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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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doch Daigh legte eine Hand unter ihr Kinn und erlaubte ihr nicht, ihr Entsetzen vor ihm zu verbergen.
    »Was hast du gesehen?« Seine Augen offenbarten seinen Schmerz und Kummer. Seine Gesichtsknochen zeichneten sich überdeutlich unter seiner Haut ab, seine Lippen waren grimmig zusammengepresst, und der Puls an seiner Kehle trommelte wie wild.
    »Ich war dort und habe auf dich gewartet, obwohl ich wusste, was geschehen würde. Ich wusste, dass du nie zurückkehren würdest.« Sabrina bohrte die Fingernägel in die Handflächen und ließ sich von dem Schmerz im Hier und Jetzt verankern. »Bisher hatte ich nur deine Vergangenheit gesehen. Aber in dieser letzten Vision warst du nicht da. Du warst fortgeritten, und ich war allein. Es war also auch meine Vergangenheit – und meine Erinnerung.« Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Was auch immer geschieht, es verändert sich und zeigt mir Erinnerungen, die ich unmöglich kennen kann. Denn falls du es nicht bemerkt haben solltest, bin ich keine sechshundert Jahre alt; ich bin weder ein Geist noch ein Gespenst noch … sonst was in der Art.«
    »Aber du bist eine Andere .«
    Und was hat das damit zu tun?, besagte der gereizte Blick, den sie ihm zuwarf.
    »In deinen Adern fließt das Blut der Magier. Vielleicht ist das die Antwort. Oder deine Gabe.«
    »Meine Gabe ist das Heilen. Eine Gabe, von der wir bereits klargestellt haben, dass du sie nicht benötigst.«
    »Beim Heilen geht es nicht immer nur um den Körper.« Sein Blick ließ sie nicht los, und die Sehnsucht, die sie vom ersten Moment ihrer Begegnung an darin gesehen hatte, war nun durchsetzt mit Hoffnungslosigkeit.
    Ohne zu überlegen, ergriff sie seine Hände, verschränkte die Finger mit seinen und drückte sie ermutigend.
    Er blickte auf ihre Hände, zog die seinen jedoch nicht zurück. Seine Finger waren fest und warm, und ein elektrisierendes Kribbeln sprang von ihnen auf Sabrinas über.
    »Was bist du, Daigh?«
    Ein ausgedehntes Schweigen folgte, das nur von dem Gemurmel der anderen Bibliotheksbesucher unterbrochen wurde, von dem Bimmeln der Glocke über der Eingangstür und der ziemlich lautstarken Forderung einer Frau an die Bibliothekarin, eine vollständige Ausgabe von Fanny Hill für sie herauszusuchen, in der nicht die Seiten dreiundsiebzig bis vierundachtzig fehlten.
    Daigh strich nun mit seiner breiten, schwieligen Hand über den Ledereinband des dicken Buches, was Sabrina wie eine Liebkosung ihrer eigenen Haut empfand. Ihr war, als glitten seine Finger über ihre Hüften und den Ansatz ihrer Brüste, als berührte er sie an all ihren geheimsten Körperstellen, bis aus ihrem Sehnen heftiges Verlangen wurde. Sie bewegte sich unruhig, während sie ihren Fantasien, Erinnerungen und Träumen von dieser Hand auf ihr nachhing. Es war wie der reinste Voyeurismus, zu beobachten und gleichzeitig diese sinnlichen Empfindungen zu haben, die ihr einen trockenen Mund bescherten und ihr Herz zum Rasen brachten.
    »Was weißt du über die Domnuathi? «
    Außerstande, etwas zu erwidern, schüttelte sie nur den Kopf. Eine beschämende Hitze stieg aus ihrem tiefsten Inneren zu ihrem Gesicht auf.
    »Wir sind Männer, die aus ihren ausgegrabenen Gebeinen zum Leben wiedererweckt wurden. Und wir leben nur dank der Gnade unserer Schöpfer und der schwärzesten Magie.« Er hielt inne und knirschte mit den Zähnen. »Dank Männern, die wahre Ungeheuer sind.«
    »Also ist das Leben, an das du dich erinnerst, eines, das …«
    »… vor Jahrhunderten schon endete.« Seine Hand schloss sich zu einer Faust, an der dicke blaue Adern aus sonnengebräunter Haut hervortraten. Ein Zeichen beherrschter, aber stets präsenter körperlicher Kraft.
    »Und wer …?«, flüsterte sie.
    »Ein Meistermagier namens Máelodor.«
    Der Mann, nach dem er sie gefragt hatte. Der Mann, der Brendan jagte.
    Wann immer sie glaubte, das wachsende Chaos besser zu durchschauen, tauchten neue Informationen auf, die sie wieder völlig durcheinanderbrachten. Deshalb hielt sie sich an die einzige Konstante zwischen ihnen. »Du sagst, du erinnerst dich an mich. Dass ich das Gesicht in deinen Träumen war. Das hast du schon in der ersten Nacht gesagt. Aber wie ist das möglich? Wenn das Leben und die Gesichter, an die du dich erinnerst, die von …«
    Er starrte das Buch an, als ließen sich die Antworten zwischen den Seiten finden, wo in vier kurzen Zeilen sein Tod erwähnt wurde. »Ich weiß es nicht, Sabrina. Ich verstehe es ja selbst nicht und bin genauso

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