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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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starrte ihn an, aschfahl im Gesicht. Als sie ihn erkannte, beugte sie sich schnell zu Chiara hinunter.
    Doch er hatte die wilde Panik in ihren blauen Augen gesehen. Augen, die eben noch vor Freude geleuchtet hatten. Da packte ihn erst recht die Wut.
    Mit einem Arm hob er Chiara hoch und drückte sie an sich, mit dem anderen umfasste er Lucys Taille. Sie bebte vor Anspannung.
    „Ich weiß nicht, was Sie wollen“, wandte er sich in drohendem Ton an die Menge, „aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Familie in Ruhe lassen würden.“
    Er spürte, wie Lucy neben ihm erschauerte, und drückte ihr beschwichtigend den Arm. Sie hatte eine Gänsehaut. Verdammt, er hätte sie nicht allein lassen dürfen!
    „Aber sie ist …“
    „Wer sie ist, geht Sie nichts an, Signora. Aber ich weiß, wer Sie sind“, fuhr er der Frau über den Mund. „Machen Sie sich auf eine Anzeige wegen Belästigung und übler Nachrede gefasst. Und alle anderen auch“, setzte er mit einem Blick auf die sich rasch zerstreuende Menge hinzu, bevor er sich mit sanfter Stimme an Chiara wandte: „Geht es dir gut, bella ?“
    Die Kleine nickte. „Mir schon, aber Lucy nicht. Sie zittert.“
    „Ich weiß, Liebes, aber jetzt bin ich da, und alles ist gut.“
    Er wünschte, er hätte beide Arme frei, um Lucy an sich zu drücken. Warum war er auch ohne Bodyguards unterwegs? Mit grimmiger Miene wandte er sich wieder zur Straße um, wo noch ein Grüppchen Neugieriger ausharrte, unter ihnen die leise nörgelnde Wortführerin.
    „Basta!“ , herrschte Domenico sie an. „Noch ein Wort, und ich rufe die Polizei.“ Das reichte, um sie zu vertreiben.
    „So, Mädels“, sagte er dann munter, einen Arm um Lucy, den anderen um Chiara gelegt. „Zeit für ein Eis. Ich will Zitrone, und ihr?“
    Lucy stopfte ihr zweites Paar Schuhe in den Koffer. Viel zu packen hatte sie nicht, sie würde in null Komma nichts fertig sein.
    Und dann? Zurück aufs Festland, wo sie schon einen Aufruhr provoziert hatte, als sie nur über die Straße ging?
    Sie musste mit Domenico sprechen.
    Nein, lieber mit Rocco. Er würde wissen, wie sie es anstellen musste, unauffällig von hier zu verschwinden und in der Anonymität einer englischen Großstadt unterzutauchen. Hier in Italien, wo sich die Medien um sie rissen, hatte sie keine Chance.
    Es sei denn, sie ließ sich auf einen Handel mit den Reportern ein.
    Doch wollte sie wirklich so tief sinken wie Sylvia, ihre Stiefmutter? Was hatte diese nur dazu getrieben?
    Ja, sie brauchte Geld, und das nötiger als je zuvor. Aber sie wollte auch nicht ihre Selbstachtung verlieren.
    Mit Tränen in den Augen packte Lucy ein T-Shirt zu den Schuhen. Was war nur mit ihr los? Sie hatte seit Jahren nicht geweint, bis zu Chiaras Unfall letzte Woche. Jetzt wollte sie sich nur noch zusammenrollen und in Selbstmitleid zerfließen.
    Traurig sah sie zu den blinkenden Lichtern auf dem Festland hinüber.
    Noch vor wenigen Stunden war sie unvorstellbar glücklich gewesen. Unter dem Eindruck dieser traumhaften Landschaft und Domenicos liebevoller Aufmerksamkeit war sie richtig aufgeblüht. Sie hatte sich tatsächlich eingeredet, dass alles gut werden würde. Dass Domenico hinter ihre Fassade blickte und sah, wer sie wirklich war – oder gewesen war, bevor die letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Lucy atmete tief durch.
    Domenico war nett, liebevoll und fröhlich gewesen. Sie hatte sich in seiner Gesellschaft sehr wohlgefühlt. Und er sich in ihrer, davon war sie überzeugt. Obwohl er sie nicht wieder geküsst hatte, war die Erinnerung an seinen letzten Kuss immer gegenwärtig gewesen. Wie ein verheißungsvolles Versprechen.
    Oder versuchte er nur, sie gefügig zu machen, damit sie den Vertrag unterschrieb?
    Sie ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Nägel in die Innenflächen bohrten.
    Nur nicht rührselig werden.
    Als würde Domenico Volpe irgendwelche Gefühle für sie hegen!
    Sie hatte einfach zu lange auf Liebe und Zärtlichkeit verzichten müssen, war ganz ausgehungert danach. Nur deshalb war sie ihm sprichwörtlich in den Schoß gefallen.
    Höchste Zeit, ihr neues Leben in Angriff zu nehmen. Morgen um diese Zeit würde sie in London sein, und dann …
    „Was tust du da?“
    Lucy zuckte zusammen.
    „Ich packe“, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf Domenicos Reaktion. Ob er froh war, sie loszuwerden?
    „Nein, das tust du nicht.“ Er stand dicht hinter ihr. So dicht, dass sie seinen

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