Verfuehrung im Mondlicht
ebenfalls gelingen.«
»So viele Tote«, meinte Felix leise. »Übrigens, wie wurde Larkin getötet?«
»Ich habe die Leiche nicht aus dem Becken gefischt«, meinte Ambrose, »aber nach dem, was ich sehen konnte, hat er einen Schlag auf den Schädel bekommen, der ihm die Besinnung raubte, und wurde dann in das Becken geworfen, wo er ertrunken ist. Wären da nicht die Umstände und die Identität dieses Opfers, könnte man seinen Tod für einen einfachen Badeunfall halten.«
»Wie bei der Schwester deiner Klientin«, sagte Felix nachdenklich.
»Genau.«
»Nun, was passiert ist, ist passiert«, sagte Felix. »Unterm Strich ist es sicherlich am besten so. Ich hätte Larkin zwar gern einige Fragen gestellt, vor allem über seine verschiedenen Unternehmungen, aber ehrlich gesagt wäre es äußerst schwierig gewesen, dem Mann einen Mord anzuhängen. Es gab keine stichhaltigen Beweise gegen Larkin, und Trimleys Status in der Gesellschaft hätte es uns äußerst schwer gemacht, ihn vor Gericht zu stellen.«
»Der unglücklichste Umstand dieser ganzen Affäre«, nahm Ambrose den Faden auf, »dürfte der sein, dass es nicht lange dauern wird, bis jemand anderer Larkins Platz einnimmt.«
»Das ist der Lauf der Dinge«, stimmte Felix ihm philosophisch zu. »Auf der positiven Seite kann ich vermerken, dass dies meine weitere Beschäftigung garantiert. Solange es Schurken gibt, besteht Bedarf an Polizei.« Er musterte Concordia. »Darf ich fragen, wieso Ihr bis auf die Haut nass seid, Miss Glade?«
»Trimley hat mich in ein Becken gestoßen«, erklärte sie.
»Als ich in den Bädern ankam, versuchte Trimley den alten Bediensteten als Geisel zu nehmen«, erklärte Ambrose. »Es war eine Art Schachmatt. Ich war nicht bewaffnet, Trimley dagegen schon.«
»Verstehe«, sagte Felix.
»Concordia hat Trimley abgelenkt, indem sie einen Wäschekarren gegen ihn gestoßen hat. Anschließend herrschte einen Moment ein heilloses Chaos, und in dieser Zeit hat Trimley Concordia in das Becken gestoßen.«
»Ambrose schildert die Vorfälle viel zu höflich«, gab Concordia zu. »Tatsache ist, dass er die Situation mehr oder weniger unter Kontrolle hatte, als ich hereinplatzte und versucht habe, ihn zu retten. Ich fürchte, ich habe seine Pläne nachhaltig durchkreuzt. Aber ich muss sagen, dass er sehr rasch auf die veränderten Umständen reagiert hat.«
»Allerdings. Ambrose konnte schon immer sehr gut auf unvorhersehbare Entwicklungen reagieren.« Felix klang amüsiert. »Dieses Talent kam ihm schon damals sehr gut zustatten.«
»Ihr beide kennt Euch also schon länger?«, fragte Concordia gewollt beiläufig.
Die Droschke hielt vor den Doncaster-Bädern. Felix öffnete die Tür und trat auf den Bürgersteig. Dort drehte er sich herum und schaute Concordia an. Im Licht der Straßenlaterne bemerkte sie, dass er ein ausgesprochen gut aussehender Mann war. Außerdem schien er zutiefst amüsiert.
»Hat Ambrose es Euch nicht erzählt, Miss Glade? Er und ich waren einmal Geschäftspartner. Wir sind sehr gut zurechtgekommen, bis wir John Stoner über den Weg liefen. Der bestand darauf, uns zu ehrbaren Männern zu machen.«
»Außerdem sind wir Stoners Erben«, erklärte Ambrose. »Was unsere frühere Beschäftigung sozusagen überflüssig machte, gelinde gesagt. Welchen Nutzen hat es, ein Dieb zu sein, wenn man kein Einkommen benötigt? Wir durften uns beide einen anderen Beruf aussuchen, in dem wir unseren besonderen Talenten freien Lauf lassen konnten.«
37
»Du hilfst Scotland Yard?« Concordia sah aus der Kutsche Felix Denver hinterher, der die Straße überquerte und zu dem Eingang für Gentlemen der Doncaster-Bäder ging.
»Gelegentlich.« Ambrose klopfte an das Dach der Kutsche, um dem Kutscher zu signalisieren weiterzufahren. »Mein Weg als privater Ermittler kreuzt häufig den von Felix. Wie zum Beispiel zu Beginn dieses Falles. Als mir klar wurde, dass Nellie Taylors Tod möglicherweise etwas mit Larkin zu tun haben könnte, habe ich Felix sofort verständigt.«
»Wann habt ihr euch kennen gelernt?«
»Kurz nach dem Mord an meinem Vater. Wir haben beide versucht, Kleidung zu stehlen, die zum Trocknen in einem Garten aufgehängt worden war. Wir kämpften um die Beute, eine sehr hübsche Hose. Am Ende kamen wir zu dem Schluss, dass wir uns besser stünden, wenn wir zusammenarbeiteten.«
»Wie ist denn Felix auf der Straße gelandet?«
»Seine Eltern sind einem Fieber erlegen, als er zwölf war. Als ich ihn traf, hat er
Weitere Kostenlose Bücher