Verfuehrung im Mondlicht
hob die Brauen. »Im Nachhinein hätte es mir vielleicht klar sein sollen, dass ich niemals ein Streitgespräch mit einer professionellen Erzieherin beginnen sollte.«
Concordia war sichtlich erfreut. »Nachdem die Bedingungen unserer Geschäftsbeziehung jetzt also geklärt sind, schlage ich vor, dass wir zu wichtigeren Themen übergehen.«
»Als da wären?«, murmelte er.
»Natürlich den Fall zu lösen! Was wird Euer nächster Schritt sein?«
Er hätte nichts lieber getan, als aufzustehen, auf ihre Seite des Tisches zu gehen, sie aus dem Stuhl zu zerren und ihr dieses triumphierend weibliche Grinsen aus dem Gesicht zu küssen.
Stattdessen zwang er sich dazu, das einzige Thema anzuschneiden, das sie im Augenblick zu interessieren schien.
»Ihr erwähntet, dass Ihr die Stellung auf der Burg durch eine Agentur bekommen habt, die von einer gewissen Mrs. Jervis geführt wurde«, begann er.
»Das stimmt.«
»Wisst Ihr zufällig, ob die unglückselige Miss Bartlett von derselben Agentur vermittelt worden ist?«
Concordia sah ihn überrascht an. »Das weiß ich nicht. Ich habe niemals über diese Möglichkeit nachgedacht. Warum wollt Ihr das wissen?«
»Falls Ihr und Miss Bartlett durch die Dienste von Mrs. Jervis’ Agentur vermittelt worden seid, wäre das eine interessante Verbindung.«
»Um Himmels willen! Ihr wollt damit doch nicht etwa andeuten, dass Mrs. Jervis möglicherweise in diese Angelegenheit verwickelt sein könnte?«
»Das weiß ich im Moment noch nicht, aber ich habe vor, dieser Frage nachzugehen. Besitzt Ihr die Adresse dieser Agentur noch?«
»Ja, selbstverständlich. Aber Ihr könnt wohl kaum da zur Tür hereinmarschieren und nach Miss Bartlett oder der Stellung auf der Burg fragen. Falls Mrs. Jervis irgendwie in Larkins finstere Plänen involviert ist, wird sie argwöhnisch werden und ihn vielleicht verständigen.«
»Ob Ihr es glaubt oder nicht, auf diese Möglichkeit bin ich bereits ebenfalls gekommen.«
»Natürlich.« Sie zog die Nase kraus und griff nach dem
Teetopf. »Vergebt mir, wenn ich versuche, Euch zu sagen, wie Ihr Eure beruflichen Angelegenheiten handhaben sollt. Das ist die Lehrerin in mir, nehme ich an. Ich kann einfach keiner Gelegenheit widerstehen, Leute zu belehren.«
Er schrak zusammen, als er sich lachen hörte. »Ihr seid mir nicht zu nahe getreten.«
»Wie werdet Ihr weiter vorgehen, wenn ich fragen darf?«
»Ich werde zunächst einmal Einsicht in Mrs. Jervis’ Aktenschränke nehmen.«
»Sie wird Euch höchstwahrscheinlich nicht gestatten, einfach ihre Akten zu lesen.«
»Deshalb werde ich darauf verzichten, mir ihre Erlaubnis einzuholen.«
Concordia hielt mitten in der Bewegung inne. Ihre Teetasse schwebte dicht vor ihrem Mund. »Ihr wollt in ihr Büro einbrechen, wenn sie nicht da ist?«
»Das halte ich für die effizienteste Herangehensweise. Aber ich glaube, ich werde damit bis morgen Nacht warten. Heute Abend will ich mit einem alten Bekannten sprechen, der Larkin ein wenig kennt. Außerdem sieht es so aus, als würde es den ganzen Tag regnen.«
Concordia starrte ihn ungläubig an. »Was um alles in der Welt hat das Wetter damit zu schaffen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich ziehe es vor, diese Art von Unternehmungen nicht in regnerischen Nächten durchzuführen, wenn es sich vermeiden lässt. Es birgt zuviel Gefahr, unabsichtlich einen Fußabdruck zu hinterlassen.«
»Verstehe.« Sie wirkte verwirrt. »Unabhängig vom Wetter erscheint mir Euer Plan sehr riskant, Sir. Wenn Ihr nun gefangen genommen werdet?«
Er hob einen Finger. »Aha, jetzt kommt der wahrhaft gerissene Teil meines Plans. Ich habe nicht vor, mich verhaften zu lassen.«
Sie runzelte missbilligend die Stirn. »Ihr scheint über eine Menge Erfahrungen in solchen Dingen zu verfügen.«
»Diese Art Fähigkeiten sind in meinem Beruf recht nützlich.«
»Ich muss zugeben, dass Ihr mir ein Rätsel seid, Sir.«
»In diesem Punkt stehen wir uns in nichts nach, Miss Glade. Denn Ihr seid mir ebenfalls ein Rätsel. Da wir gerade von interessanten Fragen sprechen, Ihr erwähntet, dass Ihr diese Stellung auf der Burg angenommen habt, weil Ihr kurz zuvor eine angenehme Position auf einer Mädchenschule verloren habt?«
Concordia biss die Zähne zusammen, doch ihre Stimme blieb kühl und gelassen. »Das ist richtig. Man sagte mir, auf Aldwick Castle würden keine Referenzen verlangt.«
»Warum wurdet Ihr entlassen?«
Sie legte die Scheibe Toast auf den Teller und warf ihm einen
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