Verfuehrung im Mondlicht
nicht einfach nur um einen unglücklichen Unfall, wovon die Behörden allerdings ausgehen.«
»Verstehe.« Sie runzelte die Stirn. »Und was genau hat Euch zu der Burg geführt?«
»Im Zuge meiner Ermittlungen habe ich mit einem Informanten gesprochen, der andeutete, dass es eine Verbindung zwischen dem Tod dieser Frau und den Vorgängen auf Aldwick Castle geben könnte. Ich bin dorthin gefahren, um die Dinge selbst in Augenschein zu nehmen. Den Rest kennt Ihr.«
Sie presste die Lippen zusammen. »Ihr habt wahrlich einen außerordentlich geheimnisvollen Beruf, Sir. Was mich umso mehr darin bestärkt, dass ich mich wohler fühlen würde, wenn wir unsere Vereinbarung schriftlich niederlegen würden.«
Aus irgendeinem Grund verstimmte Ambrose dieser Vorschlag. »Ich sehe keine Notwendigkeit für einen schriftlichen Vertrag.«
Ihre feinen Augenbrauen zogen sich über den Rändern ihrer Brille zusammen. »Trotz Mrs. Oates freundlicher Bemerkung sind meine Schülerinnen und ich nicht wirklich Gäste in diesem Haushalt. Zum Donnerwetter, der Herr des Hauses weiß nicht einmal, dass wir hier sind!«
»Macht Euch über Stoner keine Gedanken.«
Concordia ignorierte seine Worte. »Ihr habt uns Euren Schutz angeboten, und ich habe Euren Vorschlag akzeptiert, weil ich ihn im Interesse meiner Mädchen für das Beste hielt. Aber ich würde es vorziehen, wenn wir unsere Vereinbarungen unmissverständlich klarstellen. Euch zu engagieren schien mir der einfachste Weg zu sein, das zu erreichen.«
Er stützte die Ellbogen auf die Lehnen seines Stuhls und legte die Fingerspitzen aneinander. Er wollte sie in sein Bett bekommen, und sie wollte mit ihm Geschäfte machen. Das Verhältnis zwischen ihnen entwickelte sich alles andere als viel versprechend.
»Verstehe«, erwiderte er neutral. Das ist immer eine ungefährliche Antwort, beruhigte er sich.
»Ausgezeichnet.« Sie lächelte und wertete seine Bemerkung offenbar als Zustimmung. »Auf was also beziffert sich Euer übliches Honorar? Ich glaube, dass einige der Gegenstände, die ich aus der Burg ... mitgenommen habe, recht wertvoll sind. Darunter befindet sich ein hübscher silberner Salz- und Pfefferstreuer, der gewiss etliche Pfund wert ist.«
»Ihr wollt mich mit Diebesgut bezahlen, Miss Glade?«
Sie errötete, doch ihr Blick wankte keine Sekunde. »Bedauerlicherweise besitze ich kein Geld. Und unter den gegebenen Umständen dürfte ich auch kaum auf das vierteljährliche Honorar für meine Arbeit auf der Burg hoffen.«
»Ja, ich glaube, von dieser Annahme könnt Ihr getrost ausgehen.«
Sie hob das Kinn. »Wenn Ihr das Gefühl habt, Sir, dass Ihr dieses >Diebesgut<, wie Ihr es nennt, nicht akzeptieren könnt, muss ich eben Alternativen in Betracht ziehen.«
»Ihr habt keine Alternativen, Miss Glade. Das wisst Ihr genauso gut wie ich.«
Sie holte tief Luft. »Nichtsdestotrotz ...«
»Nichtsdestotrotz möchtet Ihr mich engagieren, damit Ihr das Gefühl habt, die Situation unter Kontrolle zu haben.«
»Das ist zwar ein wenig unhöflich formuliert, aber ja, ich denke, Eure Feststellung trifft im Großen und Ganzen zu.«
»Einverstanden, Miss Glade. Wenn Ihr darauf besteht, mich zu bezahlen, akzeptiere ich hiermit offiziell die Übernahme Eures Falles. Und jetzt zu meinem Honorar. Ihr solltet wissen, dass ich kein Geld für meine Dienste verlange.«
»Ich verstehe nicht ganz, Sir ... ?«
»Ich lasse mich in Gefälligkeiten bezahlen.«
Concordia versteifte sich. »Gefälligkeiten?«
»Die meisten meiner Klienten können es sich nicht leisten, mich in barer Münze zu entlohnen, Miss Glade. Also habe ich bereits vor langer Zeit eine Art Tauschhandel etabliert. Der funktioniert folgendermaßen. Ich leiste die Dienste, die erforderlich sind, um die Antworten zu beschaffen, die meine Klienten wünschen. Sie wiederum stimmen zu, mir dies irgendwann einmal entsprechend zurückzuzahlen, falls ich jemals eine Gefälligkeit benötigen sollte, die zu leisten sie imstande sind.«
»Welche Art von Gefälligkeiten verlangt Ihr denn für gewöhnlich?«, fragte sie kalt.
»Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal brauche ich Informationen. Manchmal Waren oder Dienstleistungen. Zum Beispiel wurde ich vor einigen Jahren von einer Haushälterin in einem recht wohlhabenden Haus engagiert. Sie wollte von mir Antworten auf einige Fragen, die sie bezüglich der privaten Aktivitäten ihrer Herrschaft hatte. Nachdem ich die Untersuchung durchgeführt und ihre Sorge bestätigt hatte, dass Ihr
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