Verfuehrung im Mondlicht
verzweifelt, sie zu finden«, erklärte Ambrose. »Wir wissen jeden Hinweis sehr zu schätzen. Sollte sie sich tatsächlich in einem Bordell befinden oder in irgendwelchen anderen unglücklichen Umständen, erwarte ich von Euch selbstverständlich nicht, dass Ihr sie uns beschafft. Das besorge ich dann selbst.«
Cuthbert klatschte in die Hände. »Sir, das ist ein sehr ungewöhnliches Geschäft.«
Ambrose packte die Krücke seines Gehstocks und kniff die Augen zusammen. »Gebt mir einen Namen, dann bekommt Ihr mindestens fünfhundert Pfund. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Vollkommen klar, Sir!«, stieß Cuthbert hervor.
»Sehr gut. Und nun wollen wir Eure Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.« Ambrose zog eine Visitenkarte aus der Manteltasche. »Selbst wenn Ihr nur auf die winzigste Information über Hannah Radburn stoßt, schickt mir sofort eine Nachricht in meinen Club. Die Leitung wird umgehend Kontakt zu mir aufnehmen. Und ich werde Euch sofort aufsuchen, sobald ich Eure Nachricht erhalten habe.«
Er legte die Karte auf den Tisch. Concordia stand auf.
Ambrose spürte die Wut, die in ihr kochte und ihren Körper wie eine Feder spannte, als sie zur Tür gingen. Keiner von ihnen würdigte Cuthbert noch eines Blickes.
23
Draußen wurde der Nebel immer dichter, obwohl es erst Nachmittag war. Eine Mietdroschke tauchte aus dem Dunst auf. Ambrose hielt sie an und öffnete Concordia den Schlag.
Sie stieg ein, setzte sich hin und ordnete ihre Röcke. Die Wut siedete immer noch in ihr. Am liebsten wäre sie zurück in Cuthberts Büro gestürmt und hätte ihm an den Kopf geworfen, dass sie die Polizei über all das informieren wollte, was er den Mädchen angetan hatte. Doch diese kleine Genugtuung musste noch warten.
»Dieser widerliche Cuthbert hat Hannahs Namen höchstwahrscheinlich erkannt«, sagte sie.
»Ja.« Ambrose beugte sich vor und stützte seine Unterarme auf die Oberschenkel, während er die Finger locker zwischen den Knien verschränkte. Er betrachtete die belebte Straße. »Das war ganz offensichtlich. Er war zwar beunruhigt, aber ich habe schon häufiger mit Leuten wie ihm zu tun gehabt. Am Ende wird seine Gier die Angst überwinden.«
»Das denke ich auch. Aber was wird er Eurer Meinung nach tun? Er kann kaum vorgeben, Hannah gefunden zu haben. Sie ist schließlich spurlos verschwunden.«
»Wenn ich richtig liege, weiß Cuthbert eine Menge über diese Angelegenheit. Er wird versuchen, mir Informationen zu verkaufen.«
Sie räusperte sich leise. »Ihr habt Mr. Cuthbert gesagt, dass er Euch in Eurem Club benachrichtigen soll.«
»Richtig.«
»Mir war nicht klar, dass Ihr Mitglied in einem Club seid, Sir.«
»Clubs sind exzellente Quellen für Gerüchte und Klatsch«, erwiderte er abgelenkt. »In meinem Beruf bin ich auf beides angewiesen.«
»Verstehe.« Sie sprach so beiläufig wie möglich weiter. »Wenn Ihr Mitglied eines Clubs seid, dann nehme ich stark an, dass Euch die anderen Mitglieder des Clubs kennen? Namentlich, meine ich.«
Ambrose betrachtete weiter die Straße, aber einer seiner Mundwinkel zuckte ein bisschen. »Sie kennen einen exzentrischen Gentleman namens Dalrymple.«
»Faszinierend.« Sie strich sich die Handschuhe glatt. »Ich muss zugeben, dass ich keine ausführlichen Kenntnisse in solch geheimnisvollen Angelegenheiten habe, aber ich hatte immer den Eindruck, dass einem Herren die Aufnahme in einen solchen Club nur aufgrund der Empfehlung eines anderen, ebenfalls angesehenen Gentlemans gewährt wird, der den Kandidaten sehr gut kennt und für seinen tadellosen Ruf bürgt.«
»Ich bin dem Gentleman, der mich empfohlen hat, sehr gut bekannt.«
Sie zog die Nase kraus. »Es handelt sich nicht zufällig um Mr. Stoner?«
»Stoners Name öffnet in dieser Stadt viele Türen.«
Concordia seufzte. »Ihr genießt dieses Spiel, hab ich Recht?«
Ambrose schien von ihrer Frage milde überrascht zu sein. »Was für ein Spiel meint Ihr?«
»Ihr wisst sehr genau, was ich meine! Euch persönliche Fragen zu stellen ähnelt dem Versuch, das Mondlicht zu untersuchen. Man kann es zwar sehr gut sehen, aber man kann es unmöglich anfassen.«
Er schwieg einen Moment, und das unmerkliche Lächeln um seine Lippen erlosch.
»Ich habe nicht die Gewohnheit, mich anderen zu erklären«, erwiderte er schließlich förmlich.
»Ich auch nicht.«
Er lehnte sich zurück und legte den Arm auf die Rückenlehne des Sitzes. »Dessen bin ich mir bewusst.«
»Es will scheinen, dass wir wegen
Weitere Kostenlose Bücher