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Verfuehrung auf Probe

Verfuehrung auf Probe

Titel: Verfuehrung auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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nickt tapfer, beginnt dann aber sofort wieder zu weinen.
    Da ich nicht unendlich viel Zeit habe, aber die Wohnung bei Tageslicht sehen will, nehme ich einfach ihre Hand und ziehe sie mit mir zu der blauen Tür. Verschlossen. Natürlich. Ich hatte gehofft, es wären Bauarbeiter im Haus.
    „Lass es uns in dem Laden versuchen“, fordere ich Jeanne auf. Sie nickt schlaff und ich ziehe sie mit mir in das Immobiliengeschäft. Hinter einem Schreibtisch sitzt ein schwarz gekleideter Typ. Alles klar. Bestimmt hat er eine von den Wohnungen gekauft, die über zwei Etagen gehen und eine schalldichte Folterkammer erhalten.
    „ Bonjour, Mesdames“, begrüßt uns der Schwarzgekleidete, „was kann ich für sie tun?“
    „ Bonjour. Ich bin Nicolette Poison und das ist meine Freundin Jeanne Legrand. Uns gehört die Wohnung im vierten Stock. Wir haben noch keinen Schlüssel. Besteht eventuell die Möglichkeit, dass sie uns in den Hausflur lassen?“
    Der Typ strahlt, als hätten wir ihm die Nachricht von einem Sechser im Lotto überbracht und springt auf. „Aber natürlich. Herzlich Willkommen!“
    Es folgen die üblichen Umarmungen, bevor er uns endlich auffordert, ihm zu folgen. Wir müssen nicht weit gehen. In der hintersten Ecke des Ladens befindet sich eine Tür, die direkt in das Treppenhaus führt.
    „Herzlichen Dank, Monsieur …“
    „Patouf.“
    „Danke, Monsieur Patouf“, schluchzt Jeanne.
    „Gern geschehen. Wenn sie noch mal ins Haus müssen, kommen sie einfach zu mir. Und wenn sie einen Kaffee brauchen … bei Patouf bekommen sie auch den. Für die Nachbarn tu ich alles.“
    Na, das hoffe ich doch nicht. Trotzdem bin ich überglücklich, dass wir jetzt in dem Haus drin sind.
    „Es ist unter dem Dach. Folge mir, Jeanne.“ Ich laufe die Treppe hinauf, als gäbe es einen Preis zu gewinnen. Jeanne folgt mir.
    Glücklicherweise haben sie die Wohnungstür noch nicht eingebaut und wir brauche n nur einzumarschieren.
    Die Wohnung ist auch bei Tageslicht noch schön. Auf jeden Fall sieht sie selbst im Rohbau besser aus als mein Appartement. Die Lichtschalter fehlen allerdings noch immer. Dafür thront jetzt dort, wo in der vorletzten Nacht ein Brett auf dem Dach lag, eine Art Glashäuschen auf dem Dach.
    „Ist das hübsch!“, bricht aus Jeanne endlich etwas anderes hervor als Schluchzer und Tränen. Und da hat sie vollkommen recht. Genau wie ich läuft sie von einem Zimmer ins nächste und stößt Entzückensschreie aus.
    Jemand wie Eric würde sich an den Kopf fassen. Aus seiner Sicht gibt es hier keinen Aufzug, drei winzige Zimmer, Küche und Abstellkammer und ein Bad mit Fenster ins Treppenhaus. Aber für zwei Studentinnen ist dies hier ein Schloss. Zumal es sogar Fußbodenheizung gibt, wie ich gerade feststelle.
    „Bleib gern noch eine Weile hier“, sage ich zu Jeanne, nachdem ich dreimal durch jedes Zimmer gelaufen bin, „ich muss los.“
    „Schön, dass du Zeit für mich hattest, Nicki“, Jeanne zerdrückt mich fast bei ihrer Umarmung. „Ich bin ja so froh, dass du zu mir hältst.“
    „Ach, Jeanne, du Schäfchen. Wir sind doch Freundinnen. Jede fällt mal rein. Ich glaube, ich bin wirklich nicht weit davon entfernt. Egal. Wir konzentrieren uns einfach auf unsere schöne, neue Wohnung. Das wird perfekt, wir zwei unter einem Dach. Und du sorgst dafür, dass ich endlich mein Studium abschließe. Abgemacht?“
    „Abgemacht.“ Als ich sie zurücklasse, sieht Jeanne schon fast wieder aus wie ein Mensch.
     
    Ich muss mich sputen. Etwas mehr als zwei Stunden bleiben mir, was alles andere als großzügig ist, wenn man bedenkt, dass ich eine Generalüberholung nötig habe. Diese Wohnung scheint den Baudreck nur so auf mich abzuwälzen. Schon meinen guten blauen Mantel hat sie ruiniert. Jetzt ist die Winterjacke auch noch hin. Von meinen bequemen Tretern ganz zu schweigen.
    Obwohl ich die ganze Zeit an Jeanne s Warnung denken muss, mache ich es mir nicht in der riesigen Wanne gemütlich, sondern dusche ausgiebig, und ohne es mir selbst zu machen. Dieses Mal schaffe ich es zwar pünktlich um achtzehn Uhr in Erics schöner Eingangsdiele zu stehen, aber es reicht so gerade eben. Trotzdem wartet er schon auf mich.
    „Ich erkenne dich kaum wieder“, entfährt es ihm.
    „Danke, Eric, das war das schönste Kompliment, das du mir machen konntest“, strahle ich, denn genau das war meine Absicht, als ich mein Haar zu einer Flechtfrisur aufgesteckt habe. Und um den Haaransatz herum habe ich ein grünes Tuch

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