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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Wechsel der Bettwäsche war in ihrer sorgfältigen, kleinen Handschrift aufgeführt.
    Sie lässt die Bettwäsche nur monatlich wechseln? Ungeheuerlich!, dachte Concordia. In jedem respektablen Haushalt und in jeder Schule, die etwas auf sich hielt, wurde die Wäsche alle vierzehn Tage gewechselt. Offenbar hatte Pratt einen Weg gefunden, wie sie Geld sparen konnte. Sicher, das Waschen, Trocknen und Bügeln der Bettwäsche kostete viel
    Zeit und Mühe, aber es war absolut notwendig, diese Aufgaben häufig und regelmäßig durchzuführen, wenn man einen angemessenen Hygienestandard halten wollte.
    Sie überflog rasch die Einträge der letzten Woche, aber ihr fiel nichts Ungewöhnliches auf. Da sie nicht wusste, was sie sonst machen sollte, blätterte sie zu der Zeit zurück, in der Phoebe, Hannah, Edwina und Theodora aus der Schule entfernt und nach Aldwick Castle geschickt worden waren.
    An diesen Termin konnten sich die Mädchen noch sehr gut erinnern, weil sie in das Büro der Schulleiterin gerufen worden waren, wo die Pratt ihnen befahl, ihre Taschen zu packen. Zwei Tage vor diesem Zeitpunkt fand Concordia einen Namen in dem Journal, der zweimal unterstrichen worden war. H. Cuthbert , Dorchester Street. Die Worte Rechnung für vier Paar neue Handschuhe und vier neue Hauben waren direkt unter der Adresse notiert worden.
    Concordia suchte das Journal nach weiteren nützlichen Eintragungen für diesen Zeitraum ab, fand jedoch keine.
    Sie klappte das Buch zu und öffnete die größte Schreibtischschublade. Ihr Blick fiel auf einen Ordner, der mit Korrespondenz etikettiert war.
    Es war ein sehr schmaler Ordner.
    Sie blätterte ihn hastig durch. Die meisten Briefe stammten von potenziellen Arbeitgebern, die um Beschreibungen und Einzelheiten des Aussehens und der Erziehung der jüngsten Absolventen der Schule baten. Es gab, das fiel Concordia auf, eine starke Nachfrage nach bescheidenen jungen Frauen von schlichtem Wesen und unauffälligem Aussehen. Es gab offenbar nur wenig Ehefrauen, die riskieren wollten, dass ihre Gouvernanten anziehend auf die Männer ihres Haushaltes wirkten.
    Sie wollte den Ordner gerade wieder zurücklegen, als eine Unterschrift am unteren Rand eines Briefes ihre Aufmerksamkeit erregte. W. Leyland.
    Phoebes Nachname war Leyland.
    Durch den Flur hallten laute Schritte.
    Concordia konnte den Brief nicht mehr lesen. Also riss sie ihn einfach aus dem Ordner, stopfte ihn in die Innentasche ihres Mantels, warf den dünnen Ordner in die Schublade zurück und schob sie zu.
    Anschließend trat sie hastig um die Ecke des Schreibtisches zum Fenster und tat, als sehe sie auf die Straße.
    Die Bürotür wurde heftig aufgestoßen.
    »Damit dürfte diese kleine Angelegenheit erledigt sein«, verkündete Edith Pratt. Ihr Gesicht war vor Zufriedenheit gerötet. »Keine Kaminfeuer mehr bis Ende Oktober.«
    »Ihr wolltet gerade in Euren Akten nach einer Rebecca suchen«, erklärte Concordia und wandte sich vom Fenster ab.
    »Ja, selbstverständlich.«
    Edith Pratt trat an den Aktenschrank mit dem Buchstaben T, wühlte kurz darin herum und schloss die Schublade dann wieder.
    »Tut mir Leid. Aber ich habe keine Akte von einem unehelichen neunjährigen Mädchen namens Rebecca, das von einem Herrn namens Thompson gezeugt wurde.«
    »Ich danke Euch, Miss Pratt.« Concordia ging zur Tür. »Ihr wart äußerst hilfreich.«
    Im Flur musste Concordia ihre ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen, um nicht zum Eingangsportal zu rennen. Ihr Instinkt drängte sie, schleunigst der erstickenden Atmosphäre dieser Schule zu entfliehen.
    Die blasse Miss Burke öffnete ihr die Tür und stieß ein
    leises »Lebt wohl« hervor. Concordia hatte den Eindruck, diese Frau sehnte sich danach, ihr aus dem Gebäude folgen zu können. Doch Miss Burke war offenbar ebenso in der Schule gefangen wie die Schülerinnen.
    Concordia atmete erleichtert auf, als sie auf der Straße stand. Dann fiel ihr ein, dass sie in der ganzen Zeit, in der sie in dem Gebäude gewesen war, nicht eine Schülerin gesehen hatte.
    Das war allerdings auch nicht weiter überraschend. Hannah, Phoebe, Edwina und Theodora hatten ihr erklärt, dass die Mädchen meistenteils in das Obergeschoss der alten Villa verbannt waren. Sie kamen nur zu den beiden Mahlzeiten hinunter, die im Speisesaal serviert wurden, und für die jeweils zwanzig Minuten Körperertüchtigung drei Mal in der Woche, die auf dem von hohen Mauern umgebenen Grundstück an der Rückseite des Anwesens

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