Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)
Maus mit mir, Donaldson. Glaub mir, ich würde nichts lieber tun als dich umbringen. Der einzige Grund, weshalb ich das noch nicht getan habe, ist der, dass ich von dir hören will, was du mit David gemacht hast.
Er überlegt einen Moment und durchsucht meinen Geist. David? Ah, der Kerl aus der Sportbar. Das war ja mal ein schmutziger Trick. Und ich habe ihn mit dir gesehen, bei dem Brand, nicht wahr?
Auch den habe ich dir zu verdanken, du elender Bastard. Warum hast du das getan? Du musst doch gewusst haben, dass ich nicht im Haus war. Selbst wenn du nicht hineingegangen wärst, du hättest es gespürt.
Er schüttelt den Kopf, als würde ich wirres Zeug reden. Ich weiß ja nicht, woher du deine Informationen beziehst, aber du brauchst dringend eine neue Quelle. Ich habe dieses Feuer nicht gelegt. Ich wusste nicht mal, dass das dein Haus war.
Ach so, na klar. Du warst ganz zufällig in der Nähe, als es gebrannt hat.
Genau so war es, ja. Ich wurde gerufen. Ich weiß nicht, von wem. Aber als ich dich gesehen habe, bin ich möglichst schnell verschwunden. Ich dachte mir schon, dass du vielleicht ein bisschen sauer auf mich bist, wegen – na ja, du weißt schon.
Donaldson, du bist ein verfluchter Lügner, aber in einem Punkt hast du recht, ich bin verdammt sauer auf dich. Das Feuer ist mir im Moment scheißegal. Ich will wissen, wo du David hingebracht hast.
Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nichts über deinen Freund weiß.
Das reicht. Ich schnelle vor und drücke ihm den Taser gegen den Bauch. Ich frage mich, was passieren wird, wenn ich den Abzug betätige. Wirst du hüpfen und zappeln wie ein Fisch am Haken oder einfach hintenüberkippen? Mir ist es ziemlich egal.
Er reagiert noch immer nicht mit dem leisesten Hauch von Angst. Nein, blinde Gleichgültigkeit ist die einzige Empfindung, die ich auffange. Das macht mich nur noch wütender. Ich habe den Taser auf Kontaktmodus gestellt und drücke den Abzug.
Eine solche Elektroschockpistole leitet 50000 Volt bei 162 mA in den Körper, so dass der Stromstoß ins Nervensystem dringt und das Opfer lähmt. Es spielt auch keine Rolle, wohin man zielt, denn das Nervensystem durchdringt den gesamten Körper. Ich halte das Ding direkt an Donaldsons Bauch, als ich abdrücke, doch ich bekomme nicht die erwartete Reaktion.
Nein, ich bekomme überhaupt keine Reaktion.
Er starrt mit einem verwunderten Gesichtsausdruck auf mich herab, der beinahe augenblicklich einem höhnischen Grinsen weicht. Ach, Anna. Anna. Du hast noch so viel zu lernen.
Dann versetzt er mir mit dem Handrücken einen Schlag, dass ich im Staub lande. Das kommt so unerwartet, dass ich erst mal eine Minute brauche, bis ich wieder ganz bei mir bin. Aber er setzt nicht nach, und das soll er bereuen. Ich springe auf, und vor Wut wummert mir das Blut in den Ohren. Ich spüre es durch meinen Kopf und meinen ganzen Körper rauschen, voll ungezügeltem Zorn. Es ist wild, tierisch und hässlich, und es wird mir helfen, das zu tun, was ich sofort hätte tun sollen, als Donaldson aufgetaucht ist.
Diesmal greife ich ihn mit Fäusten und Zähnen an. Diese Wildheit überrascht ihn, doch er fängt sich schnell. Er hält sich zurück und begeht den Fehler zu glauben, er sei stärker, weil er männlich ist. Er vergisst dabei eine Tatsache, die in der Natur sehr wichtig ist. Das Weibchen ist immer die bessere Jägerin und oft brutaler als das Männchen. Als ich mich auf ihn stürze, versucht er, den Angriff zu parieren und zurückzuweichen. Ich lasse es zu. Ich konzentriere mich auf mein Inneres und lege jedes Quentchen vampirischer Kraft in jeden einzelnen Schlag. Ich ziele mit den Fäusten auf seinen Magen, mit den Zähnen auf seine Kehle. Ich könnte ihn auslaugen – er ist im Nachteil, denn er hat viel Bier getrunken –, doch ich will mir nicht so viel Zeit nehmen. Mit einem endgültigen, entschlossenen Schlag stoße ich ihn zu Boden, und er landet auf dem Rücken im Dreck. Ich schlage mit beiden Fäusten auf seinen Bauch ein und setze die Zähne an seine Halsschlagader.
He, Donaldson, bist du wach? Ich will dich wach haben, sonst macht es keinen Spaß.
Zum ersten Mal fange ich eine leise Besorgnis auf, die durch den Bierdunst in Donaldsons Kopf dringt. Nun endlich dämmert ihm, dass er in Schwierigkeiten stecken könnte. Er versucht, seinen Kumpels im Saloon ein »SOS« zu schicken, aber das unterbinde ich mit einem Knurren. Meine Zähne berühren seinen Hals.
Lass das. Sonst reiße ich dir die
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