Verfuehrung im Harem
zögern, unsere Ehe zu vollziehen“, erklärte er.
Wieder hatte sie das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Ihre Tante stellte sich wahrscheinlich vor, sie und Kardahl würden diese „Überraschung“ gemeinsam genießen, doch es kam überhaupt nicht infrage, dass sie sich vor Kardahl auszog, geschweige denn sich mit ihm nackt in den engen Bottich setzte.
„Du musst draußen warten, bis ich fertig bin. Das haben wir vereinbart“, erinnerte sie ihn. Da ihre Unterkunft abseits lag, würde ihn niemand draußen stehen oder herumlaufen sehen.
„Wie du willst.“
Er war ihr viel zu nah, und es herrschte in dem Raum eine so intime Atmosphäre, dass Jessica nicht mehr wusste, was sie wollte. „Ich beeile mich“, versprach sie.
„Ich würde mich nicht beeilen. Das ist eben der Unterschied zwischen uns beiden.“
Er meinte natürlich nicht das gemeinsame Bad, das war Jessica klar, als sie seinem vielsagenden Blick begegnete.
Nachdem er verschwunden war, zog sie sich rasch aus und ließ sich in das warme Wasser sinken, das ihr bis zu den Schultern reichte. Es fühlte sich wunderbar an, beinah so gut, wie in Kardahls Armen zu liegen. Das war jedoch ein gefährlicher Gedanke. Sie durfte nicht vergessen, in welchem Ruf Kardahl stand. Außerdem hatten sie beschlossen, die Ehe annullieren zu lassen und die Beziehung bis dahin nicht zu verkomplizieren. Jessica hatte sich geschworen, nicht wie ihre Mutter zu werden und niemals zuzulassen, dass irgendein Mann ihre romantische Veranlagung ausnutzte. Doch jetzt war sie hier mit Kardahl mitten im Gebirge und hatte Mühe, gegen ihre Gefühle anzukämpfen.
„Ist alles in Ordnung?“, ertönte auf einmal seine Stimme von draußen.
Jessica zuckte zusammen, und ihr wurde plötzlich bewusst, dass nur die Zeltplane sie voneinander trennte. Doch da sie ihn nicht sehen konnte, war sie sich ziemlich sicher, dass er sie auch nicht sehen konnte.
„Ja“, erwiderte sie. „Und bei dir?“
„Mir ist kalt“, gab er zu. „Ich vermisse deine Wärme.“
Schon wieder so eine zweideutige Bemerkung, schoss es ihr durch den Kopf. „Das tut mir leid für dich“, sagte sie gespielt mitfühlend. „Das Wasser hat genau die richtige Temperatur. Es ist weder zu kalt noch zu warm.“
„Schön für dich.“
„Das war sehr aufmerksam von meiner Tante, oder?“, fragte sie.
Sein Lachen klang seltsam angespannt. „So hat sie es sich bestimmt nicht vorgestellt.“
„Nein? Vielleicht hätte ich ihr reinen Wein einschenken sollen, aber es war noch nicht der richtige Zeitpunkt, wie ich fand.“
„Ich weiß deine Diskretion zu schätzen.“
„Oh, ich bin von Natur aus ein sehr entgegenkommender Mensch“, scherzte sie.
„So? Bist du das?“, fragte er prompt. „Falls du jemals so etwas wie körperliches Entgegenkommen zeigen möchtest, will ich unbedingt dabei sein.“
Gegen ihren Willen musste sie lachen. „Falls das jemals passieren sollte, wärst du der Erste, der es erfährt, versprochen.“
Er wäre in jeder Hinsicht der Erste, fügte sie insgeheim hinzu und kämpfte mit aller Kraft gegen die Versuchung an. Wenn sie nachgab, würde sie aus der Ehe nicht so leicht herauskommen, wie sie es sich wünschte.
„Ich will dich ja nicht drängen, dich zu beeilen, aber es wird hier draußen immer kälter“, stellte er fest.
Das Wasser wurde es auch, und das war schade, denn Jessica hätte ihn zu gern noch etwas warten lassen. Er hatte sich ihr gegenüber jedoch immer korrekt und rücksichtsvoll verhalten, deshalb beschloss sie, das Ganze zu beenden, und wollte sich das Badetuch nehmen. Doch mitten in der Bewegung hielt sie inne und stieß einen lauten Schrei aus.
„Was ist los?“, rief Kardahl besorgt.
Die größte und behaarteste Spinne, die sie jemals gesehen hatte, saß auf dem Badetuch. Jessica sprang aus dem Wasser und griff nach dem anderen Handtuch, ohne das Tier aus den Augen zu lassen. Kaum hatte sie es um ihren Körper geschlungen, als auch schon Kardahl hereinstürmte.
„Jessica, was …?“
„Da.“ Sie wies mit der Hand auf die Spinne. „Tu doch etwas!“
Er lächelte sie nun nachsichtig an. „Die Spinne ist doch völlig harmlos.“
„Nein, das glaube ich nicht. Sie ist so groß und hässlich, sie muss gefährlich sein.“
„Sie hat mehr Angst vor dir als du vor ihr.“ Er kam näher und nahm das Tier in die Hand.
„Das kann ich nicht mit ansehen.“ Jessica schloss die Augen und hörte, dass er nach draußen ging. Kurz darauf kam er zurück. Als sie
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