Verfuehrung in bester Gesellschaft
gern um einen Gefallen bitten.“
Er zog eine Braue hoch. „Darf ich fragen, um was es geht?“
Violet lächelte. „Dieser Simon Pratt, den Mr Whistler erwähnte.“
„Was ist mit ihm?“ In seiner Stimme lag immer noch ein Hauch von Missbilligung, dass sie ohne ihn dorthin gegangen war.
„Bei ihm wohnt ein Kind, ein kleiner Junge von ungefähr sieben Jahren. Sein Name ist Billy Robin. Ich glaube, im Haus gibt es noch mehr Kinder.“
„Sprich weiter.“
„Du hast gehört, was Mr Whistler sagte. Danny hat zwei Finger verloren, als er für Pratt arbeitete. Der kleine Billy war zu Hause, weil er sich die Hände so schwer verbrannt hatte, dass er nicht arbeiten konnte. Er wartet darauf, dass sie verheilen.“ Sie streckte den Arm aus und berührte Rules Hand. „Wir müssen etwas tun, Rule. Es ist gegen das Gesetz, Kinder als Kaminkehrer einzusetzen. Wir können das, was dieser Mann tut, nicht einfach durchgehen lassen.“
Im Schein der Kutschenlampe sah sie, wie er nickte. „Ich werde mit Royal sprechen und fragen, ob er jemanden kennt, der sich für sie einsetzen kann. Aber wahrscheinlich handelt es sich um Waisen, Violet. Am Ende ergeht es ihnen anderswo vielleicht schlimmer, als wenn sie für Pratt arbeiten.“
„Aber du kennst doch bestimmt einen Ort, an dem sie Schutz finden können, an dem sich jemand um sie kümmert.“
Rule schien darüber nachzudenken. „Wo du es erwähnst – ich kenne tatsächlich jemanden. Annabelle Greer unterstützt ein Waisenhaus. Ich werde sie fragen, ob sie dem kleinen Billy und den anderen Kindern helfen kann.“
„Oh Rule, das wäre wunderbar! Und wir werden Danny finden. Wenn wir das geschafft haben, wissen wir mehr über das, was an jenem Tag im Hotel geschah.“
„Hoffen wir es.“
„Wir werden deine Unschuld beweisen“, versicherte sie ihm. Sie sah in seine Augen und entdeckte einen Ausdruck, den sie darin noch nie zuvor gesehen hatte.
Er beugte sich über die Samtpolster und küsste sie. Er hob sie hoch, setzte sie auf seinen Schoß und küsste sie weiter.
„Ich brauche dich“, sagte er und ihr wurde warm ums Herz. Sie wusste, dass er besorgt war. Er stand unter Mordverdacht. Er musste für ein Weilchen Vergessen finden und sie wollte ihm dazu jede Möglichkeit bieten.
Er schob sie zurück auf ihren Platz und liebte sie gleich an Ort und Stelle. Im sanften Schein der Messinglampe steigerte jedes Schaukeln und Rütteln der Kutsche ihre Empfindungen.
„Gütiger Himmel“, stöhnte Rule und rang um Beherrschung. Als sie ihren Höhepunkt erreichte, erlebte er dasselbe, drang in sie ein, bis sie schrie und erschauerte. Unter ihrer Handfläche fühlte sie den festen Schlag seines Herzens.
Er richtete sich auf und strich eine Strähne ihres schweren roten Haars aus ihrem Gesicht. „Ich verstehe das nicht. Ich kann einfach nicht genug von dir bekommen.“
Bei seinen Worten schlug Violets Herz schneller.
Doch dann gewann die Besorgnis wieder die Oberhand. Es lagen so viele Probleme vor ihnen. Die Kinder, die ihre Hilfe benötigten, der schwerwiegende Mordverdacht und die Frage, ob sie ihn aufklären konnten.
Als sie ihre Kleider wieder richtete, betete Violet, dass sie einen Weg durch dieses undurchsichtige Dickicht finden würde.
Jeffrey stand vor dem Kamin seiner Suite im Parkland Hotel und nippte an einem Glas feinsten Tennessee Whiskeys. In einem Stuhl ihm gegenüber las J. P. Montgomery gerade den Artikel auf der ersten Seite der London Times zu Ende und legte die Zeitung dann neben sein eigenes Whiskeyglas auf den Tisch.
„Nun, wie es aussieht, ist Charles Whitney aus dem Rennen“, sagte er.
Jeffrey warf einen Blick auf die Zeitung, die er gelesen hatte, ehe Montgomery eintraf. „Das stimmt.“
„Schlimme Sache – einfach so erschossen hier in seinem Hotelzimmer.“
„Ja, das ist es. Offensichtlich glaubt die Polizei bereits zu wissen, wer ihn getötet hat. Sie prüfen die Beweise und hoffen, bald eine Verhaftung vornehmen zu können.“
Montgomery musterte ihn über den Rand seines Glases hinweg. „Ich frage mich, wer den armen Burschen erledigt hat. Nicht dass sein Tod mir leidtäte, denn wenn Whitney aus dem Weg geräumt ist, wird Dewar einen anderen Käufer finden müssen.“
Jeffrey nahm einen Schluck. „Vielleicht nimmt er unser Angebot diesmal an.“
„Könnte sei. Aber vielleicht wäre es besser, wir würden jemanden hier aus der Gegend finden, der unser Angebot in seinem Namen unterbreitet. Ganz offensichtlich liegt
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