Verfuehrung im Mondlicht
einen Partner akzeptiert? Irgendwie kommt es mir vor, als wäre ein Kompagnon das Letzte gewesen, was Larkin brauchte. Er hatte alles, was ein Mann von seinem Charakter begehren konnte, ein großes Vermögen, eine schöne Villa, Diener, elegante Kutschen und wunderschöne Frauen. Was konnte er denn noch wollen?«
»Es gibt einen alten Vanza-Spruch: >Gier ist ein gefräßiges Biest, das niemals satt wird.<«
Ambrose trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. »Und wie mein Vater und Großvater immer wieder gern wiederholten: >Wenn du herausfindest, was ein Mann am meisten in der Welt begehrt, kannst du ihm alles andrehen.<«
»War Felix nicht der Meinung, Larkin hätte einen Gentleman-Partner akzeptiert, weil er seine Geschäftsbeziehungen in die Oberschicht ausdehnen wollte?«
»Das war bisher jedenfalls unsere Arbeitshypothese«, gab
Ambrose zu. »Aber jetzt hege ich gewisse Zweifel daran. Larkin hat so gut wie niemandem getraut, erst recht keinem Gentleman, der sich in höheren gesellschaftlichen Kreisen bewegte. Er wäre nur dann mit einem Mann aus dieser Welt eine Partnerschaft eingegangen, wenn er geglaubt hätte, dass er ihm etwas verschaffen konnte, das er wirklich sehr, sehr dringend bekommen wollte. Geld kann das nicht gewesen sein. Er wusste sehr genau, wie er sich das selbst beschaffen konnte.«
»Was denkst du?«
»Ich denke«, Ambrose stand auf, »dass Felix und ich Larkins Ehrgeiz erheblich unterschätzt haben. Es gibt jedoch jemanden, der möglicherweise etwas Licht in dieses Dunkel werfen kann.«
»Wer?«
»Rowena Hoxton.«
Stoner verzog gepeinigt das Gesicht. »Herr im Himmel, doch nicht diese alberne, hirnlose Parvenue?«
Ambrose wartete bereits an der Tür. »Ah, wie ich höre, kennst du sie. Würdest du mir die Freude erweisen, mich auf einen kleinen Plausch mit ihr zu begleiten?«
41
Es war warm, und eine frische Brise hatte den üblichen Nebel vertrieben. Der Ausflug in den Park hätte für Concordia sehr angenehm sein können, wenn die Mädchen die Gelegenheit nicht genutzt hätten, um das Thema ihrer Beziehung zu Ambrose ausgiebig zu erörtern.
»Wann werdet Ihr Mr. Wells denn fragen, ob er Euch heiratet?«, wollte Phoebe auf dem Heimweg zur Villa wissen.
Sie zerrte an Dantes Leine und zog ihn von einem Baum fort, der sein Interesse geweckt hatte. »An Eurer Stelle würde ich nicht zu lange warten. Jemand anders könnte kommen und ihn Euch vor der Nase wegschnappen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Concordia. »Wie du und Hannah bereits in der Nacht in der Herberge ganz richtig meinten, ist Mr. Wells bereits etwas in die Jahre gekommen. Ihr habt sicherlich festgestellt, dass bisher keine andere Frau ihn zum Altar hat führen mögen. Vermutlich droht aus dieser Richtung keine große Gefahr.«
»Ihr macht Euch über uns lustig, Miss Glade«, erkannte Theodora. »Ihr wisst sehr gut, dass Mr. Wells genau das richtige Alter für Euch hat.«
»Findest du?«, erkundigte sie sich. »Ein jüngerer Mann ist aber vielleicht noch nicht so eingefahren in seinen Gewohnheiten.«
»Aber Ihr werdet schwerlich einen jüngeren Mann finden«, erklärte Edwina wissend. »Nicht in Eurem Alter.«
»Vielen Dank, dass du mich so charmant darauf hinweist, Edwina.«
»Vielleicht solltet Ihr Mr. Wells Blumen schenken, Miss Glade«, schlug Theodora vor. »Das wäre eine sehr romantische Geste.«
Edwina nahm Beatrices Leine kürzer. »Frauen schenken Gentlemen keine Blumen.«
»Üblicherweise nicht«, räumte Theodora ein. »Aber Mr. Wells ist nicht wie andere Gentlemen.«
»Nein.« Concordia stieg die Stufen zu der Villa hinauf. »Er ist überhaupt nicht wie andere Männer.«
Er ist der Mann, den ich liebe. Das macht ihn einzigartig auf der ganzen Welt. Und was, verdammt noch mal, soll ich jetzt tun?
Mrs. Oates öffnete die Tür und bedachte die Damen mit einem wohlgefälligen Lächeln. »Ich glaube, dass dieser kleine Spaziergang Euch gut getan hat. Ich nehme an, Ihr könnt eine nette Tasse Tee und Gebäck vertragen?«
»Danke, Miss Oates.« Concordia zog ihre Handschuhe aus. »Ist Hannah schon nach unten gekommen?«
»Sie ruht noch.« Mrs. Oates schloss hinter Concordia, den Mädchen und den Hunden die Tür.
»Ist Mr. Stoner zu Hause?«, erkundigte sich Phoebe. »Er hat versprochen, uns etwas über die Antiquitäten zu erzählen, die er auf seinen Reisen gesammelt hat.«
»Mr. Stoner und Mr. Wells haben beide unmittelbar nach Euch das Haus verlassen«, erklärte
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