Verfuehrung im Mondlicht
eingebrannt. Einer solchen Raffinesse und Eleganz begegnete man nicht sehr häufig.
An einen solchen Luxus könnte ich mich wirklich gewöhnen, schoss es Concordia durch den Kopf.
Gerade als sie nach dem Türknauf des Badezimmers greifen wollte, drehte er sich. Erschrocken hielt sie inne, schaute über die Schulter zurück zu ihrer offenen Schlafzimmertür und schätzte die Entfernung ab.
Doch für eine Flucht blieb ihr keine Zeit mehr.
Ambrose trat aus dem weiß gefliesten Badezimmer. Er trug einen exotisch bestickten schwarzen Morgenmantel aus Satin. Und sein dunkles Haar war feucht und zerzaust.
»Mr. Wells.«
Sie umklammerte die Aufschläge ihres Morgenmantels mit einer Hand und hielt sich mit der anderen an ihrem kleinen Beutel mit Toilettenartikeln fest. Zu ihrem Entsetzen war ihr deutlich bewusst, dass sie aussah, als wäre sie gerade aus dem Bett gestiegen. Dass dies auch der Wahrheit entsprach, machte die Sache nur noch schlimmer. Und es durchfuhr sie heiß, als ihr klar wurde, dass Ambrose unter seinem Morgenmantel sehr wahrscheinlich splitternackt war. Und auch sie selbst trug unter dem Morgenmantel nichts weiter als ihr Nachthemd.
Und dann lächelte er sie auch noch auf eine Art an, dass ihr Hören und Sehen verging.
»Wie ich sehe, steht Ihr früh auf, Miss Glade.«
»Ja, ich ... habe angenommen, dass noch alle schliefen.« Sie räusperte sich. »Mir war nicht klar, dass Ihr bereits aufgestanden wart.«
»Ich stehe ebenfalls gern früh auf. Anscheinend haben wir da etwas gemeinsam.«
Verlegen trat sie einen Schritt zurück. »Ich komme später wieder.«
»Ihr braucht Euch nicht zurückzuziehen. Das Bad steht Euch zur Verfügung.«
»Oh. Danke.« Sie schaute an ihm vorbei auf die glänzende Einrichtung des Bades und spürte den warmen, feuchten Dampf auf ihrem Gesicht, der in den Flur wehte. »Ich muss sagen, es ist ein wirklich entzückendes Bad.«
Seine Mundwinkel zuckten verdächtig. »Findet Ihr?«
»Allerdings, wirklich.« Sie konnte ihre Begeisterung nicht zurückhalten. »Modern und hygienisch bis ins letzte Detail. Es hat sogar eine Heißwasserdusche.«
Er steckte die Hände in die Taschen seines Morgenmantels und nickte ernsthaft. »Das ist mir auch aufgefallen, als ich sie eben benutzt habe.«
Concordia wusste, dass sie die Phase des Errötens längst hinter sich gelassen hatte. Ihr Gesicht leuchtete bestimmt knallrot. Jetzt wünschte sie sich eine Falltür unter ihren Füßen. Sie hätte alles gegeben, um einfach verschwinden zu können.
Sie seufzte, weil ihr Wunsch wohl nicht erhört werden würde. »Ihr müsst mich für eine vollkommene Närrin halten. Aber ich bin noch nie in einem so modernen Haushalt beschäftigt gewesen.«
»Ihr arbeitet hier nicht, Miss Glade.« Die feinen Fältchen um seine Augen vertieften sich und schienen darauf hinzudeuten, dass er verärgert war. »Ihr seid hier zu Gast.«
»Ja, gewiss, es ist sehr freundlich von Euch, das zu sagen, aber wir wissen beide, dass diese Situation höchst ungewöhnlich ist, gelinde gesagt, vor allem, da der Herr des Hauses nicht...«
»Und außerdem ist mir auch klar, dass Ihr keine Närrin seid«, fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt. »Übrigens, falls Ihr Euch entschließt, diese Duschvorrichtung zu benutzen, solltet Ihr Vorsicht walten lassen. Das verdammte Ding sprüht heißes und kaltes Wasser wie kleine Kugeln. Meiner Meinung nach muss man dieses Konzept noch einmal gründlich überdenken und verbessern, wenn diese Dusche jemals ein ordentliches Bad in einer Wanne ersetzen soll.«
Sie räusperte sich. »Ich werde daran denken.«
Er drehte sich herum und machte einen Schritt in Richtung seines Schlafzimmers. »Wenn Ihr damit fertig seid, Euch den Freuden eines sehr modernen und extrem hygienischen Bades hinzugeben, würdet Ihr mir dann unten im Frühstückszimmer Gesellschaft leisten? Ich habe einige Fragen an Euch.«
»Was wollt Ihr denn wissen?«, fragte sie misstrauisch.
»Unter anderem würde ich sehr gern etwas mehr über Euch erfahren, Miss Glade. Ihr seid so etwas wie ein Mysterium für mich.«
Ihr sank der Mut. »Was haben die Einzelheiten meiner persönlichen Umstände mit dem Auffinden von Alexander Larkin zu tun?«
»Vielleicht nichts.« Er blieb vor seiner Zimmertür stehen und schaute zu ihr zurück. »Aber zu meinen zahlreichen beklagenswerten Schwächen gehört auch, dass ich keine Ruhe zu finden scheine, wenn ich keine Antworten auf Fragen bekomme, die sich mir aufdrängen.«
Sie
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