tun“, versicherte sie nachdrücklich.
„Dann muss ich mich geirrt haben. Ich habe den Mann mehrmals in New York getroffen und weiß, dass er als Womanizer bekannt ist. Irgendwie hatte ich das Gefühl, du wolltest ihn aus der Reserve locken.“
Das hatte sie tatsächlich versucht. Sie hatte herausfinden wollen, was der Kerl vorhatte. Und das war ihr gelungen. Doch das konnte sie Rion nicht sagen.
„Als er fragte, was du beruflich machst, bist du ihm ausgewichen …“ Sehr geschickt sogar. „Du hast ihn bewusst im Unklaren gelassen. Warum?“
„Weil er ein reicher Mann ist, der sich für Gott hält, und man ihm am besten erzählt, was er hören möchte.“ Barfuß und mit offenem Hemd stand Rion vor ihr und wirkte verflixt sexy. „Zufrieden?“ Sie hatte schon zu viel preisgegeben.
„Du scheinst nicht gut auf den Mann zu sprechen zu sein.“ Er betrachtete ihre geröteten Wangen. „Was ist schon dabei, wenn er eine Schwäche für Frauen und Flirts hat? Das ist kein Verbrechen.“
„Als Mann und Geschäftspartner musst du ihn ja in Schutz nehmen. Mir tut nur seine arme Frau leid.“
„Alice braucht dein Mitgefühl nicht. Sie war Witwe, als sie Justin vor drei Jahren geheiratet hat. Er sorgt gut für sie und ihre Tochter und jetzt für ihren Enkel. Die Frau hat das große Los gezogen, das kannst du mir glauben. Sie würde ihn nie verlassen. Den Typ kenne ich.“
Es war schon spät, und die Unterhaltung führte zu nichts. „Gut. Wie du meinst.“
„Das hört ein Mann gern.“ Verlangend zog Rion sie an sich, streifte ihr unter Küssen die Träger von den Schultern, und Selina half ihm dabei, denn auch sie sehnte sich nach ihm.
„Ich wusste, dass du keinen BH trägst. Du hast vollkommene Brüste“, flüsterte er an ihrer Haut. „Was machst du nur mit mir? Als ich dich in dem Kleid gesehen habe, hätte ich es dir am liebsten vom Leib gerissen.“
„Ich dachte mir, dass es dich verrückt machen würde.“
Eilig begann Rion, sich auszuziehen, und auch Selina konnte sich nicht schnell genug von ihrem Kleid befreien.
Ungeduldig hob er sie aufs Bett und glitt zwischen ihre Schenkel.
Dann gab es für sie nur noch Rion, sie klammerte sich an ihn, als wäre er ihr einziger Halt im Universum. Verlangend drängte sie ihm entgegen, und er trieb sie mit immer kraftvolleren Stößen in ein Paradies, in dem sie alles um sich her vergaß …
Sehr viel später lag Selina reglos da und lauschte Rions gleichmäßigen Atemzügen. Doch obwohl sie einen ekstatischen Höhepunkt erreicht hatte, fand sie in dieser Nacht keinen Schlaf.
Nur gut, dass sie Rion nichts von dem Hilfszentrum für Kinder erzählt hatte, das Beth und ihr Mann in Kambodscha ins Leben gerufen hatten. Sie hatte den beiden dabei geholfen, es aufzubauen und zu finanzieren.
In den Ferien ihres letzten Semesters war sie mit Beth durch Thailand und Kambodscha gereist. Dort hatte Beth den Amerikaner Trevor kennengelernt. Bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Trevor hatte sie auf den grausigen Sextourismus in Kambodscha und skrupellose Menschenhändler aufmerksam gemacht, die durchs Land zogen, bettelarmen Familien für ihre Kinder einen Job in einem Hotel
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