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Verfuehrung auf Probe

Verfuehrung auf Probe

Titel: Verfuehrung auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Nur dieses eine Mal … Ich bin eine Hure, Nicki, eine Hure, verstehst du?“
    „ Pssst“, mache ich. Erschrocken sehe ich mich um. „Lass uns gehen, Jeanne, bevor noch jemand herkommt und uns mit auf sein Hotelzimmer nehmen will. Ich zeige dir unsere neue Wohnung. Auf dem Weg dahin reden wir über alles.“
    „Hast du denn genügend Zeit?“
    Ich nicke und wir machen uns auf den Weg, laufen an der rechten Seite der Kathedrale entlang. „Eine Stunde habe ich. Dann muss ich mich auf den Abend vorbereiten. Eric geht schon wieder mit mir aus. Und schon wieder habe ich keine Ahnung, wohin wir gehen. Ich hoffe nur, dass uns nicht wieder irgendein Fotograf auflauert. Jetzt kommt mir überhaupt eine Idee. Wenn ich nachher zu Hause bin, sehe ich mal nach, wessen Copyright neben dem Foto steht.“
    „Zu Hause?“ Jeanne sieht mich mit ihren hellen Augen an. Sie sieht nicht aus wie eine Französin, noch weniger als ich, eher wie eine Skandinavierin, obwohl es wohl kaum jemanden gibt, durch dessen Adern mehr französisches Blut fließt als durch ihre. Sie hat sogar einen Stammbaum. Der reicht allerdings nur bis 1872.
    „Habe ich zu Hause gesagt?“ Wir gehen über die kleine Brücke, die die Ile de la Cité und die Ile Saint-Louis miteinander verbindet.
    „Ja, hast du. Du hast gesagt: wenn ich nachher wieder zu Hause bin.“
    „Hmh. Ich meine natürlich: wenn ich wieder im Haus von Eric Cheval bin.“
    „Natürlich.“ Jeanne fängt wieder an zu weinen. „So fängt das an. Ganz genau so.“
    „Warst du auch im Haus von dem Auftraggeber, für den du deine Prinzipien hast sausen lassen?“
    Sie nickt wild. „Ich habe mich wohl gefühlt. Es war so schön dort. So geschmackvoll. Er heißt Piet.“
    „Piet? Das klingt aber seltsam.“
    „Er ist Belgier, lebt aber seit Jahr und Tag in Paris. Und dann stellt sich heraus, dass er verheiratet ist. Aber erst, nachdem ich mit ihm im Bett gelandet bin. Er sagt, es wäre längst aus, sie hätten sich bloß nicht scheiden lassen wegen der Steuer. Und Kinder haben sie auch. Zwei sogar. Einen Jungen und ein Mädchen. Fünf und sieben Jahre alt. Ich bin so blöd!“ Jeanne schluchzt herzzerreißend.
    „Hat er dir das erzählt?“
    Jeanne nickt und folgt mir in die Rue Saint-Louis en L’Ile.
    „Warum misstraust du ihm?“
    „Wir waren zu einem Geschäftsessen. Er hat mich als seine persönliche Assistentin vorgestellt. Ich habe ihm dauernd irgendwelche Unterlagen angereicht.“
    „Woher wusstest du denn, was du anreichen musst?“
    „Es war alles durchnummeriert. Nachdem die anderen Geschäftsleute weg waren, sind wir noch in eine Bar gegangen. Und da hat es dann gefunkt. Also, schon vorher. Er ist echt süß. So ein kleiner Knuddelbär. Und dann nahm alles seinen Lauf. Ich weiß gar nicht, wann es anfing, gefährlich zu werden. Der Flirt erschien mir so harmlos. Aber nach gefühlten zwanzig Margarittas kommt einem so manches harmlos vor. Dann hat er ein Taxi gerufen, ist mit mir zu sich nach Hause gefahren, hat die Tür aufgeschlossen. Und da hab ich ihn an der Krawatte reingezogen. Boom, boom, boom. Am nächsten Morgen, beim Frühstück im Bett, hat er mir dann erzählt, dass er sich in mich verliebt hat und von Anfang an mit offenen Karten spielen will. Und dann kam die Story von der Ehefrau und den beiden Kindern. Das war’s. Von Anfang an ehrlich …“ Jeanne schluchzt laut auf.
    „Hast du in Erwägung gezogen, dass er die Wahrheit sagt?“
    „Warum? Ein verheirateter Mann mietet sich eine Hostess, fickt sie und serviert sie freundlichst wieder ab. Er sagte, er würde sich melden. Hat er aber nicht.“
    „Hast du dich im Haus umgesehen?“
    „Natürlich.“
    Natürlich. Jeanne, die Kommissarin. „Und?“
    „Zwei Kinderzimmer, aber keine Hinweise auf eine Frau.“
    „Übrigens, Jeanne, wir sind da.“ Wir stehen vor dem Haus mit dem rot getäfelten Erdgeschoss, der blauen Tür und dem Baugerüst. Seit vorgestern Nacht hat sich meines Erachtens nichts getan. Jedenfalls nicht von außen.
    Jeanne wechselt die Straßenseite, legt den Kopf in den Nacken und lächelt zum ersten Mal, seit ich sie heute gesehen habe. „Es wird wunderschön.“
    Ich muss lachen. Jeanne hat eine phantastische Weise, die schlimmsten Dinge positiv auszudrücken. Noch sieht das Haus aus wie die Bruchbude, in der ich mich eingemietet habe.
    „Komm, Chérie, lass dich in die Arme nehmen“, ich umschlinge meine Freundin und zukünftige Mitbewohnerin innig, „alles wird gut. Alles.“
    Sie

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