Verfuehrung im Palast der Liebe
Sehnsucht sie überwältigen. Bevor das geschah, musste sie gehen.
Ihre Arbeit war beendet. Seit drei Tagen war Jay nun geschäftlich in Mumbai. Seine Abwesenheit hatte Keira dazu genutzt, um über ihre Situation nachzudenken und war zu dem Entschluss zu kommen, von dem sie wusste, dass er für ihr Überleben notwendig war.
Ihre Koffer waren gepackt, ihr Ticket für den Heimflug gebucht. In gut einer Stunde würde das bestellte Taxi vorfahren, das sie zum Flughafen bringen sollte. Sie musste jetzt nur noch eine Nachricht für Jay schreiben. In dieser Nachricht würde sie ihm mitteilen, dass ihr Job hier erledigt war, der Auftrag erfüllt. Sie würde ihm sagen, wie sehr sie die gemeinsame Zeit mit ihm genossen hatte, aber dass es Zeit für sie wurde, wieder nach London und in ihr eigenes Leben zurückzukehren. Er würde schnell eine andere finden, die den Platz in seinem Bett einnehmen konnte.
Jay sah zum Bullauge auf die Landebahn hinaus, als der Privatjet auf dem Boden aufsetzte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wieso er sich entschieden hatte, früher als geplant von der Geschäftsreise zurückzukommen. Schließlich war es nicht das erste Mal in ihrer Beziehung, dass er von Keira getrennt war. Seine Abwesenheiten hatten das Verlangen nach einander immer nur neu angefacht und sie beide unbekannte Höhen der Lust erreichen lassen. Noch nie hatte Keira sich über seine Abwesenheiten beklagt oder gefordert, mitkommen zu wollen, auch hatte sie nie geschmollt, weil sie ihn vermisste. Es gab keinen logischen Grund für diese Unruhe in ihm, für diesen Drang, so schnell wie möglich zu ihr zurückzukehren. Natürlich wäre sie da, würde ihn willkommen heißen, ihr Körper bereit, von ihm in Besitz genommen zu werden, sie selbst entzückt über die Freuden, die er ihr schenkte.
Keira war die ideale Partnerin im Bett – sinnlich und einfallsreich, gebend und nehmend in gleichem Maße. Es hatte ihn überrascht, vor allem angesichts der Tatsache, wie unerfahren sie doch gewesen war. Noch nie war er so zufrieden in einer Beziehung gewesen. Das lag zum Großteil bestimmt daran, dass sie klaglos seinen Bedingungen zugestimmt hatte und er sicher sein konnte, dass sie nichts von ihm erwartete.
Vielleicht war das der Grund, weshalb er sie immer noch so sehr begehrte. Dabei war er davon ausgegangen, dass er sich schon bald an ihr satt und gütlich getan hätte.
Längst las er ihr keine Kapitel aus dem Kamasutra mehr vor. Sie hatten ihr eigenes Repertoire sinnlicher Freuden gefunden. Ein Repertoire, das Keira mit ihrem Einfallsreichtum erschaffen und ihrem eigenem Verlangen angepasst hatte. Und seinem. Damit waren diese Freuden sehr persönlich geworden, Keira hatte ihnen ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt.
Ihm etwa auch?
Jay runzelte die Stirn. Seine Gedanken schlugen eine Richtung ein, die ihm in letzter Zeit viel zu vertraut geworden war.
Keine Versprechen, keine feste Bindung, hatte er gesagt, und er hatte es ernst gemeint. Es war ihm immer noch bitterernst.
Sein Wagen stand bereit für ihn. Er zog es vor, selbst zu fahren, anstatt gefahren zu werden. Er zog sein Jackett aus, warf es auf den Rücksitz, zusammen mit seinem Aktenkoffer und dem Laptop.
In Mumbai hatte er sich auch mit Jess getroffen. Der Redakteur drängte ihn, das Interview mit Keira zu arrangieren. Für die Werbekampagne war schon alles vorbereitet, er hatte die Fotos von den Musterhäusern freigegeben und verstand nun auch, warum die Immobilienagentur, die er mit dem Verkauf der Wohneinheiten beauftragt hatte, es kaum noch erwarten konnte, endlich an die Vermittlungsarbeit gehen zu können.
In Einhaltung seiner Vorgabe hatte Keira etwas geschaffen, das sowohl wegweisenden Stil besaß und gleichzeitig höchste Lebensqualität bot. Und während er die Fotos studierte, da hatte er sich gefragt, was sie wohl aus seinem Londoner Apartment machen würde. Hatte sich sogar vorgestellt, dass sie dort mit ihm zusammen leben würde.
Er drückte das Gaspedal tiefer hinunter.
In seiner Jacketttasche steckte eine lederne Schatulle von Mumbais exklusivstem Juwelier – ein Paar antike diamantbesetzte Armreifen. Er hatte nur einen Blick darauf werfen müssen, um zu wissen, dass Keira sie lieben würde. Sie waren einzigartig. So wie Keira selbst.
Es wurde Zeit zu gehen. Den Briefumschlag mit der Nachricht würde sie auf dem Weg nach draußen auf Jays Schreibtisch ablegen.
Keira nahm Koffer und Tasche auf.
Die Tür zu ihrem Zimmer wurde geöffnet, sie
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