Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
wichtig ist. Die Strände und die Klippen werden noch genauso sein, wie sie waren, als ich vor sieben Jahren wegfuhr.«
»Dann bist du also nicht mehr ganz so unglücklich über deine Rückkehr?«
Sie antwortete mit einem nichtssagenden Schulterzucken. »Ich habe mich damit abgefunden. Aber natürlich wird es nie wieder so sein, wie es einmal war.«
»Und wie war es?«
»Nun ja, Belfoyle war dieser ganz besondere Ort, an dem man das Gefühl hatte, es könnte einem nichts Schlimmes widerfahren. Doch dieser Zauber ist für immer gebrochen.«
»Stimmt. Aber du bist ja auch nicht mehr das Kind, das du einmal warst. Und du hast eine Familie. Kilronan und seine Frau werden dort sein.«
Sabrina schürzte die Lippen und knabberte an einem Fingernagel. »Sie sind wie meine Eltern damals. Sie gehen so ineinander auf, dass kein Platz für andere ist.«
»Vielleicht, weil sie so nahe daran gewesen sind, einander zu verlieren.« Daigh verdrängte die damit verbundene Erinnerung an Rauch und Flammen, aber die furchtbaren Auswirkungen seines Scheiterns waren nicht so leicht zu ignorieren, weil er sie auf der Haut trug. Als Erinnerung an das, was ihn erwartete, falls er ein zweites Mal versagte.
»Verstehst du denn nicht? Für mich ist kein Platz in dem, was Aidan und Cat verbindet. Es ist ihre Familie. Und solange Brendan auf der Flucht ist, ist er auch für mich verloren.« Sie seufzte. »Als ich gerade dachte, ich könnte es hinter mir lassen … als alles wieder gut hätte werden können … Warum ruiniert die Vergangenheit bloß immer die Gegenwart?«
»Die Vergangenheit und unsere Erinnerungen haben uns hierhergebracht. Wer weiß? Vielleicht retten sie uns am Ende ja auch noch.«
»Sabrina? Könnte ich Sie in meinem Arbeitszimmer sprechen?« Ard-siúr stand am Rande der Frauen, die sich zu ihrem morgendlichen Klatsch am Feuer versammelt hatten. Eine oder zwei blickten von ihrem Kaffeebecher und dem halb verbrannten Würstchen auf, aber die meisten zuckten nur mit den Schultern, bevor sie sich wieder ihren eigenen Sorgen zuwandten.
»Natürlich.« Sabrina strich sich die Schürze glatt, um die in ihr aufsteigende Panik zu verbergen, und richtete sich auf. Sie hatte soeben eine Frau versorgt, die sich eine hässliche, von einem Kochtopf verursachte Verbrennung zugezogen hatte. Wortlos folgte Sabrina Ard-siúr aus dem eisigen Dezemberwind in den kühlen, dämmrigen Kreuzgang, die Treppe hinauf und an der immer gut gelaunten Schwester Anne vorbei, die ihnen zuwinkte, bevor sie unter Ard-siúrs strengem Blick ins Stocken kam.
Was wollte die Priorin? Was wusste sie? Sabrinas Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum wie trockenes Laub.
In ihrem Arbeitszimmer nahm Ard-siúr ihren Platz hinter dem Schreibtisch ein und bedeutete Sabrina mit ernster Miene, sich auf einen Stuhl zu setzen.
»Ist irgendetwas?« Sabrina bemühte sich um eine unschuldig-verwirrte Miene und hoffte, dass die Hitze, die ihr in die Wangen stieg, sie nicht verriet.
Es folgte eine lange, angespannte Pause, als Ard-siúr sich sammelte und zu Schlüssen zu kommen schien, die sich Sabrina entzogen. Dann sprach sie endlich, langsam und bedächtig. »Schwester Brigh ist mit ihren Sorgen wegen Mr. MacLirs fortgesetztem Aufenthalt und Ihrem fortgesetzten Interesse an diesem Mann zu mir gekommen.«
»Das ist nicht länger Schwester Brighs Sache. Ich bin ein Gast und keine Novizin mehr.«
Ard-siúr legte die Fingerspitzen aneinander. »Aber Sie sind auch eine junge Dame von gutem Ruf. Ich fände es außerordentlich bedauerlich, miterleben zu müssen, wie Sie sich an jemanden wie Daigh MacLir wegwerfen. Und ich bin mir sicher, dass Ihr Bruder das genauso sehen würde.«
»Kilronan mag meine Bewegungsfreiheit kontrollieren, aber nicht mein Herz.«
»Und Ihr anderer Bruder?«
Sabrina legte die Hand auf ihre Schürzentasche, in der sie Brendans zusammengefaltete Nachricht fühlte. Worauf wollte Ard-siúr hinaus mit ihren indirekten Fragen und den langen, spannungsgeladenen Pausen?
Die Priorin des Ordens deutete mit einer Handbewegung auf das Fenster. »Diese Frauen und Männer dort draußen und Tausende wie sie werden immer unruhiger. Was wird ihr Los sein, sollte ein Krieg zwischen den Anderen und Duinedon entbrennen? Selbst nach sieben langen Jahren hängt noch viel von Brendan Douglas ab.«
Ard-siúr faltete die Hände, und obwohl ihre Gesichtszüge ruhig und gelassen waren, konnte Sabrina die Bestürzung, Frustration und Unruhe spüren, die die
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