Verfuehrung im Palast der Liebe
höchsten Moment umklammerte sie Jay, bis auch er, gemeinsam mit ihr, zum Gipfelsturm ansetzte. Bis die Empfindungen sie in Gefilde katapultierte, die ihr gänzlich unbekannt waren, an einen Ort, von dessen Existenz sie nie geahnt hatte, hinein in Gefühle, deren Intensität sie ebenso erstaunte und schockierte, wie sie sie glücklich machte.
10. KAPITEL
Eine Jungfrau. Wie konnte sie noch Jungfrau sein?
Jay starrte mit grimmigem Blick in die Dunkelheit, während Keira an seiner Seite eingeschlafen war. Es ärgerte ihn unglaublich, dass er mit all seinen Einschätzungen so falsch gelegen hatte. Als Jungfrau war sie alles andere als das, wofür er sie gehalten hatte. Es war zutiefst verstörend, dass er sich so hatte irren können. Er fühlte sich von sich selbst betrogen, von seiner Unfähigkeit, Keira richtig einzuschätzen. Noch mehr fachte es seinen Ärger an, dass sie jetzt wahrscheinlich Erwartungen an ihn stellte, die er nicht zu erfüllen gedachte. Hätte er die Wahrheit gekannt, so hätte er sie gewarnt und wäre niemals auf die Idee gekommen, mit ihr zu schlafen. Doch indem sie ihm ihre wahre Erfahrung – oder besser: den Mangel derselben – verschwiegen hatte, hatte sie ihn in eine unmögliche Situation gebracht. Mit Absicht?
Wenn eine Frau mit Mitte, Ende zwanzig noch Jungfrau war, dann musste es einen guten Grund dafür geben. Entweder sie hatte körperliche Probleme oder Hemmungen – nichts davon traf auf Keira zu –, oder es gab einen anderen Grund. Und die einzige logische Erklärung, die sich Jay geradezu aufdrängte, war, dass Keira sich ihre Jungfräulichkeit im Tausch für ein Versprechen aufbewahrt hatte. Doch das würde niemals geschehen. Er gab einer Frau kein Versprechen. Keiner Frau. Niemals. Im Laufe der Jahre der Entfremdung zu seinem Vater waren immer wieder Hofbeauftragte an ihn herangetreten, mit einer Auswahl an standesgemäßen Bräuten und hoffähigen Heiratskandidatinnen, doch weder er noch Rao hatten sich drängen lassen, nur aus Tradition und der Notwendigkeit die königliche Linie fortzuführen, eine Ehe zu schließen.
Rao würde natürlich irgendwann heiraten müssen. Diese Frau müsste die entsprechende Stellung haben, um seine Maharani zu werden. Auch von Jay wurde erwartet, dass er eine passende Frau für sich wählte. Doch da er nicht vorhatte, je zu heiraten … Keira hatte ihre Jungfräulichkeit also umsonst geopfert. Er würde es ihr sagen müssen. Es durfte keine weiteren Fehler oder Missverständnisse geben.
Erinnerungen flossen zurück. Erinnerungen an die vergangenen Stunden. Keira, wie sie seinen Namen wisperte, ihm für die Erfahrung dankte, die er ihr bereitet hatte, mit schimmernden großen Augen, in denen sich echte Gefühle spiegelten.
Gefühle. Jay presste die Lippen zusammen. Was zwischen ihnen geschehen war, hatte nichts mit Emotionen zu tun, zumindest nicht von seiner Seite. Und je eher er sie das wissen ließ, desto besser, sowohl um ihretwillen wie auch um seiner selbst willen. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, dass sie ein riesiges Luftschloss aus etwas aufbaute, das nichts anderes als Sex gewesen war. Übrigens etwas, das er nicht zu wiederholen gedachte. Er würde mit Keira reden müssen, bevor das Ganze noch weiter aus dem Ruder lief.
Keira war schon eine ganze Weile wach. Sie lag im Bett und versuchte erstaunt die Unterschiede zwischen der Frau, sie vorher gewesen war, und der Frau, die sie jetzt war, zu ergründen. Ihr Körper schien noch immer den Nachhall ihrer Lust zu spüren. Ihrer beider Lust, korrigierte sie sich in Gedanken.
Jay würde jetzt endlich wissen, wie sehr er sich über sie geirrt hatte, und dass das, was sie für ihn empfand, etwas Besonderes und Einzigartiges war, etwas, das sie bisher mit keinem anderen Menschen geteilt hatte. Sie schwebte noch immer wie auf rosa Wolken, war körperlich und seelisch so zufrieden und selig, dass es ihr vorkam, als sei ein Märchen wahr geworden. Und sie war die glückliche Prinzessin. Das alles hatte sie nur Jay zu verdanken.
Jay! Wo war er? Was würde er zu ihr sagen? Und was sollte sie ihm sagen? Ihr Herz begann unruhig zu pochen. Schon jetzt vermisste sie ihn. Sie sehnte sich nach ihm, sie wollte mit ihm zusammen sein. Die letzte Nacht hatte alles verändert. Sie selbst und die Beziehung zwischen ihnen. Ihr Herz schwang sich auf Zauberflügeln in eine magische Welt empor, in der alles möglich war.
Es war Jay, der sie wieder auf den Boden der Wirklichkeit
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