Verfuehrung Auf Hoher See
platzte.
„Wir hatten zwei Wochen vereinbart, Selina. Und die enden erst morgen in Griechenland. Dort überschreibe ich dir die Aktien, du bezahlst mich, und das war’s.“
Forschend blickte Selina ihn an. Sein Gesichtsausdruck war kalt, das schmerzliche Aufblitzen in seinen Augen hatte sie sich wohl eingebildet.
„Du hast recht, Selina. Geschäft ist Geschäft“, fuhr Rion kühl fort. „Ich lasse Ted ablegen und rufe Kadiekis an, damit er die entsprechenden Dokumente bereithält, sobald wir ankommen. Er wollte Anna schriftlich von unserer Entscheidung unterrichten, sodass es da keine Probleme geben dürfte.“ Dann wandte er sich ab und ging.
„Warte. Du hast den Laptop vergessen“, rief sie ihm nach. „Er sollte nicht in der Hitze stehen …“ Sie verstummte, als Rion zurückkam und den Computer vom Tisch nahm.
„Bewundernswert, wie du dich um meine Sachen sorgst, Selina. Und da du mir für einen weiteren Tag gehörst …“ Sein Lächeln ließ keinen Zweifel an seiner Absicht. „… sehen wir uns später.“
Nachdenklich stand Rion auf der Brücke, als die Jacht aus dem Hafen glitt. Mit Frauen kannte er sich aus. Selina hatte die Kreuzfahrt ebenso genossen wie er. Dennoch hatte sie sein Angebot, die Reise zu verlängern, glatt abgelehnt. Sie konnte es kaum erwarten, von ihm fortzukommen, und das machte ihm zu schaffen.
Müsste er nicht zufrieden sein, nachdem er erreicht hatte, was er wollte? Er hatte einen fantastischen Urlaub mit Selina verbracht, sich für ihren Verrat gerächt und jede Minute genossen. Jetzt würde er wieder an die Arbeit gehen und den Deal mit Bratchet unter Dach und Fach bringen.
Wieso war er dann nicht zufrieden und schämte sich seiner Rache?
10. KAPITEL
„Setz dich.“ Rion deutete auf den Sessel vor seinem Schreibtisch, nahm selbst Platz und blickte Selina kühl an.
Wie zur Beerdigung trug sie das schwarze Kleid und High Heels. Ihr Haar war zu einem dicken Zopf geflochten, das Gesicht sorgfältig geschminkt. Als sie sich setzte, glättete sie den Stoff und behielt die schwarze Umhängetasche auf dem Schoß. Sie wirkte sehr elegant und geschäftsmäßig, doch im Geiste sah er sie nackt vor sich … die zarte Haut, ihre vollkommenen Brüste, die er so viele Male geküsst hatte. Letzte Nacht war Selina wie entfesselt gewesen, sie hatten sich bis in die Morgenstunden leidenschaftlich geliebt …
Jetzt saß sie ihm scheinbar beherrscht gegenüber und wollte ihr Geld.
Selina blickte sich in dem weitläufigen Büro um. Nur Glas und Stahl. Hart wie der Mann. Sie hatten sich beim Frühstück mit dem Anwalt getroffen, der ihr die Übertragung der Anteile ihres Großvaters erläuterte, sodass sie Rion die Aktien verkaufen konnte und die Vermögensregelung zum Abschluss kam. Damit würden Annas Versorgung sichergestellt und alle Schulden abgedeckt sein. Dennoch blieb Selina eine beachtliche Summe. Sie hatte das vorgelegte Papier unterzeichnet, außerdem ein Dokument, in dem die Vormundschaft aufgehoben wurde. Der Hinweis darauf hatte sie geärgert, noch mehr allerdings, dass Kadiekis die Aktienzertifikate gleich an Rion weitergereicht hatte, als könnte sie die Unterlagen unterwegs verlieren.
Am meisten hatte sie die einstündige Fahrt im Wagen vom Jachthafen zu Rions Athener Büro mitgenommen.
Die ganze Zeit hatte Rion auf dem Laptop gearbeitet oder telefoniert und kein Wort mit ihr gesprochen. Nicht, dass sie erpicht darauf gewesen wäre. Aber da sie im Fond neben ihm gesessen hatte, war sie sich seiner Nähe quälend bewusst gewesen. Im eleganten grauen Anzug, das dunkle Haar zurückgekämmt, wirkte er unerhört attraktiv, und sie war zunehmend unruhiger geworden, wenn er ihren Arm berührte oder sein Schenkel ihr Bein streifte.
Als sie endlich aussteigen konnte, war sie nervös und verkrampft gewesen. Rion hatte sie in ein neues Firmengebäude geführt und ihr in seinem Büro kühl einen Platz angeboten.
Seine arrogante Art machte sie wütend. Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich ihm nachts ein letztes Mal mit Körper und Seele zu schenken?
„Deine Überheblichkeit ist kaum zu überbieten, Rion. Aber das überrascht mich nicht.“ Selina lächelte verächtlich. „Immerhin hast du mich schon zweimal für deine Zwecke eingespannt: Um die Reederei Stakis zu bekommen … und jetzt Sex. Du würdest mit dem Teufel Geschäfte machen … siehe Bratchet. Gib mir das Papier. Ich unterschreibe. Dann gehe ich.“
„Du bist überempfindlich, Selina“, wehrte Rion
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