Verfuehrung in bester Gesellschaft
Bräutigam und hatte die gleichen dunklen Haare und Augen.
„Ja, das ist sie.“ Und sie ist klug, dachte Lucas, was zweifellos der Grund war, warum sie gewissermaßen mit Gewalt vor den Altar gezerrt werden musste. Er würde einen miserablen Ehemann abgeben. Jede nur halbwegs intelligente Frau konnte das sehen. Abgesehen von dem Verlangen, das sie für ihn empfand, hatte sie ihn nicht gewollt. Tatsächlich hatte sie vorgehabt, mehr als dreitausend Meilen zwischen sich und ihn zu bringen. Warum ihm das etwas ausmachte, wusste er nicht.
Lucas zwang sich, in den Mittelgang zu sehen. Dort stand Caroline und wartete darauf, dass die Orgelmusik einsetzte. Sie trug ein so helles zartblaues Seidenkleid, dass es beinahe weiß wirkte, und ihr goldenes Haar war versteckt unter einem Tüllschleier. Sie nahm Rules Arm. Ihre Großmutter ging auf sie zu und drückte ihr die Hand. Caroline neigte den Kopf und küsste die Wange der älteren Frau.
Der Organist legte die Hände auf die Tasten, und als die ersten Akkorde erklangen, drehte Caroline sich herum und sah Lucas direkt in die Augen. Er spürte ihren durchdringenden Blick. Er fühlte sich an wie ein Hieb in die Magengrube.
Es hatte ihm nicht gefallen, dass ein Teil von ihm froh gewesen war, als sie zusammen in der Bibliothek erwischt worden waren. Vom ersten Augenblick an hatte er sich zu Caroline Lockhart hingezogen gefühlt. Nicht genug natürlich, um ihr einen Antrag zu machen, aber dennoch stark genug, um sie sich in seinem Bett zu wünschen.
So wie es aussah, würde genau das passieren – früher oder später.
Lucas seufzte. Wenn er den Rat seines besten Freundes befolgte, dann würde es nicht heute Nacht passieren.
Während er darauf wartete, dass seine Braut zu ihm zum Altar kam, fluchte er innerlich.
Der Handel war perfekt. Griffin Manufacturing würde unter der Bedingung an Charles Whitney verkauft werden, dass er die Südstaaten nicht bewaffnen würde.
Es hatte Violet überrascht, dass der Mann damit einverstanden war. Damit eine Firma gewinnbringend arbeitete, brauchte sie viele zahlungskräftige Kunden. Würden die Zeichen nicht auf Krieg hindeuten, wäre es egal, wer die Waffen kaufte, die Griffin produzierte. Aber Whitney stand der Sklaverei ebenfalls kritisch gegenüber, und da es viele Kunden für die qualitativ hochwertigen Waffen gab, die Griffin herstellte, war er mit den Kaufbedingungen einverstanden.
Während der folgenden Tage gingen Whitneys Anwälte die Verträge durch, seine Fachleute unternahmen eine gründliche Inspektion der Fabrik und die Gewinne, die sich in den Büchern zeigten, wurden gebilligt.
„Und Ihr Mann in Amerika hat auch die Niederlassung in Boston für gut befunden?“, erkundigte sich Rule während einer Besprechung.
„Das ist richtig.“
„Wir werden auf seine endgültige Zustimmung warten müssen, bis wir den Handel in Amerika perfekt machen, aber den Verkauf hier in London sollten wir bis Ende der Woche beschlossen haben.“
„Gut“, sagte Whitney und lächelte unter seinem braunen, von Silberfäden durchzogenen Schnurrbart. „Es gibt noch einige Punkte, über die wir reden müssen. Sobald diese geklärt sind, werde ich meinen Anwalt beauftragen, einen letzten Termin festzusetzen, sofern Sie damit einverstanden sind.“
„Natürlich“, stimmte Rule zu.
Whitney wandte sich an Violet. „Mylady?“
„Meinem Vater würde es gefallen, wenn ein Mann Ihres Charakters das Geschäft übernimmt, das er unter so vielen Mühen aufgebaut hat.“
Nach dem Treffen machte sich Violet an die tägliche Abrechnung und plante die neuen Investitionen voraus. Sie nahm die Informationen über die Projekte, von denen Rule gewollt hatte, dass sie sie sich ansah, mit nach Hause und saß jetzt im Salon, um sie durchzugehen.
Sie war gerade in einen Vorschlag über eine Eisenbahnlinie vertieft, die London mit York verbinden sollte, als das vertraute leise Klopfen des Butlers ertönte.
„Was gibt es, Hat?“, fragte sie, als er die schwere Tür aufschob.
„Mylady, Ihre Cousine Mrs Barclay ist gekommen.”
Mrs Barclay. Das klang noch immer fremd. „Bitte führen Sie sie herein.“ Violet war nicht sicher, ob sie sich freuen sollte, ihre frisch vermählte Cousine zu sehen, oder ob sie besorgt sein sollte, weil Caroline überhaupt gekommen war.
Ein Blick in das angespannte Gesicht ihrer Cousine beantwortete ihr diese Frage.
„Du meine Güte, was ist passiert?“
Als sie sich neben Violet auf das Sofa gesetzt hatte, zog
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