Verfuehrung in bester Gesellschaft
Aufmerksamkeit nicht länger auf ihre üppigen Rundungen zu richten. „Falls ich je dazu komme, sie durchzusehen. Wir müssen außerordentlich vorsichtig sein. Es geht um sehr viel Geld, und es müssen viele Informationen überprüft werden. Unglücklicherweise stehen die Alltagsgeschäfte der Firma an erster Stelle und sind sehr zeitaufwendig.“
„Ich weiß.“ Sie sah zu ihm auf. Sie stand so eng neben ihm, dass er den Veilchenduft roch, der aus ihrem Haar aufstieg. Er spürte, wie ihm das Blut in die Lenden strömte und er hart wurde. In dieser Nacht würde er zu ihr gehen, sie in die Arme ziehen und sie küssen, bis sie so auf ihn reagierte, wie sie es in der Nacht des Feuers getan hatte.
„Ich weiß, wie beschäftigt du bist“, sagte sie, und er zwang sich dazu, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagte. „Genau genommen ist das der Grund, warum ich gekommen bin. Ich wollte sehen, ob ich irgendwie helfen kann.“
„Helfen? In welcher Beziehung?“
Sie blickte zum Fenster. Draußen stieg aus mehreren hohen Schornsteinen Rauch auf.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu. „Wie lauten die Neuigkeiten über die Firma in Boston?“, fragte sie und wich einer Antwort auf seine Frage aus. „Scheint dort alles in Ordnung zu sein?“
„Berichte kommen wöchentlich per Schiff an. Kürzlich bekam ich die Nachricht, dass es einen Wechsel im Management gegeben hat. Offensichtlich wird Mr Haskell gehen. In Anbetracht der Zeit, die es dauert, ist anzunehmen, dass er bereits gegangen ist und ersetzt wurde von einem Mann namens Douglas Shearing. Der Bostoner Zweig wurde schon immer besonders gut geleitet. Ich bezweifle, dass es deswegen große Aufregung geben wird.“
„Ich hoffe, dass das nicht passiert. Unter der Voraussetzung, dass Mr Shearing so kompetent ist wie Mr Haskell.“
„Haskell hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Es ist eine Schande, dass wir ihn verlieren.“
Violet lächelte ihn so triumphierend an, dass er sich für einen Moment unwohl fühlte. „Ich freue mich, dass du so denkst. Denn du musst wissen, ich bin J.A. Haskell.“
Er runzelte die Stirn. „Wovon redest du?“
„Ich sagte dir bereits, dass ich die Bostoner Niederlassung für einige Zeit geleitet habe. Ich bin es, die Mr Shearing eingestellt hat, damit er Haskells Stelle einnimmt, denn ich wollte ja hierher reisen. Du siehst also, ich bin daran interessiert, dafür zu sorgen, dass er so fähig ist, wie er wirkte.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube das nicht. Wie konntest du so eine Stellung schaffen?“
Sie lächelte triumphierend. „Ich habe meinem Vater geholfen, ehe er starb. Nach seinem Tod beschloss ich, dass ich es müde war, zu Hause zu sitzen und zu trauern. Daher ging ich ins Kontor und begann zu arbeiten. Ungefähr zur selben Zeit wurde der echte Mr Haskell krank. Er musste die Firma verlassen. Ich habe seinen Posten übernommen. Ich schwieg über mein Tun, aber ich bin sicher, dass es Leute gab, die davon wussten. Sie waren klug genug, nichts zu verraten.“
Er schüttelte wieder den Kopf. „Ich hätte es wissen sollen. Anhand der Briefe, die ich bekommen habe, hätte ich erkennen müssen, dass sie von einer Frau geschrieben waren.“
„Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber es stimmt. Und der Grund, warum ich heute hier bin, ist der, dass ich eine Aufgabe suche. Ich verliere den Verstand, wenn ich weiterhin in deinem Haus sitze und nichts weiter zu tun habe außer Lesen und Nähen.“
„Du bist hier, weil du arbeiten willst?“ Rule konnte es kaum glauben. Er war sicher, dass seine Augenbrauen nun beinahe seinen Haaransatz berührten.
„Das sagte ich gerade.“
„Das ist unmöglich.“
„Und warum?“
„Abgesehen von der Tatsache, dass du eine Frau bist, bist du außerdem noch meine Frau. Das ist der Grund.“
„Deine Schwägerin besitzt ein Hutgeschäft und sie ist die Ehefrau eines Dukes. Nach allem, was ich gehört habe, arbeitet sie dort noch gelegentlich.“
„Ein Hutgeschäft ist nicht dasselbe wie eine Waffenfabrik.“
„Nein, zum Glück ist es das nicht. Es interessiert mich nicht im Geringsten, Hüte zu machen. Verkäufe und Lagerbestände interessieren mich, Methoden, mit deren Hilfe wir die Produktion steigern können, so etwas finde ich faszinierend.“
„Nein.“
Sie stemmte die kleinen Hände in die Hüften. „Wenn du mich nicht engagierst, werde ich überall in London anklopfen, bis ich jemanden finde, der das tut.“
„Ich schwöre, Violet
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